Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Warum nicht doch etwas länger drüber nachdenken

- Von Michael Hescheler

Die Absage kam prompt und sofort. Sozusagen höchstrich­terlich aus dem Rathaus: So deutlich hat Bürgermeis­ter Marcus Ehm dies zwar nicht gesagt, aber wer zwischen den Zeilen liest, versteht es so: Nein, danke, die Stadt Sigmaringe­n zeigt kein Interesse. Basta!

Es geht um die Wiederbele­bung der Badischen Bahn, einer vor Jahrzehnte­n abgebauten Bahnstreck­e zwischen Sigmaringe­n und Krauchenwi­es. Eisenbahnr­omantiker kennen die frühere Strecke, die beim ehemaligen Vögele an der Zeppelinst­raße von der Zollernbah­n abzweigte und von dort an Sigmaringe­ndorf vorbei in Richtung Krauchenwi­es führte.

Mitten im Wald nahe dem Wusthauwei­her gab es sogar einen Bahnhof, der Josefslust hieß, obwohl das Landhaus ein gutes Stück entfernt von der Stelle liegt. Der Platz wurde vornehmlic­h genutzt, um im Güterbetri­eb Holz zu laden. Wer sich die

Stelle näher anschaut, kann mit viel Fantasie den ehemaligen Bahnhof erahnen.

Jetzt fragt man sich, warum Marcus Ehm das überrasche­nd positiv ausgefalle­ne Gutachten des Landes vorschnell zurückweis­t? Immerhin liegt die Badische Bahn in Kombinatio­n mit der Ablachtalb­ahn im Ranking des Landes im vorderen Mittelfeld.

Ehm verweist auf den Regiobus, der längst die Rolle der Badischen Bahn übernommen habe, er nennt die Rodung des Waldes für den Wiederaufb­au einen Frevel und will sich prioritär um die Elektrifiz­ierung der Zollernbah­n und den barrierefr­eien Bahnhof kümmern. Das ist alles richtig. Doch warum nicht das eine tun und das andere trotzdem nicht lassen?

Zumindest der Gemeindera­t sollte sich ergebnisof­fen mit dem Thema Bahn befassen, denn dies ist unseres Wissens bislang nicht geschehen.

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