Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit dem Helikopter zurück zum Ursprung
Landratsamt organisiert in Hausen im Tal Baumfällung, um Weideflächen wiederherzustellen
HAUSEN IM TAL - Ungewöhnlich lautes Rattern hat am Donnerstag Mittag die Bürger in Hausen im Tal auf die Straße gelockt. Dieses Mal waren es aber nicht die Motorradfahrer, die für Aufsehen gesorgt haben, sondern ein schmaler Helikopter, der am Hang oberhalb des Ortes Bäume abtransportiert hat. Dahinter steckt ein Auftrag des Landratsamts und ein Managementplan mit dem Ziel, frühere Landschaften im Oberen Donautal wieder herzustellen.
So soll auf dieser Hangfläche, an der sich das Team der Landschaftspflegefirma Beig und das Schweizer Helikopterunternehmen Rotex zu schaffen gemacht haben, eine Weide entstehen, sagt Robin Schwerbrock vom Sachgebiet Naturschutz im
Landratsamt. Dafür wurden in der vergangenen Woche schon etwa 120 Tonnen Holz gefällt. Was erst einmal nach einem großen Eingriff in die Natur klingt, ist es aber nicht, sagt er: „Früher gab es hier viele Weiden, die auch die Biodiversität fördern. Deshalb wollen wir dahin zurück.“
Die abgeholzten Bäume transportiert der speziell auf Lasten ausgelegte Helikopter ab – die günstigste und sicherste Lösung, wie Sven Beig, Inhaber der gleichnamigen Firma, erklärt. Schließlich liegt der Hang direkt am Wohngebiet, umgeben von Stromleitungen und ohne Zufahrt. „Das ist eine alpine Lage“, ergänzt Schwerbrock.
Ein solcher Auftrag ist für Beig auch neu, sagt er: „Wir machen auch sonst eher Spezialarbeiten, aber eine Fällung mit Helikopter haben wir noch nie gemacht.“Das habe einige Tage auch für schlaflose Nächte gesorgt, fügt er an, schließlich stecke jede Menge Organisation dahinter. Die Firma Rotex, eine von sehr wenigen in Europa, die diese Leistung überhaupt anbieten, sei viel gefragt. Dadurch kam es zu Verzögerungen, sodass die Arbeiten erst am Mittwoch statt Montag umgesetzt werden sollten – hätte das Wetter mitgespielt. Weil es zu neblig war, konnte der Hubschrauber nicht starten. Deshalb ging es erst am Donnerstag los.
Dutzende Runden dreht der Helikopter über dem Tal. Unten docken Mitarbeiter die Bäume mit dem Transportseil an, am Ablageort auf dem Berg wirft der Hubschrauber die Bäume punktgenau ab, wo sie von den Arbeitern zerkleinert werden. Schließlich, so Beig, sollen sie verheizt werden. Zwischendrin muss der Helikopter landen, um zu tanken. Laut Beig komme nur wenig Kraftstoff zum Einsatz, damit der Hubschrauber mehr Gewicht tragen kann. Dafür habe er auch zwei spezielle Rotoren, die entgegengesetzt und schräg laufen, damit der Windwiderstand geringer ist. So kann die Maschine etwa zweieinhalb Tonnen tragen.
Nach wenigen Stunden sind die Profis fertig mit ihrer Arbeit, der Helikopter hebt ein letztes Mal ab. Bis tatsächlich einmal Schafe auf der Weide ein Zuhause finden, dauert es laut Schwerbrock aber noch etwa zwei Jahre.
Ein Video und eine Online-Galerie zum Artikel gibt es unter
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