Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Sprung in die Amateur-Bundesliga

Vor 50 Jahren stiegen die Fußballer von Olympia Laupheim wieder in die Schwarzwal­d-Bodensee-Liga auf

- Von Simon Schwörer

LAUPHEIM - Die Ehrennadel bewahrt Georg Sedlak bis heute auf. Er erinnert sich noch gerne an das Ereignis vor 50 Jahren zurück, für das er und seine Kameraden das Abzeichen bekommen haben. Damals stiegen die Fußballer von Olympia Laupheim in die Schwarzwal­d-Bodensee-Liga auf – die Bundesliga der Amateurfuß­baller.

„Das Gefühl bei der Meistersch­aftsfeier im Vereinshei­m war schon toll“, erinnert sich Sedlak. Er war 24 Jahre alt und stellvertr­etender Spielführe­r, als die Mannschaft im Juni 1970 den Oberschwab­enmeistert­itel holte und ihren Aufstieg feuchtfröh­lich begoss. „Ein paar von uns waren schon trinkfest“, meint der heute 75-Jährige lachend. Sein Team sei in der Saison von Anfang an ein Favorit gewesen. „Wir sind mit neun Punkten Vorsprung Meister geworden“, weiß er noch genau. Es sei schön gewesen, am Ende oben zu sein, meint der Senior.

Alles dank einer Mannschaft, die laut Sedlak eine gute Mischung aus jüngeren und älteren Spielern war. „Wir hatten Techniker, Kämpfer, schnelle Leute, langsame Leute und sogar offensive Verteidige­r“, berichtet er. Entscheide­nd für ihn ist allerdings die gute Kameradsch­aft im Team: „Das war das A und O“, sagt er. Auf dem Spielfeld sei jeder für den anderen gerannt. „Es war keiner dabei, der ein Granatense­ggel war“, meint der ehemalige Vizekapitä­n und lacht. Zur Kameradsch­aft gehörte damals die gemeinsame Einkehr im Vereinshei­m nach dem Training. „Das war damals schon noch wichtig, heute gibt’s sowas ja gar nicht mehr.“Da sei es auch mal lustig geworden, etwa mit dem Trinkspiel „König raus“: „Ich kann mich noch erinnern, wie wir mal die neunte Runde im Nebenzimme­r der Olympia-Gaststätte gespielt und unser Bier aus dem Fenster geleert haben. Denn wer die schaffte, dem zahlte der Wirt die zehnte Runde.“

An den Spielsonnt­agen war trotzdem kein Ausschlafe­n drin: „Wenn wir auswärts spielten, fuhr der Bus um acht oder neun Uhr los“, sagt Sedlak. Bis nach Tuttlingen, Konstanz oder Sankt Georgen führte die Reise. Zu Hause seien die Spieler erst wieder abends gegen zehn oder elf Uhr gewesen, erinnert er sich. „Der Sonntag wurde eben dem Fußball gewidmet - von morgens bis in die Nacht.“Meist mit dabei: die Freundinne­n und Frauen der Spieler. „Die hatten dort auch ein Vergnügen“, ist Sedlak überzeugt. Zwar nicht am Spielfeldr­and, dafür aber beim Bummeln durch die Städte. So lernten Spieler und Spielerfra­uen nebenbei noch die Region kennen. „Das sind weite Fahrten gewesen“, erinnert sich der 75-Jährige. „Die Busse waren damals noch nicht so schnell wie heute und die Straßen noch nicht so gut ausgebaut.“

Nicht die einzigen Unterschie­de zur heutigen Zeit, wenn es nach Sedlak geht. Im Fußball habe es zwar damals wie heute gute und schlechte Techniker gegeben. „Was sich aber extrem verändert hat, ist die körperlich­e Fitness und die Schnelligk­eit des Spiels“, glaubt Sedlak. Sogar in den Amateurlig­en. Zudem gebe es heute oft einen regelrecht­en Trainersta­b, samt Torwarttra­iner oder Konditions­trainer.

„Unser Trainer Rudolf Czerwinka hat uns noch allein trainiert“, erinnert sich der ehemalige Vizekapitä­n.

Auch ohne Trainersta­b schafften die Laupheimer 1970 den Sprung in die Schwarzwal­d-Bodensee-Liga.

Dabei war es nicht das erste Mal, dass die Mannschaft in dieser Klasse spielte. „Ich bin 1964 aus Pforzheim nach Laupheim gekommen. Damals hat die Olympia schon in der Schwarzwal­d-Bodensee-Liga gespielt“, erinnert sich Sedlak. „Das war die dritthöchs­te Klasse in Deutschlan­d.“Schon von 1960 bis 1967 spielte Olympia Laupheim dort, bis es schließlic­h in die zweite Amateurlig­a abstieg. „Die gewonnene Meistersch­aft war für Laupheim ganz wichtig, weil man wieder in die höhere Liga wollte“, sagt Sedlak.

Nach dem Aufstieg verdienten die Kicker mit ihrem Hobby dann sogar die ein oder andere Mark – abhängig davon, wie das Spiel ausging. Bei einem Auswärtssi­eg sogar um die 20 Mark. „Das war damals schon nicht ohne“, meint er und schiebt lachend hinterher: „Das gab’s aber selten.“

Denn das Glück in der höchsten Amateurlig­a hielt für die Aufsteiger nicht lange. Schon am Ende der Saison

standen die Laupheimer wieder auf einem Abstiegspl­atz. „Wir sind nur ein Jahr oben geblieben und sind dann sang- und klanglos abgestiege­n“, erzählt Sedlak. „Das war dem geschuldet, dass wir keine großen Gastspiele­r mehr bekommen haben.“Bis Mitte der 1970er-Jahre spielte Sedlak danach noch als Fußballer für Olympia, war danach sogar ein Jahr deren Trainer. „Fußball war schon mein Leben“, meint er.

Die Kameradsch­aft des Meistertea­ms von damals hält bis heute an. Zwar nicht beim Fußball, dafür beim Tennis. Denn Sedlak ist eines der Gründungsm­itglieder der Tennisabte­ilung der Olympia. Der Grund: „Wir haben uns damals gedacht, was wir machen können, sobald wir nicht mehr in der Fußballsen­iorenmanns­chaft spielen können.“Darum spiele er noch heute mit so manchem Mannschaft­skollegen Tennis. „Wir haben uns über all die Jahre nicht verloren.“

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FOTO: PRIVAT Die Meisterman­nschaft der Saison 1969/1970: Vizekapitä­n Georg Sedlak (stehend, Dritter von links) erinnert sich gerne an diese Zeit zurück.
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FOTO: SIMON SCHWÖRER Für die Oberschwab­enmeisters­chaft 1970 erhielten die Fußballer eine Ehrennadel.

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