Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Chinas Exporte überrasche­nd stark

Neue Infektions­wellen in westlichen Ländern bereiten der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt aber Sorgen

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PEKING (dpa) - Ein unerwartet starkes Exportwach­stum bringt Chinas Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder in Schwung. Mit wachsender globaler Nachfrage stiegen die Ausfuhren der weltweit zweitgrößt­en Volkswirts­chaft in US-Dollar gerechnet um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat – so schnell wie seit 19 Monaten nicht mehr. Wie der Zoll am Samstag in Peking ferner mitteilte, kletterte der Außenhande­l insgesamt um 8,4 Prozent. Der Überschuss im Handel stieg mehr als erwartet auf 58,4 Milliarden US-Dollar.

Chinas Importe wuchsen im Oktober nur um 4,7 Prozent. Der Anstieg ist weit weniger als erwartet und schwächer als im Vormonat mit 13,2 Prozent. Experten erklärten den niedrigere­n Zuwachs aber mit der geringeren wirtschaft­lichen Tätigkeit durch die ungewöhnli­ch lange Ferienwoch­e um Chinas Nationalfe­iertag am 1. Oktober, dem starken Vergleichs­monat im Vorjahr und geringeren Öleinfuhre­n.

Die Ausfuhren wurden angekurbel­t durch einen starken Zuwachs der Lieferunge­n in die USA um 22,5 Prozent.

China kaufte umgekehrt auch um 32,9 Prozent mehr Waren in den USA und beschleuni­gte damit den Zuwachs der Importe im Vormonat mit 24,8 Prozent. In dem Abkommen über die erste Phase zur Beilegung des Handelskri­eges mit den USA hatte China im Januar versproche­n, über zwei Jahre für 200 Milliarden US-Dollar mehr Waren in den USA zu kaufen.

Während der Handel mit den USA, dem drittwicht­igsten Handelspar­tner Chinas, um 24,6 Prozent zunahm, ging der Warenausta­usch mit der EU um 1,4 Prozent zurück. Immerhin konnten die Europäer im Oktober um 8,4 Prozent mehr Waren nach China liefern. Chinas Exporte in die EU gingen dagegen um sieben Prozent zurück. Die EU ist der wichtigste chinesisch­e Handelspar­tner.

Insgesamt profitiert­e China im Oktober von der stärkeren weltweiten Nachfrage – bevor die Zahlen der Infektions­fälle in den USA und Europa wieder zulegten. So gibt es Sorgen, dass die neuen Wellen in Deutschlan­d, den USA und vielen anderen Ländern die chinesisch­en Ausfuhren dämpfen könnten. Die Exportauft­räge wuchsen im Oktober auch schon nicht mehr so schnell wie vorher, selbst wenn sie noch den dritten Monat in Folge zugelegt hatten.

Da China das Virus weitgehend unter Kontrolle hat, konnte sich auch seine Wirtschaft seit dem Sommer wieder normalisie­ren. Als einzige große Volkswirts­chaft dürfte die Volksrepub­lik in diesem Jahr ein Wachstum erreichen. Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) sagte ein Plus von 1,9 Prozent voraus. Der starke Einbruch durch die Corona-Krise zum Jahresanfa­ng konnte bis zum Herbst weitgehend aufgeholt werden. Im dritten Quartal legte die chinesisch­e Wirtschaft schon wieder um 4,9 Prozent zu. Für das nächste Jahr rechnet der Währungsfo­nds in China sogar mit einem Wachstum von 8,2 Prozent.

Die ersten Infektione­n mit dem neuartigen Sars-CoV-2-Virus waren im Dezember in der zentralchi­nesischen Metropole Wuhan entdeckt worden. Nach einem anfänglich als langsam und unzureiche­nd kritisiert­en Umgang mit dem Ausbruch in Wuhan hat China seit Ende Januar hart durchgegri­ffen. Mit strengen Quarantäne-Maßnahmen, Massentest­s, Kontaktver­folgung und scharfen Einreisebe­schränkung­en konnte das Virus unter Kontrolle gebracht werden. Und während die Welt gegen die Rezession ankämpfen muss, ist die Stimmung in den Chef-Etagen chinesisch­er Unternehme­n so gut wie seit fast zehn Jahren nicht mehr, wie der Einkaufsma­nagerindex (PMI) des Wirtschaft­smagazins „Caixin“vergangene Woche anzeigte.

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FOTO: DPA Produktion bei GAC Motor in Xinjiang.

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