Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fischer und Land setzen Raubäume in Donau
Diese sollen die Strukturvielfalt und Lebensraumbedingungen im Fluss verbessern
GUTENSTEIN (hest) - Der Fischereiverein „Donautal“Gutenstein und der Landesbetrieb Gewässer des Regierungspräsidiums Tübingen arbeiten seit etwa zwei Jahren zusammen und haben nun eine erste Maßnahme zur Verbesserung des Gewässerzustands umgesetzt.
Der Gewässerwart des Fischereivereins, Mario Menner und Vorsitzender Michael Ruhnau wandten sich Ende 2018 an die Experten des Regierungspräsidiums, um den aktuellen Gewässerzustand der Donau bei Sigmaringen zu besprechen. Daraus entstand ein ganzer Maßnahmenkatalog. Mit dem Einbringen von sogenannten Raubäumen in die Donau setzte der Landesbetrieb Gewässer die erste Maßnahme um. Raubäume sind gefällte Bäume, die bewusst in ein Gewässerbett eingebracht werden, um durch ihren Einfluss auf die Strömungsverhältnisse die Strukturvielfalt eines Flusses zu erhöhen und damit auch die Lebensraumbedingungen zu verbessern.
Zwischen der Radwegbrücke bei Thiergarten und der Eisenbahnbrücke, direkt unterhalb der Inselgruppe, wurden an vier Plätzen Raubäume in die Donau gelegt. An jeder Stelle gruben die Beteiligten zwischen drei und fünf, bis zu 20 Meter lange Fichten etwa zu einem Drittel flach bis auf die Höhe des Wasserspiegels in den Uferbereich ein und legten die Bäume mit leichter Richtung flussabwärts in die Donau. Pfähle sicherten zusätzlich die Anordnung.
Vorab mussten die Fichten in einem angrenzenden Waldstück gefällt und mit der Seilwinde eines Traktors an das gegenüberliegende Ufer gezogen werden. Mit den Raubäumen habe man Unterstände für Fische geschaffen, erläuterte Mario
Menner im Gespräch mit dieser Zeitung. Durch die Verwirbelung des Wassers in den Ästen entstehe eine Dynamik im Wasser, die Fließgeschwindigkeit verringere sich und es entstünden Kleinstrukturen am Ufer. In diesem Gewässerbereich sei bei Niedrigwasser im Sommer kaum Bewegung und auf diese Art könne der Sauerstoffeintrag erhöht werden, führte der Gewässerwart weiter aus. Es gäbe Stellen für Fische, die bewegtes Wasser bevorzugen, wie Äschen und Forellen. Der Hecht stelle sich an der strömungsabgewandten Seite des Raubaums und kann von dort seine Futterfische jagen.
Raubäume seien wichtige Rückzugsgebiete für Fische. Die unter dem Wasserspiegel liegenden Stämme böten Platz zum Laichen, die Zwischenräume der Äste würden den Jungfischen als Kinderstube dienen. Mario Menner hob auch das Entgegenkommen von Ernst Käppeler vom Käppelerhof hervor, der die beiden Ufergrundstücke am Gewässerabschnitt bewirtschaftet und aus dessen Wald die Fichten geschlagen wurden. Max Schwehr vom Landesbetrieb Gewässer sprach von einer Maßnahme zur ökologischen Gewässeraufwertung. Im Rahmen der Gewässerunterhaltung müsse die weitere Entwicklung, insbesondere bei Hochwasser, beobachtet und eventuell nachgebessert werden. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Verein und Regierungspräsidium basiert auf einem Zufall. In der Zeit, in der der Fischereiverein eine Anfrage beim Regierungspräsidium stellte, absolvierte dort Nils Heyde ein Praxissemester und suchte ein Thema für seine Bachelorarbeit. Somit hat Heyde sich in seiner Arbeit mit der Wunschliste des Vereins befasst und konkrete Maßnahmen für das Gewässer abgeleitet.