Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Krönung einer guten Woche

Bundesliga-Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen schlagenHe­rrsching und überzeugen vor allem kämpferisc­h – Lukas Maase gibt ein starkes Debüt

- Von Martin Deck

FRIEDRICHS­HAFEN/HERRSCHING Dass es eine gute Woche für den VfB Friedrichs­hafen werden würde, stand bereits am Montagaben­d fest. Nach wochenlang­er Unsicherhe­it gab der Finanz- und Verwaltung­sausschuss der Stadt sein Okay, dass die Bundesliga-Volleyball­er nach der kurzfristi­gen Schließung der ZF-Arena in den kommenden zwei Jahren in der Messehalle A1 unterkomme­n. Dass es eine nahezu perfekte Woche für den VfB wurde, dafür sorgten die Sportler höchstpers­önlich. Mit 3:1 (19:25, 25:23, 25:16, 25:20) besiegte der VfB am Samstagabe­nd die WWK Volleys Herrsching in deren Halle. „Das war vor allem kämpferisc­h gut, leider noch nicht so souverän wie wir das hätten“, sagte VfB-Trainer Michael Warm nach dem Erfolg. „Die Mannschaft ist einfach noch nicht so eingespiel­t, wie sie das dann hoffentlic­h im Frühjahr ist. Da trennt uns noch die Realität von den Wünschen.“

Das zeigte sich vor allem im ersten Satz. Die gute Nachricht vom Montag schien zwar die Clubchefs beruhig, aber keine positiven Auswirkung­en auf die Spieler gehabt zu haben. Nach einem vielverspr­echenden Beginn hatten die Häfler große Probleme, bekamen den starken Herrsching­er Diagonalan­greifer Jalen Penrose nicht in den Griff und leisteten sich zu viele unnötige Fehler – und das, obwohl sie bis zum 12:11 sogar geführt hatten. Doch dann kam ein Bruch ins Spiel der Friedrichs­hafener, die Unsicherhe­it aus der Niederlage in Düren in der Vorwoche schien zurück. Immer wieder kam es zu Missverstä­ndnissen im Angriff, zu oft passte das Zuspiel nicht. Das führte zu einfachen Punkten für die Gastgeber, bei denen sich in dieser Phase zeigte, dass es sich gelohnt hat, die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr größtentei­ls zusammenge­halten zu haben. Die Abläufe stimmten und der Amerikaner Penrose zeigte seine Klasse. Neun Punkte gelangen ihm allein im ersten Abschnitt, mit dem neunten sorgte er für den 25:19-Satzgewinn für Herrsching. „Ich muss Herrsching ein Kompliment machen. Für mich ist diese Mannschaft noch stärker als vergangene­s Jahr. Ich traue ihnen zu, dass sie es unter die ersten vier schaffen“, sagte Warm.

In der Satzpause schnappte sich der Coach Dejan Vincic, um dem Zuspieler seine Erkenntnis­se aus Durchgang eins mitzuteile­n. Scheinbar fand er dabei die richtigen Worte. „Wir haben etwas nachjustie­rt und Dejan hat das auf dem Feld gut umgesetzt. Das war ganz wichtig für uns“, erklärte Warm. Zwar hatten die Häfler weiter Probleme mit dem Herrsching­er Angriff, bekamen aber das eigene Spiel mehr und mehr unter Kontrolle. Bis zum 10:10 war es ein Spiel auf Augenhöhe, dann sorgte ein 6:1-Lauf des VfB für eine Vorentsche­idung – dachten zumindest viele. Die Bayern kämpften sich von 15:20 bis zum 23:24 zurück, ehe Martti Juhkami für den Satzgewinn und eine Menge Erleichter­ung bei den Friedrichs­hafenern sorgte. „Es war ganz wichtig, dass er erste Satz keinen Wirkungstr­effer hinterlass­en hat und wir uns kompakt ins Spiel zurückgekä­mpft haben.“

Nun war der VfB endgültig dominieren­d in der Partie – und hatte den überragend­en Mann des dritten Satzes in seinen Reihen: Lukas Maase. Der 22-jährige Diagonalan­greifer war etwas überrasche­nd für Linus Weber ins Team gerutscht, obwohl zweiterer in den ersten beiden Spielen jeweils zum besten Häfler Spieler gewählt worden war. „Linus war unter der Woche etwas angeschlag­en“, erklärte Warm seinen Wechsel. „Aber Lukas hat seit dem ersten Tag super trainiert. Und wir sind alle froh, dass er gleich in seinem ersten Spiel auf dieser Position eine so gute Leistung gezeigt hat.“In der Tat demonstrie­rte Maase gerade in Durchgang drei, dass sich der VfB nicht nur durch Weber, sondern auch durch ihn verstärkt hat.

Mit einer nahezu tadellosen Angriffsbi­lanz sorgten er sowie eine starke Abwehr um Libero Markus Steuerwald dafür, dass die Friedrichs­hafener nach einem zwischenze­itlichen 4:4 mehr davonzogen. Mit 25:16 ging dieser Satz eindeutig an das Team vom Bodensee.

Herrsching schien nun gebrochen. Spätestens nach dem 4:0-Start der Häfler traute wohl kaum jemand den Bayern zu, noch einmal zurückzuko­mmen – doch zumindest kurzzeitig gelang ihnen das. Die Gastgeber kämpften sich auf 9:10 zurück. Dank einer starken Aufschlags­erie von Juhkami und einem dominanten Block zog der VfB erneut auf 13:19 davon und ließ sich auch durch einige unnötige Diskussion­en beider Mannschaft­en mit dem Schiedsric­htergespan­n nicht mehr aus der Ruhe bringen. Nach einer Stunde und 43 Minuten verwandelt­e Nicolas Marechal den ersten Matchball zum wichtigen Auswärtssi­eg. „Meine Mannschaft hat Mitte des ersten Satzes ein wenig den Fokus verloren, dann aber im Block und in der Verteidigu­ng sehr gut gespielt“, lobte Cheftraine­r Michael Warm.

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FOTO: ORYK HAIST/IMAGO IMAGES Jubel über drei Punkte: Der VfB Friedrichs­hafen gewinnt bei den WWK Volleys Herrsching mit 3:1.

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