Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Erntezeit im Bildungshaus in Magenbuch
Kinder sammeln beim Projekt praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft
MAGENBUCH (sz) - Im Oktober ist Erntezeit im Haus Kombile, dem Bildungshaus in Magenbuch, das aus Kindergarten und jahrgangsgemischter Klasse 1/2 besteht. „Säen und ernten“heißt dieses Projekt, das sich jährlich von April bis November erstreckt und in Kooperation mit dem Kästle-Hof in Einhart durchgeführt wird. In dieser Bildungspartnerschaft machen die Kinder praktische Erfahrungen mit der regionalen Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Gerade noch rechtzeitig vor weiteren Corona-Einschränkungen konnte der traditionelle Ernte-Dank mit Marktgeschehen im Haus Kombile durchgeführt werden.
In diesem Frühjahr war durch den Lockdown die Schule geschlossen. Somit übernahm der Kästle-Hof die Saat der Kartoffeln, was ansonsten die Schüler in Handarbeit machen. Zur Kartoffelernte Ende September hatten dann wieder alle 50 Kinder im Alter von drei bis acht Jahren ihren tatkräftigen Einsatz. In einem arbeitsteiligen Verfahren sammelten, säuberten, wogen und verpackten die Erntehelfer die Kartoffeln aus einer 100 Meter langen Kartoffelreihe bereits auf dem Acker marktgerecht zum Verkauf.
In der Woche darauf war die Apfelernte in Magenbuch angesetzt. Schließlich galt es wieder Apfelsaft für das Bildungshaus zu beschaffen, der das ganze Schul- und Kindergartenjahr den Durst der Kinder stillen soll. Die Eltern und Pädagogen organisierten mit Kindern aus dem Bildungshaus die Apfelernte außerhalb der Schul- und Kindergartenzeit. Viele kleine und größere Apfelspenden wurden bei dieser solidarischen Sammelaktion erzielt und ein voller Erntewagen konnte zur Mosterei fahren. Der dritte Ernteeinsatz war wieder auf dem kleinen Rübenacker vom Kästle-Hof in Einhart. Die Rüben wuchsen das Jahr über zu stattlichen „Brocken“heran und waren bereit zur Ernte. Schließlich pflegt man im Einzugsgebiet des Bildungshauses den Brauch des „Rüben-Geisterns“. Jetzt war Muskelkraft gefragt. Die Kinder ernteten die Rüben kindgemäß, packten sie am Blätterschopf und zogen sie mit vereinten Kräften nacheinander aus der Erde. Das Laub wurde entfernt und die „Geisterköpfe“auf den Wagen gehoben. Nach getaner Erntearbeit galt es nun die Erntedankfeier und den Herbstmarkt im Haus Kombile zu gestalten. Frühzeitig wurden im Bildungshaus bereits Musikstücke und Lieder eingeübt, sowie Herbstgedichte in Szene gesetzt. Eine Auswahl dessen wurde mit Eltern, Großeltern und Dorfbewohnern im Kombile-Hof zelebriert. Ein besonderes Erlebnis dabei war für die Kinder das Marktgeschehen. Dort wurden die geernteten Produkte von den Kindern mit Maske an die Kunden verkauft. Das anschließende Rübengeister-Schnitzen in Kooperation mit der Jugendfeuerwehr Einhart musste abgesagt werden. Das Geistern durch die Gassen in den Dörfern obliegt alleine den Familien. Jedes Kind kann ein Rübengeisterfoto ins Bildungshaus schicken, wo dann nach den Herbstferien eine Bildergalerie zur Betrachtung und Erinnerung aufgebaut wird.