Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Man darf sich auch einfach freuen

Basketball, Bundesliga: Ulm fertigt angeschlag­ene Bayreuther mit 104:76 – Team überzeugt mit starker Leistung

- Von Pit Meier

ULM - Man könnte das schwere Los der Bayreuther beklagen, die nach einer zweiwöchig­en Corona-Quarantäne und einer ebenso langen Trainingsp­ause drei Spiele innerhalb von vier Tagen rein gedrückt bekamen. Center Andreas Seiferth sagte im Interview mit Magenta-Sport: „Da wollen die Beine nicht mehr so, wie sie sollen.“Man darf sich aber gerade als Fan von Ratiopharm Ulm auch einfach über die Leistung der eigenen Mannschaft freuen, die den angeschlag­enen Gegner im ersten Heimspiel dieser Saison in der Basketball­Bundesliga vor leeren Rängen mit 104:76 abfertigte.

Bemerkensw­ert war dabei nicht allein die Höhe des Ergebnisse­s, sondern vor allem die Teamleistu­ng. Sechs Spieler punkteten zweistelli­g, als Mannschaft verteilten die Ulmer 29 direkte Korbvorlag­en, sieben dieser Assists gingen auf das Konto von John Petruceli und fünf auf das von Trey Landers. Aus so etwas resultiert dann eine attraktive Spielweise mit schöner Ballbewegu­ng, wie man sie in der Ratiopharm-Arena in den vergangene­n Jahren eher selten gesehen hat. Wichtig ist dann auch nicht, dass alle Spieler gleichzeit­ig einen Sahnetag erwischen. Eine Woche zuvor war Andreas Obst gegen Würzburg mit 25 Punkten noch bester Ulmer Werfer gewesen, diesmal traf er lediglich zwei Dreier.

Die Statistik von Dylan Osetkowski war am Samstag mit 18 Punkten und einer Trefferquo­te aus dem

Feld von mehr als 60 Prozent grundsolid­e – aber eben nicht überragend für einen Mann, der ein paar Tage zuvor im Eurocup noch 32 Punkte erzielt hat und dem unter anderem sein eigener Sportdirek­tor Thorsten Leibenath das Format für die europäisch­e Königsklas­se bescheinig­t. Patrick Heckmann schließlic­h bekam einen heftigen Schlag auf das Riechorgan und spielte mit Tampons in den Nasenlöche­rn weiter. Hinterher sagte er zum Zustand seiner Nase: „Schief war sie eher vorher. Jetzt müsste sie gerade sein.“

Die Scherze und flotten Sprüche gingen auf Ulmer Seite allen Beteiligte­n

locker von den Lippen nach einem Spiel, in dem Bayreuth schon im ersten Viertel zweistelli­g hinten lag, im dritten Spielabsch­nitt zwar wieder auf 46:53 heran kam, aber letztlich nie eine echte Chance hatte. Im letzten Viertel waren die Gastgeber dann endgültig hoch überlegen und dann kam diese letzte Minute, in der sich endlich ein Mann offensiv in Szene setzen durfte, für den es bis dahin am Samstag wieder einmal gar nicht gut gelaufen war. Trey Landers hatte gekämpft, verteidigt und Assists zugestellt, aber vorne hatte er alles daneben geworfen. Aber die 100 machte Landers voll und die zwei restlichen Körbe des Spiels gingen auch noch auf sein Konto.

Ratiopharm Ulm hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um vor und in diesem Geisterspi­el wenigstens ein bisschen Stimmung zu erzeugen: Auf Youtube wurde „vorgeglüht“und in der Arena zum Spielerein­lauf ein Feuerwerk abgebrannt. Vier Trommler hatte der Verein eigens für diesen Anlass eingestell­t und mit deren Hilfe wurde die Teampräsen­tation so zelebriert wie vor der Pandemie in einer rappelvoll­en Ratiopharm-Arena. Der Ulmer Trainer Jaka Lakovic fand schließlic­h noch nachdenkli­che Worte: „In diesen schwierige­n Zeiten, in denen viele Kinder nicht in die Schule oder den Kindergart­en gehen können, haben wir das Privileg, unserem Beruf und unserer Leidenscha­ft nachkommen zu dürfen. Wir sind froh und dankbar dafür, dass wir weiterhin die Möglichkei­t haben, unseren Job ausüben zu können.“

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FOTO: HORST HÖRGER 18 Punkte, drei Rebounds und drei Assists: Troy Caupain kann stolz sein auf seine individuel­le Leistung gegen Bayreuth.

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