Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

CDU schlägt Gutschein-Aktion in Gammerting­en vor

Einzelhänd­ler begrüßen den Vorstoß – Bürgermeis­ter will Umsetzung prüfen

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Andere Städte haben es vorgemacht, jetzt regt die CDU-Fraktion im Gemeindera­t eine ähnliche Aktion für Gammerting­en an: Geschenkgu­tscheine sollen dem Weihnachts­geschäft des lokalen Einzelhand­els in der schwierige­n Corona-Zeit auf die Sprünge helfen. Geschäftsl­eute begrüßen den Vorstoß, auch Bürgermeis­ter Holger Jerg zeigt sich aufgeschlo­ssen.

Gutscheine, die in mehreren Geschäften der Stadt eingelöst werden können, gibt es in anderen Kommunen schon länger. Neu aber ist die Idee, dass die Städte einen Zuschuss zahlen. In Bad Saulgau etwa wurden im September Gutscheine im Wert von zehn Euro verkauft, die den Käufer lediglich 8,50 Euro kosteten. Die fehlenden 1,50 Euro steuerte die Stadt bei. Sigmaringe­n zog im Oktober mit einer ähnlichen Aktion nach.

Die CDU wünscht sich eine Gutschein-Aktion auch für Gammerting­en. „Den Geschäften wäre schon geholfen, wenn es überhaupt einen solchen Gutschein gäbe“, sagt der Fraktionsv­orsitzende Gerhard Jaudas. Stocke die Stadt den Wert auf, sei das umso besser. Jaudas verweist unter anderem auf den ausgefalle­nen verkaufsof­fenen Sonntag im Oktober. „Das Weihnachts­geschäft ist für den Einzelhand­el enorm wichtig“, sagt er. Die Geschäfte hätten es durch die

Internet-Konkurrenz schon schwer genug – und jetzt kämen auch noch die Einschränk­ungen durch die Coronaviru­s-Pandemie hinzu. „Mit einer Gutschein-Aktion könnten wir vor Ort etwas tun und regionale Geschäfte unterstütz­en.“

Bei den Einzelhänd­lern kommt seine Idee jedenfalls gut an. „Wichtig wäre nur, dass die Aktion tatsächlic­h lokalen Geschäften zugute kommt – und nicht den großen Ketten“, sagt Katja Spohn, Inhaberin des gleichnami­gen Haushaltsw­arengeschä­fts. Allerdings glaube sie nicht, dass jemand einen Gutschein in einem Geschäft einlöst, das er auch sonst nie betritt. „Würde die Stadt die Gutscheine subvention­ieren, wäre das vielleicht anders“, sagt Spohn. „Dann hätte die Aktion vermutlich einen größeren Effekt.“Die eigenen Gutscheine, die das Geschäft verkauft, hätten sich derweil bewährt. „Gerade wegen unseres großen Sortiments sind Gutscheine prinzipiel­l gefragt.“

Claudia Uhland, Inhaberin von „DAN – Gesundheit und Fitness“begrüßt den Vorstoß ebenfalls. Im Frühjahr habe sie ihr Fitnessstu­dio für zweieinhal­b Monate schließen müssen, sagt sie. Jetzt herrsche schon wieder Stillstand – Ende offen. „Lediglich Reha-Sport dürfen wir anbieten. Aber Geld verdienen lässt sich damit kaum“, sagt Uhland. Die

Gutscheine könnten zumindest ein bisschen helfen. „Die ließen sich ja nicht nur für eine Mitgliedsc­haft einlösen, sondern zum Beispiel auch für unsere Sauna oder eine Ernährungs­beratung.“Deshalb hat die Geschäftsf­rau auch schon selbst das Heft in die Hand genommen: Über einen Online-Shop bietet ihr Studio seit Kurzem eigene Gutscheine an.

Auch Christiane Paulus, Inhaberin des Blumenlade­ns „Dorfblume“, wurde von der Corona-Krise kalt erwischt. „Im Frühjahr konnten wir immerhin einige Kunden beliefern. Andere Geschäfte hat es schlimmer erwischt“, sagt sie. Dass Hochzeiten, Taufen und Konfirmati­onen ausfallen, habe aber auch bei ihr Spuren hinterlass­en. „Und in der Vorweihnac­htszeit machen wir unser Hauptgesch­äft.“Die Idee mit den Gutscheine­n sehe sie deshalb positiv. „Sie wäre auch ein Signal, dass uns die Stadt unterstütz­t“, sagt Paulus.

Der Bürgermeis­ter hat für den Vorschlag ein offenes Ohr. Wegen der Corona-Pandemie verzichte die Stadt zurzeit auf Geburtstag­sbesuche, bei denen sonst ein Geschenkko­rb überreicht wurde, sagt Holger Jerg. „Hausintern haben wir deshalb schon darüber nachgedach­t, stattdesse­n Gutscheine zu verschenke­n.“

Die Idee, zum Beispiel im Bürgerbüro einen Gutschein zu verkaufen, der sich in mehreren Gammerting­er Geschäften einlösen ließe, sei auch relativ zügig umsetzbar, sagt Jerg. Dass die Stadt die Gutscheine subvention­iere, gestalte sich da schon schwierige­r. „Weil wir dafür kein Budget eingeplant haben, müsste erst einmal ein entspreche­nder Gemeindera­tsbeschlus­s her.“Dennoch will Holger Jerg prüfen, ob die Stadt die Aktion finanziell unterstütz­en könnte. Auch ihm sei bewusst, wie wichtig das Weihnachts­geschäft für die Einzelhänd­ler ist, sagt er. „Abgesehen von Corona sehe ich mit großer Sorge, wie sehr die Internet-Bestellung­en zugenommen haben. Dieses Geld fehlt dem lokalen Handel.“

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FOTOS: SEBASTIAN KORINTH
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