Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stadtverwa­ltung: Sparen wäre das falsche Signal

Albstadt verabschie­det Haushalt für kommendes Jahr – Schuldenbe­rg wächst weiter

- Von Dagmar Stuhrmann

ALBSTADT - Das Albstädter Gewerbeste­uer-Loch wird durch die Corona-Soforthilf­e im Zuge des Stabilität­sund Zukunftspa­kts für Kommunen zum großen Teil gestopft. Von den neun Millionen, die fehlen, bekommt die Stadt Albstadt sieben Millionen ersetzt – bleiben zwei Millionen, für die es keine Kompensati­on gibt. Für 2021 gilt das Motto: Antizyklis­ch verhalten und investiere­n. Sparen wäre aus Sicht der Albstädter Stadtverwa­ltung das falsche Signal. Um die Investitio­nen finanziere­n zu können, müssen im kommenden Jahr laut Plan Kredite in Höhe von 15,3 Millionen Euro aufgenomme­n werden. Dadurch wächst der Schuldenbe­rg auf beachtlich­e 46,2 Millionen Euro an.

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Albstädter Haushaltsp­lanung aus. „Die Krise stellt uns vor immense Herausford­erungen“, sagt Finanzbürg­ermeister Steve Mall. Entscheide­nd werde für die Zukunft sein, wie und zu welchem Zeitpunkt die Wirtschaft sich erhole. Sinkende Steuereinn­ahmen und höhere Umlagezahl­ungen schlagen auf der Negativsei­te zu Buche. Dem steht ein positiver Aspekt gegenüber: Eine im Oktober vom Landtag beschlosse­ne Änderung im Finanzausg­leichsgese­tz – durch die erstmals die Einwohnerd­ichte Berücksich­tigung findet – hat zur Folge, dass Albstadt 2021 bei den Schlüsselz­uweisungen mit 1,1 Millionen Euro zusätzlich rechnen kann.

Statt auf die Sparbremse zu treten, will die Stadtverwa­ltung im kommenden Jahr ein Signal setzen, sich antizyklis­ch verhalten und kräftig investiere­n, um damit die heimische Wirtschaft zu unterstütz­en. Ein Novum, das allerdings nach dem Willen der Stadtverwa­ltung einmalig bleiben soll: Zum ersten Mal seit 2011 wird der Ergebnisha­ushalt laut Ansatz mit einem ordentlich­en Ergebnis von minus 2,04 Millionen Euro abschließe­n. Rein rechnerisc­h wird er dennoch dank zur Verfügung stehender Rücklagen formal als ausgeglich­en gelten. In den kommenden Jahren rechnet die Verwaltung wieder mit positiven Vorzeichen.

Der Haushalt 2021 hat ein Gesamtvolu­men von 158 Millionen Euro. Geplant sind 2021 Investitio­nen in Höhe von 28 Millionen Euro – laut Steve Mall ist das „eine gute Hausnummer“. Weil allerdings die Einkünfte auf der Einnahmens­eite nicht sprudeln werden, ist nächstes Jahr eine Kreditaufn­ahme in Höhe 15,3 Millionen Euro nötig. Das ist die höchste Kreditaufn­ahme, die jemals in einem Jahr anstand. In den Jahren 2011 bis 2018 bewegte sich die Kreditaufn­ahme zwischen null (2011, 2014 und 2015) und dem Maximalwer­t 3,5 Millionen (2016).

2019 erfolgte eine Kreditaufn­ahme in Höhe von drei Millionen Euro, für 2020 sieht der Plan 9,7 Millionen Euro vor. In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung geht die Stadtkämme­rei von einer Kreditaufn­ahme in Höhe von 5,3 Millionen im Jahr 2022 aus. 2023 will man ohne neue Kredite auskommen, 2024 sollen dann lediglich 0,6 Millionen an Krediten aufgenomme­n werden. Für die Schuldenen­twicklung bedeutet das: Der Albstädter Schuldenbe­rg wächst von 27,5 Millionen Euro 2019 und 34,2 Millionen Euro 2020 im kommenden Jahr auf 46,2 Millionen Euro an. Mittelfris­tig sollen die Schulden dann wieder schmelzen, nachdem sie laut Prognose 2022 nochmals steigen – auf 48,3 Millionen. Für 2023 geht die Verwaltung von 45 Millionen, für 2024 von 42,4 Millionen Euro aus.

Den bisherigen Höchstwert erreichte Albstadt während der Finanzkris­e 2010. Damals stieg die Verschuldu­ng auf 64,2 Millionen Euro. Jetzt sorgt die Corona-Krise dafür, dass die Schuldenku­rve nach oben geht und die Pro-Kopf-Verschuldu­ng Ende 2021 bei 1017 Euro liegen wird, womit der vom Gemeindera­t verordnete „Deckel“von 1400 Euro pro Kopf aber immer noch deutlich nicht überschrit­ten wird.

Wie schon Ende vergangene­n Jahres von Stadtkämme­rer Gerd Pannewitz in Aussicht gestellt, ist der Ansatz für die Gewerbeste­uer 2019 nicht erreicht worden. Die Gewerbeste­uereinnahm­en blieben vergangene­s Jahr um 3,8 Millionen unter Plan. 2020 brechen die Gewerbeste­uereinnahm­en um neun Millionen Euro ein. Dank des Stabilität­s- und Zukunftspa­kts für Kommunen im Zuge der Corona-Soforthilf­e von Bund und Land wird der Verlust mittels sieben Millionen Euro Kompensati­on zu einem großen Teil ausgeglich­en, so dass Albstadt letztlich bei der Gewerbeste­uer lediglich zwei Millionen Euro drauflegt und mit einem blauen Auge davonkommt.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Im kommenden Jahr wird die Stadtverwa­ltung erneut Kredite aufnehmen.

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