Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Strom für rund 14 000 Haushalte im Jahr
Firma reicht Genehmigungsantrag für Windpark ein
RIEDLINGEN - Der nächste Schritt in Richtung Windpark Tautschbuch ist gemacht: Die Windenergie Tautschbuch GmbH hat jetzt die Genehmigungsunterlagen für vier der fünf Windräder auf dem Areal des ehemaligen Munitionsdepots Pflummern beim Landratsamt Biberach eingereicht. Die fünfte Anlage soll auf Gemarkung Zwiefalten errichtet werden und damit im Landkreis Reutlingen, was ein gesondertes Genehmigungsverfahren erfordere, so die Windenergie Tautschbuch GmbH.
Ursprünglich hätte der Genehmigungsantrag bereits zu einem deutlich früheren Zeitpunkt eingereicht werden sollen. Doch die als Lieferant vorgesehene Firma Senvion ging im vergangenen Jahr insolvent. Dies habe zu mehrmonatigen Verzögerungen geführt, berichtet Jörg Busse, Sprecher der an der Windenergie Tautschbuch beteiligten EnBW Energie BW AG. „Die Antragsunterlagen mussten daraufhin angepasst werden.“
Die Pläne sehen die Errichtung von fünf Windenergieanlagen zwischen Mörsingen, Pflummern und Grüningen, östlich der Kreisstraße 7547, vor. Vier Windräder liegen damit auf Gemarkung der Stadt Riedlingen, auf dem Areal des ehemaligen Munitionsdepots Pflummern. Die fünfte Anlage bei Mörsingen befindet sich auf Zwiefalter Gemarkung und fällt damit in den Zuständigkeitsbereich des Landkreises Reutlingen. Der Genehmigungsantrag für das fünfte Windrad wolle die Winendergie Tautschbuch GmbH im Februar 2021 beim Landratsamt Reutlingen einreichen, so Busse.
Statt der vorgesehenen SenvionWindräder wird die Planung nun mit Anlagen des Typs Vestas V162 und damit, erklärt die Windenergie Tautschbuch GmbH, mit „neuester Technologie“fortgesetzt. Die Windkraftanlagen weisen eine Nabenhöhe von 166 Metern auf. Der Rotordurchmesser sei mit 162 Metern größer als beim Hersteller Senvion. Damit könne der Wind noch besser ausgenutzt und effektiv Strom erzeugt werden, teilt die Windenergie Tautschbuch mit. Die Planer erwarten, dass der Windpark dadurch einen Mehrertrag von rund sechs Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefert. Insgesamt sollen die fünf Windenergieanlagen jedes Jahr bis zu 52 Millionen
Kilowattstunden Strom erzeugen können – das entspreche dem Verbrauch von etwa 14 000 Haushalten.
Dem Genehmigungsantrag vorangegangen waren umfangreiche Untersuchungen und Planungen. So haben Fachgutachter zwischen 2016 und 2019 Daten zum Artenschutz erhoben und dabei etwa Vorkommen des Rotmilans und des Wespenbussards auf dem Gebiet des ehemaligen Bundeswehrdepots festgestellt. Zum Schutz der beiden Greifvogelarten wolle die Windkraft Tautschbuch nun „umfangreiche Maßnahmen“ergreifen, so EnBW-Sprecher Busse: „Dies könnten zum Beispiel temporäre Abschaltungen während der Brutzeit der beiden genannten Arten sein.“Zudem wurden im Tautschbuch mehrere Fledermausarten nachgewiesen. Als Folge davon sei in den ersten Betriebsjahren ein Gondelmonitoring vorgesehen, „das heißt, die Anzahl der Fledermäuse auf Rotorhöhe wird erfasst“. Die Festsetzung der genauen Maßnahmen obliege jedoch der Genehmigungsbehörde, erläutert Busse. Sie wird während des Genehmigungsverfahrens auf Grundlage der naturschutzfachlichen Gutachten den Eingriff in die Natur genau bewerten und ableiten, wie damit umzugehen ist.
Maßnahmen seien auch in Bezug auf den zu erwartenden Schattenwurf geplant. Betroffen sei hier jedoch lediglich das Betriebsgelände des Teutschhofs, so Busse, weshalb eine Abschaltautomatik an den Windenergieanlagen installiert werden solle. Beim Schall, so die Prognose, werden dagegen alle gesetzlichen Grenzwerte eingehalten, da die Anlagen in großem Abstand zu den umliegenden Siedlungen geplant seien.
Wie schon 2017, als die Projektpartner zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung eingeladen haben, soll auch das Genehmigungsverfahren transparent gestaltet werden. Die Antragsunterlagen werden in Abstimmung mit den Landratsämtern öffentlich ausgelegt. Die Windenergie Tautschbuch habe sich zudem für ein sogenanntes förmliches Genehmigungsverfahren entschieden, das eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht, erklärt Busse weiter.
Mit der Genehmigung selbst rechnet die Windenergie Tautschbuch nicht vor Mai nächsten Jahres. Frühestmöglicher Baubeginn wäre dann im nächsten Herbst, Fertigstellung des Windparks im Herbst 2022.