Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Flugplatzgesellschaft: Mengen kauft weiteren Anteil
Es stehen weitere Änderungen bei den Gesellschaftern an – Landkreis übernimmt höheren Verlustausgleich
MENGEN - Die Stadt Mengen erwirbt einen weiteren Geschäftsanteil der Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH. Das hat der Gemeinderat am Dienstag bei einer Enthaltung einstimmig beschlossen. Damit trägt die Stadt Mengen zwei Entwicklungen Rechnung: Zum einen hatten die beiden größten Gesellschafter, die Unternehmen Zollern und Groz-Beckert, darum gebeten, ihre Anteile deutlich zu reduzieren. In diesem Zusammenhang sei vonseiten des Landkreises der Wunsch geäußert worden, dass die beiden Kommunen, auf deren Gemarkung der Regio Airport liegt, jeweils einen Anteil übernehmen. Verbunden damit ist auch eine höhere Beteiligung am Verlustausgleich. In Hohentengen wird der Gemeinderat ebenfalls darüber befinden.
Bürgermeister Stefan Bubeck nannte den Beschluss in der Sitzung „eine politische Entscheidung“. Auf die dafür verantwortlichen Veränderungen innerhalb der Gesellschafterstruktur wollte er öffentlich nicht näher eingehen, was von den Gemeinderäten kommentarlos akzeptiert wurde. Was der Bürgermeister allerdings erläuterte, war eine Entscheidung, die der Kreistag im Oktober dieses Jahres getroffen hatte: Seit 2001 hatte der Landkreis 60 Prozent des Verlusts eines Flugplatz-Geschäftsjahres übernommen, maximal 46 000 Euro. „Bei der damaligen Rechnung ist man von einem jährlichen Defizit von 100 000 Euro ausgegangen“, so Bubeck. „Mittlerweile liegen wir aber meist beim doppelten Betrag.“Für das Jahr 2020 wird laut Sitzungsvorlage derzeit sogar von einem Defizit in Höhe von 263 000 Euro ausgegangen. Weil die Verlustübernahme also immer stärker zu Lasten der anderen Gesellschafter gehe, habe der Kreistag die Deckelung der Summe, die vom Landkreis übernommen wird, auf 79 000 Euro erhöht. Der durch den Erwerb eines weiteren Anteils zusätzlich für die Stadt Mengen entstehende Verlustausgleich liege demnach bei 900 Euro. „Es ist aber vor allem ein Signal an die Unternehmer, die bereits dabei sind und die sich beteiligen wollen, dass wir mehr Verantwortung übernehmen“, so Bubeck.
Was in der Sitzung nicht thematisiert wurde, aber aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, ist, dass die beiden großen Gesellschafter Zollern und Groz-Beckert ihre Beteiligung deutlich reduzieren wollen und damit auch ihren Anteil am Verlust. Dort heißt es, Jörg Menge, der Geschäftsführer der Flugplatz GmbH und die Kreisverwaltung hätten nach neuen Gesellschaftern gesucht und seien sich unter anderem mit der Firma Schunk aus Mengen einig geworden. Acht Gesellschaftsanteile würden so wechseln. Endgültig entschieden wird über die Pläne allerdings erst in der Gesellschafterversammlung, die für den 11. Dezember anberaumt ist. Zwei Themen sind laut eines Entwicklungskonzepts
für den Flugplatz wichtig: Durch die Schaffung von zusätzlichen Hallenkapazitäten und die Ansiedlung eines luftfahrttechnischen Betriebs sollen die Erlöse erhöht werden. Außerdem müssen die Sanierungsarbeiten an Start- und Landebahn sowie den Abwasserkanälen finanziert werden. Auf beiden Gebieten sieht sich die Flugplatzgesellschaft auf einem guten Weg. Zwei Grundstücke sind vom Landkreis an Investoren verkauft worden, die jeweils Hangars errichten. Die Sanierung der Kanäle ist abgeschlossen, die Landebahn befinde sich in einem ordentlichen Zustand, müsste aber langfristig grundlegend saniert werden. Auf der nicht luftfahrtrechtlich genutzten Seite können noch zwei Grundstücke bebaut werden, Interessenten sind offenbar vorhanden, müssten aber bei einem Kauf auch Gesellschaftsanteile an der Flugplatzgesellschaft erwerben. Dies gilt nicht für die Uni Stuttgart, für die das Land Baden-Württemberg ein Grundstück für die Forschungen zum autonomen Fliegen erwerben will.