Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Behörden beseitigen illegale Müllkippe
Schrotthaufen beim Tennisplatz entdeckt – Problem kostet Kreis 400 000 Euro im Jahr
SIGMARINGEN - „Das gibt eine große Rechnung“, sagt ein Mitarbeiter des Reinigungsunternehmens Jakumis. Beinahe einen ganzen Tag lang haben sie am Donnerstag eine illegale Müllkippe beim Tennisplatz in Sigmaringen aufgeräumt. Das Ergebnis ist erschreckend: Inklusive Schrott haben die Männer in rund 30 Säcken mehr als eine Tonne Müll eingesammelt. Die Kreisabfallwirtschaft schlägt indes Alarm: Immer mehr Leute entsorgen ihren Müll auf Kosten der Allgemeinheit.
Ein Spaziergänger hatte das illegale Mülllager vor einigen Tagen entdeckt, Fotos gemacht und das Landratsamt informiert. In der Nähe der Tennisplätze am Donauufer befindet sich ein Steilhang, der vom vorbeiführenden Weg kaum einsehbar ist. Morgens um 8 Uhr beginnen sechs Mann mit dem Aufräumen. Zur Mittagszeit sind sie immer noch beschäftigt.
Die Fundstücke sind skurril und grotesk zugleich: Ein ganzer Fuhrpark alter Fahrräder, ein Rollladen, eine Couch, allerhand Schuhe und säckeweise Kleinmüll. Der technische Leiter der Kreisabfallwirtschaft ist sich sicher, dass dort seit längerer Zeit Müll abgekippt worden ist. Und es gebe auch mehrere Verursacher. Erste Ermittlungen der Polizei ergaben keinen Verursacher. Da sich die Fundstelle im Außenbereich befindet, muss sich das Landratsamt kümmern. Gemeinden sind zuständig, wenn Müll im Innenbereich illegal entsorgt wird. Das Gelände befindet sich laut Landratsamt in Privatbesitz. Da es aber öffentlich zugänglich ist, muss die Allgemeinheit nun für die Kosten der Entsorgung aufkommen.
Und die sind erheblich: Die Reinigungsfirma Jakumis wird wohl einen vierstelligen Betrag in Rechnung stellen. Hinzu kommen die Deponiekosten. Der technische Leiter der Kreisabfallwirtschaft macht darauf aufmerksam, dass sich das Problem der illegalen Müllentsorgung im Kreis verschärft. „Vielen Bürgern ist mehr und mehr egal, was nach ihnen kommt“, sagt Holger Kumpf im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das Problem lässt sich an diesen Zahlen festmachen: Im vergangenen Jahr sind im Kreis 68 Tonnen Müll illegal entsorgt worden. Vor Glascontainern und Wertstoffhöfen kommt dieses Phänomen besonders häufig vor. Das Aufräumen kostet den Landkreis jährlich zwischen 85 000 und 95 000 Euro. Verteilt auf die Haushalte im Landkreis fallen also beinahe zwei Euro je Haushalt an. „Das muss nicht sein“, sagt Holger Kumpf, dabei merkt man ihm an, dass er sich maßlos ärgert. Bei diesen Kosten noch nicht mitgerechnet sind die
Parkplätze entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, die mehr und mehr zu Müllkippen werden. Wenn dort Mülleimer aufgestellt sind, entsorgen dort immer häufiger Bürger ihren Hausmüll.
Der Müll muss auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt werden. 46 000 Euro zahlt der Landkreis jedes Jahr für die externe Beseitigung, rund 280 000 Euro Personalkosten verursacht das Mülleinsammeln. „Zudem sind die Schäden für die Umwelt durchaus beträchtlich“, gibt Franziska Rumpel vom Landratsamt zu bedenken.
Wie man das Problem in den Griff bekommen möchte: Der Landkreis fordert die Bürger auf, jede illegale
Müllentsorgung zur Anzeige zu bringen. Wem etwas auffällt, der soll den Ort melden und Fotos machen. „Wichtig ist aber, dass sich niemand selbst in Gefahr bringt“, sagt Holger Kumpf.
Zudem weist der Landkreis darauf hin, dass es 24 Wertstoffhöfe und die Deponie in Ringgenbach gebe. Hier sei die Entsorgung des Mülls unschlagbar günstig. Doch etlichen Umweltsündern sind diese paar Euro immer noch zu viel.
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