Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Goldener Löwe kehrt zurück an seinen Platz

Erbin hat Löwenfigur als Erinnerung behalten – Ortsvorste­her ermöglicht die Rückkehr

- Von Karl-Otto Gauggel

HARTHAUSEN AN DER SCHER - Wer in Harthausen nach dem Gasthaus „Zum Löwen“fragt, bekommt von vielen ein Schulterzu­cken, da die alte Gaststätte bei den Harthauser Bürgern eigentlich nur als „Bruihaus“bekannt ist. Vor 30 Jahren haben Emine und Kamil Balci das zentral im Ort gelegene Gasthaus vom Vorbesitze­r gekauft und in den beiden letzten Jahren von Grund auf renoviert und ausgebaut. Jetzt hat auch das letzte symbolisch­e Stück, ein goldener Löwe, wieder zu seinem ursprüngli­chen Platz gefunden.

Als alles fertig war, sei die Frage aufgetauch­t, erzählt Kamil Balci mit einem Schmunzeln im Gesicht, wo der goldene Löwe wohl geblieben sei, den sie aus alten Fotos kannten und der früher über dem Eingang auf seinen Hinterbein­en stehend mit langer, herausgest­reckter Zunge wachte.

Die beiden recherchie­rten und fanden heraus, dass die Erbin der Gaststätte Josefa Hauser, die das Gasthaus bis zu ihrem Umzug nach Balingen betrieb, Ende der 1980erJahr­e die Löwenfigur als Erinnerung an ihre alte Heimat mitgenomme­n hat. Bald danach schenkte sie die historisch­e Figur dem Winterling­er Heimatmuse­um, welches im ehemaligen Rathaus von Harthausen eingericht­et ist, nur wenige Schritte vom Gasthaus Löwen entfernt.

Bei der Wirtsfamil­ie indes reifte während der Endphase der Renovierun­gsarbeiten der Gedanke, ob es wohl möglich wäre, den Namensgebe­r ihres Hauses und das Symbol der ehemaligen Löwenbräu-Hausbrauer­ei wieder an seinen alten Stammplatz zurückzuho­len.

Kamil Balci wandte sich mit diesem Anliegen zunächst an Ortsvorste­her

Emil Oswald, der von der Idee begeistert war, sich als Vermittler bei der Gemeinde einsetzte und so die Rückgabe der Figur als Dauerleihg­abe an das Gasthaus ermöglicht­e.

Eine stabile Aufhängevo­rrichtung, einen sogenannte­n Ausleger für das etwa einen halben Meter hohe Standbild aus Eisen fanden die Beteiligte­n bei einem Antiquität­enhändler bei Waiblingen im Remstal, von dem sie ein altes und von der Ausformung her passendes Gestänge

erwerben und auf die Alb holen konnten. Der Harthauser Malermeist­er Albert Kromer hat sich danach der Sache angenommen und den über die vielen Jahre etwas verblasste­n Löwen wieder mit Goldlack aufgefrisc­ht. Auch der Ausleger musste restaurier­t und farblich angepasst werden.

Seit einigen Wochen nun begrüßt der goldene Löwe wieder von seinem Stammplatz herab in neuem Glanz die Gäste im „Bruihaus“wie in alten Zeiten. Familie Balci wird zusätzlich noch Strahler anbringen, damit der König der Tiere auch in der Dunkelheit leuchten kann.

Das Löwen-Comeback steht aktuell jedoch unter keinem guten Stern: Der zweite Lockdown in diesem Jahr bereitet auch dem Familienbe­trieb große Sorgen. Der Löwen musste wegen der Pandemiebe­schränkung­en kurz nach Abschluss der Renovierun­gsarbeiten schon wieder schließen und bietet jetzt nach telefonisc­her Absprache Speisen zur Abholung an.

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FOTO: KARL-OTTO GAUGGEL Nach seiner Rückkehr aus dem Museum begrüßt der goldene Löwe seit wenigen Wochen von seinem alten Stammplatz herab die Gäste im „Bruihaus“in Harthausen auf der Scher.

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