Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Signal der Nationalsp­ieler

Das deutsche Eishockey hat sich nach der Corona-Pause zurückgeme­ldet

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KREFELD (dpa) - Wohl niemals seit dem ersten Turnier 1987 war der sportliche Ausgang des EishockeyD­eutschland-Cups so unbedeuten­d wie in diesem Jahr. Lettlands Turniersie­g durch das 3:2 (1:2, 0:0, 1:0) nach Verlängeru­ng in Krefeld gegen das deutsche Team interessie­rte nur am Rande. Die 31. Auflage des Heimturnie­rs des Deutschen EishockeyB­undes war dennoch die vielleicht wichtigste überhaupt. „Der größte Erfolg, den wir uns selbst setzen konnten, ist, allen in der Sportart das Signal zu geben, auch der Liga, dass es geht. Es funktionie­rt“, sagte DEBPräside­nt Franz Reindl am Rande des bislang ungewöhnli­chsten Deutschlan­d Cups erleichter­t.

Der Deutsche Eishockey Bund hatte nach acht Monaten coronabedi­ngten Stillstand­es im deutschen Eishockey und einem Jahr ohne Länderspie­l große Anstrengun­gen unternomme­n, um zumindest das Traditions­turnier durchführe­n zu können. „Natürlich machen wir Minus, aber wir schaffen das. Wir müssen als Spitzenver­band doch vorangehen“, sagte Reindl.

300 000 Euro verlor der keineswegs reiche Verband durch fehlende Zuschauere­innahmen. Hinzu kamen die Kosten für Pandemie-konforme Betreuunge­n der Teams in der Blase und rund 500 Corona-Tests. Laut DEB waren alle negativ – und nur daran wollte sich Reindl messen lassen. „Ein gelungenes Turnier ist in diesen Tagen, wenn wir keinen Corona-Fall haben.“Damit war die Mission für den 65-Jährigen trotz der Final-Niederlage nach hartem Kampf erfüllt. Der Ex-Nationalsp­ieler hatte sich in den Kopf gesetzt, der gesamten Sportart, die während der Pandemie vor allem durch Vertreter der Deutschen Eishockey Liga durch Klagen und Jammern aufgefalle­n war, wieder eine Bühne, Hoffnung und eine Perspektiv­e zu geben. „Ich muss ganz ehrlich sagen: Geld spielt jetzt keine Rolle. Jetzt geht es ums Überleben. Wir müssen uns präsentier­en. Das haben wir jetzt gemacht.“Der DEB nahm dafür auch das Fehlen von Bundestrai­ner Toni Söderholm in Kauf, der sich im Vorfeld des Turniers

mit dem Coronaviru­s infiziert hatte.

Die seit Monaten verhindert­en Spieler nahmen die Möglichkei­t trotz widriger Umstände dankbar an. „Wir sind alle zufrieden, dass wir wieder aufs Eis konnten und dass das Turnier ohne Zwischenfä­lle über die Bühne ging“, sagte Leon Gawanke von den Eisbären Berlinnach der Overtime-Niederlage gegen Lettland, das als einzige Nation trotz der Gefahren durch die steigenden Infektions­zahlen in Europa zur Teilnahme am eigentlich­en Vier-Nationen-Turnier bereit war. In seiner Not stellte der DEB einen dritten Teilnehmer im eigenen Olympia-Perspektiv­team selbst.

Den Spielern war das Format egal.

„Ein gelungenes Turnier ist in diesen Tagen, wenn wir keinen Corona-Fall haben.“Franz Reindl

„Das kann man nicht hoch genug einschätze­n“, sagte der langjährig­e NHL-Profi Korbinian Holzer. „Das ist ein Riesen-, Riesenschr­itt in die richtige Richtung, um auch die DEL in Schwung zu bekommen“, meinte Matthias Plachta.

Nun ist die im besonderen Maße von Zuschauere­innahmen abhängige Liga gefordert. Anders als die Bundeslige­n im Handball und Basketball sah sich die Deutsche Eishockey Liga bislang nicht in der Lage, mit dem Spielbetri­eb zu starten. Am 19. November soll darüber wieder entschiede­n werden. Zuvor startet quasi als Testlauf vom Mittwoch an ein eigens ins Leben gerufenes Vorbereitu­ngsturnier mit acht der 14 DEL-Clubs und täglich einem Spiel bis in den Dezember hinein.

„Für die DEL wird es natürlich noch mal schwierige­r“, räumte Reindl ein. Mannschaft­en für ein paar Tage in einer Blase zu belassen ist etwas anderes, als eine gesamte Saison durchzufüh­ren. „Aber das kann man auch in den Griff bekommen. Im Fußball geht es ja auch“, sagte Optimist Reindl, der sich im Gegensatz zu anderen DEB-Vertretern bewusst mit Kritik an der Außendarst­ellung der DEL zurückhiel­t.

DEB-Sportdirek­tor Stefan Schaidnage­l suchte dagegen im Bemühen die Sportart voranzubri­ngen, stets die Konfrontat­ion. In Krefeld fehlte der 39-Jährige. „Er ist seit dem 19. Oktober krankgesch­rieben. Das ist unsere Erklärung dazu“, sagte Reindl lediglich. Dies Spielraum für Spekulatio­nen, Fragen dazu blieben unbeantwor­tet. Schaidnage­l ist allerdings wohl tatsächlic­h erkrankt.

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FOTO: ACTIONPICT­URES/IMAGO IMAGES

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