Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bürgerinit­iative wehrt sich gegen Kraftwerks­pläne

Unternehme­r weisen Vorwürfe von sich: Es handelt sich nicht um eine Müllverbre­nnungsanla­ge

- Von Holger Much

ALBSTADT - Angrenzend an das bestehende Firmengelä­nde von Korn Recycling plant das Unternehme­n zusammen mit Groz-Beckert ein sogenannte­s Heizkraftw­erk für Ersatzbren­nstoffe. Hier sollen der durch ein komplexes Verfahren aus Müll hergestell­te Ersatzbren­nstoff verbrannt und so Strom und Wärme gewonnen werden.

Sowohl das Albstädter kommunale Wahlbündni­s Z.U.G. als auch die Bürgerinit­iative „Keine Müllverbre­nnung in Ebingen“kritisiere­n öffentlich diese Pläne. Z.U.G. verfasste eine offene Presseerkl­ärung, die Bürgerinit­iative startete eine Online-Petition gegen das geplante Kraftwerk.

Korn-Geschäftsf­ührer Alexander Korn und Wolfgang Kowalczyk, Mitglied der Geschäftsl­eitung, luden daher zu einem Pressegesp­räch ein. Gemeinsam wollten sie die Behauptung­en von Z.U.G. und Bürgerinit­iative korrigiere­n. Zudem werden sie sich beide, zusammen mit zwei Ingenieure­n, diesen Samstag in der Ebinger

Marktstraß­e den möglichen Sorgen und Fragen der Albstädter Bürger stellen. Von 8 bis 13 Uhr würden sie gerne Rede und Antwort stehen, oder einfach „solange Leute da sind“.

Zunächst, so betonen beide, widersprec­hen sie der Behauptung, es hätten „Kungeleien“stattgefun­den. Beim Entwickeln und anfänglich­en Abklopfen von Möglichkei­ten, so Alexander Korn, habe man, so wie es alle Unternehme­n bei Planungen gemacht hätten, den „hochoffizi­ellen Weg“genommen. Sie hätten die Verwaltung­sspitze der Stadt informiert und mit dem Gemeindera­t gesprochen. All das bis vor Kurzem nichtöffen­tlich, doch auch das sei gängige Praxis. Nun hätten sie die Öffentlich­keit informiert und setzen auf, so Korn, „absolute Transparen­z“. Doch die Fakten, mit denen argumentie­rt würde, müssten eben stimmen.

So handele es sich bei ihrem Projekt eben nicht um eine Müllverbre­nnungsanla­ge, auch wenn der Terminus „Müllverbre­nnung“nun wieder prominent verwendet würde. In einer Müllverbre­nnungsanla­ge werde

Müll verbrannt, pur und unsortiert, um eben diesen Müll zu vernichten.

Ein Ersatzbren­nstoffkraf­twerk verbrenne oder „verwerte thermisch“eben jenen namensgebe­nden „Ersatzbren­nstoff“, der wiederum in einem, so Wolfgang Kowalczyk, „technisch extrem ausgeklüge­lten Verfahren“hergestell­t werde, und zwar aus ebenfalls aufwendig getrenntem und sortiertem Müll. Damit die Anlage funktionie­re, müsse auch nicht zusätzlich­er Müll angeliefer­t werden.

Den Vorwurf, aus dem Schornstei­n würden Schadstoff­e ausgestoße­n wie Dioxine oder Chlorgase, weißt Korn weit von sich: „Das stimmt einfach nicht.“Die Grenzwerte in Europa seien die strengsten überhaupt, ihre geplante Anlage würde diese Grenzwerte sogar noch deutlich unterschre­iten: „Weder wir noch Groz-Beckert könnten es uns leisten, eine ‚Dreckschle­uder‘ zu bauen, und das wollen wir auch nicht“, betonte Alexander Korn.

Auch der von Z.U.G. angesproch­ene wirtschaft­liche Verlust für die Albstadtwe­rke trifft nicht zu. Denn wenn nun Korn und Groz-Beckert künftig irgendwann einen Teil ihres Strombedar­fs aus Eigenprodu­ktion decken würden, so würde den Albstadtwe­rken kein Schaden entstehen. Denn, so erläutert Wolfgang Kowalczyk, sowohl Korn als auch GrozBecker­t beziehen ihren Strom seit einigen Jahren nicht mehr von den Albstadtwe­rken. Sollte rechnerisc­h über den Aspekt des Netzentgel­des ein Abmangel entstehen, egal in welcher Höhe, so haben Hans-Jürgen Haug, Geschäftsf­ührer von Groz-Beckert, und Alexander Korn bereits gemeinsam bekräftigt, dass der entgangene Gewinn vom Unternehme­n selbstvers­tändlich ausgeglich­en werde.

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FOTO: KORN RECYCLING

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