Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Hürden-Springer von der Isar

Trotz einiger Nebenkrieg­sschauplät­ze lässt sich der FC Bayern nicht vom Weg abbringen

- Von Patrick Strasser

DORTMUND - Nun ist die Sache gekippt. Nein, nicht das Meistersch­aftsrennen, dafür ist es zu früh in der Saison. Doch an diesem siebten Spieltag konnte der FC Bayern München seine ewige Bundesliga-Auswärtsbi­lanz bei Borussia Dortmund ins Positive drehen. Das 3:2 war der 17. Erfolg auf schwarz-gelbem Terrain, bei 16 Niederlage­n und 19 Unentschie­den. In der Torbilanz der BVB-Heimspiele gegen die Münchner steht es nun 73:73. Ein netter Randaspekt des deutschen Clásicos.

Was den dominant auftretend­en Bayern zuletzt in der Liga fast nie passiert: Die Dortmunder hatten mehr Ballbesitz (50,9%), verzeichne­ten mehr Torabschlü­sse (15:14) und mehr Eckbälle (4:3). „Das Spiel war sensatione­ll gut. Es gab viele, viele Torchancen auf beiden Seiten“, fand Bayern-Trainer Hansi Flick, „wir haben vor dem Tor etwas entschloss­ener und effiziente­r gearbeitet.“Leon Goretzka meinte: „Wir sind marschiert, konnten über 90 Minuten Vollgas geben. Diese Spiele sind doppelt wichtig.“Und solche Siege für die Bayern erst recht.

Denn egal, welche Probleme auftauchte­n, welche „Knüppel“den Triple-Champions zwischen die Beine geworfen wurden – die Trotz-Bayern konnten jede Hürde überwinden. Die Übersicht:

Das Theater um Alaba:

Der Zoff um die Vertragsve­rlängerung von Abwehrchef David Alaba über 2021 hinaus ist hausgemach­t. Vor einer Woche hatte Präsident Herbert Hainer im TV das Angebot des Vereins zurückgezo­gen, es folgte ein Hickhack um die Deutungsho­heit, wer wann mit wem kommunizie­rt hatte. Alaba zeigte sich „verletzt und enttäuscht“, Flick war erbost, dass das Thema ausgerechn­et vor dem Klassiker beim BVB aufgemacht wurde. Gibt es nun doch eine Chance auf einen Verbleib Alabas? „Wenn David bei Bayern bleiben möchte – was ich nicht gänzlich ausschließ­en möchte – dann man muss darüber nachdenken, dass man einen gesichtssc­honenden Weg für beide Parteien findet“, sagte Vorstandsb­oss KarlHeinz

Rummenigge und betonte: „Die Tür ist noch einen Spalt auf.“Fortsetzun­g folgt in der Alaba-Posse.

Der Corona-Ärger um Süle:

Der positive Corona-Befund beim Innenverte­idiger erinnerte an den Fall Serge Gnabry vor zwei Wochen. Auch Niklas Süle wurde mittlerwei­le zweimal negativ getestet. Dennoch musste er in Quarantäne und fehlte beim Spitzenspi­el. Das Thema wird alle Vereine länger begleiten.

Die Verletzung von Kimmich:

In der 34. Minute schockte die Flick-Elf die schlimme Verletzung von Joshua Kimmich, der sich bei einer Grätsche gegen Erling Haaland, um einen Konter per taktischem Foul zu verhindern, einen Meniskusei­nriss zuzog und unter Tränen von Betreuern gestützt in die Kabine gebracht werden musste. Laut erster Diagnose muss der Bösinger wohl operiert werden und mehrere Wochen pausieren. Immerhin

ist es nicht der befürchtet­e Kreuzbandr­iss, der womöglich das Saison-Aus bedeutet hätte.

Den Rückstand durch Reus:

In der Partie gerieten die Bayern dann kurz vor der Pause durch den Treffer von Marco Reus in Rückstand als vor allem die rechte Abwehrseit­e schlecht aussah und zu einfach ausgespiel­t wurde. Aus Münchner Sicht unnötig. „Dortmund hat sich mehr darauf konzentrie­rt, auf unsere Fehler zu warten“, sagte Leon Goretzka und kritisiert­e, die Fehler wären „zu oft“aufgetrete­n und überhaupt wären es „mehr als sonst“gewesen. Dennoch änderte es nichts am Ausgang der Partie. BVB-Abwehrchef Mats Hummels erkärte: „Heute hat uns die Kaltschnäu­zigkeit vorm Tor gefehlt. Es war fast klar, dass die Effektivit­ät entscheide­t.“Lucien Favre meinte: „Ich bin als Trainer enttäuscht über die Niederlage. Aber wir haben Fußball gespielt.“

Die aberkannte­n Lewy-Treffer:

Vor Reus' 1:0 war den Bayern ein Tor von Robert Lewandowsk­i wegen hauchzarte­r Abseitsste­llung (erst durch den Check des Videoschie­dsrichters erkannt) zurückgepf­iffen worden. Dennoch schlugen die Bayern zurück. Mit dem Freistoßtr­effer von Alaba (ausgerechn­et!), dem Kopfballto­r von Lewandowsk­i (ausgerechn­et!) und Leroy Sanés Linksschus­s zum 3:1. Dass am Ende ein weiteres Tor von Lewandowsk­i wegen erneuter Abseitsste­llung – es wäre das 4:2 gewesen – erneut nach VAR-Check nicht zählen durfte, amüsierte die Bayern fast schon.

Lewandowsk­i übrigens steht nun bei 24 Treffern (19 davon für den FCB) im deutschen Klassiker – natürlich ist er damit Rekordtors­chütze. Außerdem erzielte er sein 17. Tor im 13. Bundesliga-Spiel gegen den BVB und führt damit die vereinsint­erne Torwertung gegen Dortmund klar vor Gerd Müller (14 Treffer) an.

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FOTO: LEON KUEGELER/AFP Der FC Bayern hat den Angriff des Dauerrival­en auf seine Alleinherr­schaft abgewehrt – wieder einmal.

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