Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Leid und Freud an der Größe
Nicole Kidman, eine der größten lebenden Schauspielerinnen, wobei das mit der Größe im physischen Sinne wörtlich zu nehmen ist, hat als Jugendliche unter ihrer Größe gelitten. Diese Nachricht verbreitet das Fachblatt für allgemeine Großartigkeitsfragen „Gala“. Im Alter von 13 Jahren sei sie bereits 1,78 Meter groß gewesen, heute mit 53 sind es 1,80 Meter. Daraus ist einfach zu schließen, dass Nicole Kidman in den vergangenen 40 Jahren körperlich nicht besonders gewachsen ist, künstlerisch natürlich schon.
Während die einen unter ihrer großen Größe leiden, leiden die anderen unter ihrer kleinen Größe. Klaus Kinski zum Beispiel wirkte mit 1,73 Metern merkwürdigerweise viel kleiner, als er tatsächlich war. Er litt dennoch – in erster Linie an sich selbst, wobei das nicht in Zentimetern zu messen ist. Einer, der von seiner kleinen Größe profitierte, aber gemäß Memoiren auch darunter litt, war Louis de Funes. Der französische Schauspieler („Nein! Doch! Ohh!“) war selbst in höchster Erregung nie größer als 164 Zentimeter. Wer nun unter den dreien der großartigste Mime war oder ist, bleibt dem persönlichen Geschmack unterworfen.
Eines aber ist sicher: Untereinander austauschbar sind sie jedenfalls nicht. Man stelle sich Klaus Kinski bloß als Gendarm von Saint Tropez vor. Da wäre es sicher nicht zu insgesamt sechs Folgen gekommen, sondern wegen allgemeiner Nervenzerrüttung am Filmset bei einer geblieben. Andererseits ist auch ein de Funes als Nosferatu nur schwer vorstellbar. Aber das macht wahre Größe ja eigentlich aus.