Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
CDU schlägt Gutschein-Aktion in Gammertingen vor
Einzelhändler begrüßen den Vorstoß – Bürgermeister will Umsetzung prüfen
GAMMERTINGEN - Andere Städte haben es vorgemacht, jetzt regt die CDU-Fraktion im Gemeinderat eine ähnliche Aktion für Gammertingen an: Geschenkgutscheine sollen dem Weihnachtsgeschäft des lokalen Einzelhandels in der schwierigen Corona-Zeit auf die Sprünge helfen. Geschäftsleute begrüßen den Vorstoß, auch Bürgermeister Holger Jerg zeigt sich aufgeschlossen.
Gutscheine, die in mehreren Geschäften der Stadt eingelöst werden können, gibt es in anderen Kommunen schon länger. Neu aber ist die Idee, dass die Städte einen Zuschuss zahlen. In Bad Saulgau etwa wurden im September Gutscheine im Wert von zehn Euro verkauft, die den Käufer lediglich 8,50 Euro kosteten. Die fehlenden 1,50 Euro steuerte die Stadt bei. Sigmaringen zog im Oktober mit einer ähnlichen Aktion nach.
Die CDU wünscht sich eine Gutschein-Aktion auch für Gammertingen. „Den Geschäften wäre schon geholfen, wenn es überhaupt einen solchen Gutschein gäbe“, sagt der Fraktionsvorsitzende Gerhard Jaudas. Stocke die Stadt den Wert auf, sei das umso besser. Jaudas verweist unter anderem auf den ausgefallenen verkaufsoffenen Sonntag im Oktober. „Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel enorm wichtig“, sagt er. Die Geschäfte hätten es durch die
Internet-Konkurrenz schon schwer genug – und jetzt kämen auch noch die Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie hinzu. „Mit einer Gutschein-Aktion könnten wir vor Ort etwas tun und regionale Geschäfte unterstützen.“
Bei den Einzelhändlern kommt seine Idee jedenfalls gut an. „Wichtig wäre nur, dass die Aktion tatsächlich lokalen Geschäften zugute kommt – und nicht den großen Ketten“, sagt Katja Spohn, Inhaberin des gleichnamigen Haushaltswarengeschäfts. Allerdings glaube sie nicht, dass jemand einen Gutschein in einem Geschäft einlöst, das er auch sonst nie betritt. „Würde die Stadt die Gutscheine subventionieren, wäre das vielleicht anders“, sagt Spohn. „Dann hätte die Aktion vermutlich einen größeren Effekt.“Die eigenen Gutscheine, die das Geschäft verkauft, hätten sich derweil bewährt. „Gerade wegen unseres großen Sortiments sind Gutscheine prinzipiell gefragt.“
Claudia Uhland, Inhaberin von „DAN – Gesundheit und Fitness“begrüßt den Vorstoß ebenfalls. Im Frühjahr habe sie ihr Fitnessstudio für zweieinhalb Monate schließen müssen, sagt sie. Jetzt herrsche schon wieder Stillstand – Ende offen. „Lediglich Reha-Sport dürfen wir anbieten. Aber Geld verdienen lässt sich damit kaum“, sagt Uhland. Die
Gutscheine könnten zumindest ein bisschen helfen. „Die ließen sich ja nicht nur für eine Mitgliedschaft einlösen, sondern zum Beispiel auch für unsere Sauna oder eine Ernährungsberatung.“Deshalb hat die Geschäftsfrau auch schon selbst das Heft in die Hand genommen: Über einen Online-Shop bietet ihr Studio seit Kurzem eigene Gutscheine an.
Auch Christiane Paulus, Inhaberin des Blumenladens „Dorfblume“, wurde von der Corona-Krise kalt erwischt. „Im Frühjahr konnten wir immerhin einige Kunden beliefern. Andere Geschäfte hat es schlimmer erwischt“, sagt sie. Dass Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen ausfallen, habe aber auch bei ihr Spuren hinterlassen. „Und in der Vorweihnachtszeit machen wir unser Hauptgeschäft.“Die Idee mit den Gutscheinen sehe sie deshalb positiv. „Sie wäre auch ein Signal, dass uns die Stadt unterstützt“, sagt Paulus.
Der Bürgermeister hat für den Vorschlag ein offenes Ohr. Wegen der Corona-Pandemie verzichte die Stadt zurzeit auf Geburtstagsbesuche, bei denen sonst ein Geschenkkorb überreicht wurde, sagt Holger Jerg. „Hausintern haben wir deshalb schon darüber nachgedacht, stattdessen Gutscheine zu verschenken.“
Die Idee, zum Beispiel im Bürgerbüro einen Gutschein zu verkaufen, der sich in mehreren Gammertinger Geschäften einlösen ließe, sei auch relativ zügig umsetzbar, sagt Jerg. Dass die Stadt die Gutscheine subventioniere, gestalte sich da schon schwieriger. „Weil wir dafür kein Budget eingeplant haben, müsste erst einmal ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss her.“Dennoch will Holger Jerg prüfen, ob die Stadt die Aktion finanziell unterstützen könnte. Auch ihm sei bewusst, wie wichtig das Weihnachtsgeschäft für die Einzelhändler ist, sagt er. „Abgesehen von Corona sehe ich mit großer Sorge, wie sehr die Internet-Bestellungen zugenommen haben. Dieses Geld fehlt dem lokalen Handel.“