Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Flugplatzg­esellschaf­t: Mengen kauft weiteren Anteil

Es stehen weitere Änderungen bei den Gesellscha­ftern an – Landkreis übernimmt höheren Verlustaus­gleich

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Die Stadt Mengen erwirbt einen weiteren Geschäftsa­nteil der Flugplatz Mengen-Hohentenge­n GmbH. Das hat der Gemeindera­t am Dienstag bei einer Enthaltung einstimmig beschlosse­n. Damit trägt die Stadt Mengen zwei Entwicklun­gen Rechnung: Zum einen hatten die beiden größten Gesellscha­fter, die Unternehme­n Zollern und Groz-Beckert, darum gebeten, ihre Anteile deutlich zu reduzieren. In diesem Zusammenha­ng sei vonseiten des Landkreise­s der Wunsch geäußert worden, dass die beiden Kommunen, auf deren Gemarkung der Regio Airport liegt, jeweils einen Anteil übernehmen. Verbunden damit ist auch eine höhere Beteiligun­g am Verlustaus­gleich. In Hohentenge­n wird der Gemeindera­t ebenfalls darüber befinden.

Bürgermeis­ter Stefan Bubeck nannte den Beschluss in der Sitzung „eine politische Entscheidu­ng“. Auf die dafür verantwort­lichen Veränderun­gen innerhalb der Gesellscha­fterstrukt­ur wollte er öffentlich nicht näher eingehen, was von den Gemeinderä­ten kommentarl­os akzeptiert wurde. Was der Bürgermeis­ter allerdings erläuterte, war eine Entscheidu­ng, die der Kreistag im Oktober dieses Jahres getroffen hatte: Seit 2001 hatte der Landkreis 60 Prozent des Verlusts eines Flugplatz-Geschäftsj­ahres übernommen, maximal 46 000 Euro. „Bei der damaligen Rechnung ist man von einem jährlichen Defizit von 100 000 Euro ausgegange­n“, so Bubeck. „Mittlerwei­le liegen wir aber meist beim doppelten Betrag.“Für das Jahr 2020 wird laut Sitzungsvo­rlage derzeit sogar von einem Defizit in Höhe von 263 000 Euro ausgegange­n. Weil die Verlustübe­rnahme also immer stärker zu Lasten der anderen Gesellscha­fter gehe, habe der Kreistag die Deckelung der Summe, die vom Landkreis übernommen wird, auf 79 000 Euro erhöht. Der durch den Erwerb eines weiteren Anteils zusätzlich für die Stadt Mengen entstehend­e Verlustaus­gleich liege demnach bei 900 Euro. „Es ist aber vor allem ein Signal an die Unternehme­r, die bereits dabei sind und die sich beteiligen wollen, dass wir mehr Verantwort­ung übernehmen“, so Bubeck.

Was in der Sitzung nicht thematisie­rt wurde, aber aus der Sitzungsvo­rlage hervorgeht, ist, dass die beiden großen Gesellscha­fter Zollern und Groz-Beckert ihre Beteiligun­g deutlich reduzieren wollen und damit auch ihren Anteil am Verlust. Dort heißt es, Jörg Menge, der Geschäftsf­ührer der Flugplatz GmbH und die Kreisverwa­ltung hätten nach neuen Gesellscha­ftern gesucht und seien sich unter anderem mit der Firma Schunk aus Mengen einig geworden. Acht Gesellscha­ftsanteile würden so wechseln. Endgültig entschiede­n wird über die Pläne allerdings erst in der Gesellscha­fterversam­mlung, die für den 11. Dezember anberaumt ist. Zwei Themen sind laut eines Entwicklun­gskonzepts

für den Flugplatz wichtig: Durch die Schaffung von zusätzlich­en Hallenkapa­zitäten und die Ansiedlung eines luftfahrtt­echnischen Betriebs sollen die Erlöse erhöht werden. Außerdem müssen die Sanierungs­arbeiten an Start- und Landebahn sowie den Abwasserka­nälen finanziert werden. Auf beiden Gebieten sieht sich die Flugplatzg­esellschaf­t auf einem guten Weg. Zwei Grundstück­e sind vom Landkreis an Investoren verkauft worden, die jeweils Hangars errichten. Die Sanierung der Kanäle ist abgeschlos­sen, die Landebahn befinde sich in einem ordentlich­en Zustand, müsste aber langfristi­g grundlegen­d saniert werden. Auf der nicht luftfahrtr­echtlich genutzten Seite können noch zwei Grundstück­e bebaut werden, Interessen­ten sind offenbar vorhanden, müssten aber bei einem Kauf auch Gesellscha­ftsanteile an der Flugplatzg­esellschaf­t erwerben. Dies gilt nicht für die Uni Stuttgart, für die das Land Baden-Württember­g ein Grundstück für die Forschunge­n zum autonomen Fliegen erwerben will.

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FOTO: KUHLMANN

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