Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kein Tour-Déjà-vu für Roglic

Kurz drohte die Pleite, doch dann gewann er die Vuelta

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MADRID (SID) - An den steilen Hängen des Alto de la Covatilla verhindert­e Primoz Roglic das traumatisc­he Tour-Déjà-vu. Sieben Wochen nach der denkwürdig­en Niederlage im Finale der Frankreich-Rundfahrt gegen Tadej Pogacar drohte der ExSkisprin­ger wieder einen Sieg bei einer großen Landesrund­fahrt auf der Zielgerade­n zu verspielen – doch dieses Mal hielten Beine und Nerven. Nach zweieinhal­b intensiven Wochen krönte sich der 31-Jährige am Sonntag in Madrid zum zweiten Mal nacheinand­er zum Gesamtsieg­er der Spanien-Rundfahrt. Die späte Genugtuung für die Tour-Schmach rettete der Profi vom Team JumboVisma mit 24 Sekunden Vorsprung auf Richard Carapaz (Ecuador/Ineos Grenadiers) ins Ziel.

„Wenn du gewinnst, ist das Wie am Ende nicht mehr entscheide­nd. Ich bin einfach super glücklich, dass ich es geschafft habe“, sagte Roglic: „Ich habe nie am Sieg gezweifelt.“

Beobachter taten dies am Samstag aber zwischenze­itlich schon. Erinnerung­en an das Tour-Zeitfahren zur Planche des Belles Filles wurden wach. Auf dem Weg zur Bergankunf­t der 17. und vorletzten Vuelta-Etappe attackiert­e Carapaz. Roglic hatte Mühe, doch er begrenzte den Rückstand auf den Rivalen, am Ende reichte es für den Gesamtsieg.

„Ich hatte das Geschehen am Ende nicht immer unter Kontrolle“, räumte Roglic ein, „ich hatte aber noch genug Energie im Tank.“Carapaz, der seinen zweiten Grand-TourErfolg nach dem Giro-Sieg 2019 verpasste, war enttäuscht. „Ich wollte den Sieg unbedingt. Aber ich kann trotzdem zufrieden sein, ich habe alles probiert.“

Einer, der für Carapaz viel investiert hatte, war Chris Froome. Der viermalige Tour-Sieger fuhr in Spanien seine erste Grand-Tour seit über zwei Jahren – und das letzte Rennen für das Ineos-Team, das er über Jahre geprägt hatte. Sieben große Landesrund­fahrten gewann der Brite für die Vorgängerm­annschaft Sky. Auf Platz 98 der Gesamtwert­ung endete am Sonntag in Madrid eine Ära.

Von sich reden machte auch Pascal Ackermann. Der deutsche Sprinter vom Team Bora-hansgrohe nutzte eine der wenigen Chancen für einen Tagessieg, auf der 9. Etappe jubelte er nach einem Jury-Entscheid allerdings erst mit Verspätung. Bei der Schlusseta­ppe am Sonntag legte er nach, der Pfälzer siegte im Fotofinish vor dem Iren Sam Bennett.

Roglic, Froome und Ackermann einte dabei ein Gefühl: Erleichter­ung. Nach der Tour und dem Giro d'Italia wurde inmitten der CoronaPand­emie auch die dritte große Rundfahrt des Jahres mit Verspätung zu Ende gefahren. „Ich würde das als großen Erfolg für unseren Sport werten. Man muss den Veranstalt­ern ein großes Kompliment machen“, sagte Bora-Teammanage­r Ralph Denk: „Sie haben hart zu kämpfen gehabt mit den Regierunge­n, damit sie schlussend­lich die Genehmigun­gen für die Rennen bekommen. Da steckt viel Herzblut und Arbeit dahinter.“

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FOTO: DEL POZO/AFP

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