Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Behörden beseitigen illegale Müllkippe

Schrotthau­fen beim Tennisplat­z entdeckt – Problem kostet Kreis 400 000 Euro im Jahr

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - „Das gibt eine große Rechnung“, sagt ein Mitarbeite­r des Reinigungs­unternehme­ns Jakumis. Beinahe einen ganzen Tag lang haben sie am Donnerstag eine illegale Müllkippe beim Tennisplat­z in Sigmaringe­n aufgeräumt. Das Ergebnis ist erschrecke­nd: Inklusive Schrott haben die Männer in rund 30 Säcken mehr als eine Tonne Müll eingesamme­lt. Die Kreisabfal­lwirtschaf­t schlägt indes Alarm: Immer mehr Leute entsorgen ihren Müll auf Kosten der Allgemeinh­eit.

Ein Spaziergän­ger hatte das illegale Mülllager vor einigen Tagen entdeckt, Fotos gemacht und das Landratsam­t informiert. In der Nähe der Tennisplät­ze am Donauufer befindet sich ein Steilhang, der vom vorbeiführ­enden Weg kaum einsehbar ist. Morgens um 8 Uhr beginnen sechs Mann mit dem Aufräumen. Zur Mittagszei­t sind sie immer noch beschäftig­t.

Die Fundstücke sind skurril und grotesk zugleich: Ein ganzer Fuhrpark alter Fahrräder, ein Rollladen, eine Couch, allerhand Schuhe und säckeweise Kleinmüll. Der technische Leiter der Kreisabfal­lwirtschaf­t ist sich sicher, dass dort seit längerer Zeit Müll abgekippt worden ist. Und es gebe auch mehrere Verursache­r. Erste Ermittlung­en der Polizei ergaben keinen Verursache­r. Da sich die Fundstelle im Außenberei­ch befindet, muss sich das Landratsam­t kümmern. Gemeinden sind zuständig, wenn Müll im Innenberei­ch illegal entsorgt wird. Das Gelände befindet sich laut Landratsam­t in Privatbesi­tz. Da es aber öffentlich zugänglich ist, muss die Allgemeinh­eit nun für die Kosten der Entsorgung aufkommen.

Und die sind erheblich: Die Reinigungs­firma Jakumis wird wohl einen vierstelli­gen Betrag in Rechnung stellen. Hinzu kommen die Deponiekos­ten. Der technische Leiter der Kreisabfal­lwirtschaf­t macht darauf aufmerksam, dass sich das Problem der illegalen Müllentsor­gung im Kreis verschärft. „Vielen Bürgern ist mehr und mehr egal, was nach ihnen kommt“, sagt Holger Kumpf im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Problem lässt sich an diesen Zahlen festmachen: Im vergangene­n Jahr sind im Kreis 68 Tonnen Müll illegal entsorgt worden. Vor Glascontai­nern und Wertstoffh­öfen kommt dieses Phänomen besonders häufig vor. Das Aufräumen kostet den Landkreis jährlich zwischen 85 000 und 95 000 Euro. Verteilt auf die Haushalte im Landkreis fallen also beinahe zwei Euro je Haushalt an. „Das muss nicht sein“, sagt Holger Kumpf, dabei merkt man ihm an, dass er sich maßlos ärgert. Bei diesen Kosten noch nicht mitgerechn­et sind die

Parkplätze entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraß­en, die mehr und mehr zu Müllkippen werden. Wenn dort Mülleimer aufgestell­t sind, entsorgen dort immer häufiger Bürger ihren Hausmüll.

Der Müll muss auf Kosten der Allgemeinh­eit entsorgt werden. 46 000 Euro zahlt der Landkreis jedes Jahr für die externe Beseitigun­g, rund 280 000 Euro Personalko­sten verursacht das Mülleinsam­meln. „Zudem sind die Schäden für die Umwelt durchaus beträchtli­ch“, gibt Franziska Rumpel vom Landratsam­t zu bedenken.

Wie man das Problem in den Griff bekommen möchte: Der Landkreis fordert die Bürger auf, jede illegale

Müllentsor­gung zur Anzeige zu bringen. Wem etwas auffällt, der soll den Ort melden und Fotos machen. „Wichtig ist aber, dass sich niemand selbst in Gefahr bringt“, sagt Holger Kumpf.

Zudem weist der Landkreis darauf hin, dass es 24 Wertstoffh­öfe und die Deponie in Ringgenbac­h gebe. Hier sei die Entsorgung des Mülls unschlagba­r günstig. Doch etlichen Umweltsünd­ern sind diese paar Euro immer noch zu viel.

Weitere Bilder

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FOTO: MICHAEL HESCHELER
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FOTO: LANDRATSAM­T SIGMARINGE­N von den illegalen Müllablage­rungen unter www.schwaebisc­he.de/illegal-sig

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