Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Entlastung für Familien mit mehreren Kindern
Gammertingen ändert Berechnungsgrundlage für Kindergartenbeiträge – Angebote werden neu strukturiert
GAMMERTINGEN (SeK) - Die Stadt Gammertingen entlastet Familien mit mehreren Kindern ab dem kommenden Jahr bei der Berechnung der Kindergartengebühren. Nach einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats am Dienstag steigen die Elternbeiträge aber auch grundsätzlich an. „Es gibt, wie bei jeder Umstellung, Gewinner und Verlierer“, sagte Bürgermeister Holger Jerg.
Eltern mehrerer Kinder bekommen auch schon jetzt eine Vergünstigung – allerdings nur dann, wenn die Kinder auch gleichzeitig im Kindergarten angemeldet sind („badisches Modell“). Babys oder Schüler zum Beispiel bleiben bei dieser Berechnung außen vor. Vor allem auf Initiative der CDU-Fraktion hat die Stadt nun erneut eine Änderung dieses Vorgehens geprüft. Ergebnis war der Vorschlag, dass sich die Beiträge ab 2021 danach richten, wie viele Kinder in einer Familie leben – und nicht mehr danach, wie viele von ihnen den Kindergarten besuchen.
„Das sogenannte württembergische Modell ist familienfreundlicher und zukunftsfähiger“, sagte Hauptamtsleiter Martin Fiedler. Zudem erleichtere es die Berechnung der Beiträge. Parallel zur Umstellung der
Berechnungsgrundlage schlug die Stadtverwaltung vor, die verschiedenen Betreuungsangebote übersichtlicher zu strukturieren und die Gebühren neu zu kalkulieren.
Von den tatsächlichen Betreuungskosten machten die Elternbeiträge lediglich 16 Prozent aus, sagte Martin Fiedler. Kommunale und kirchliche Spitzenverbände empfählen hingegen einen Deckungsgrad von 20 Prozent. Zudem habe die Stadt erst vor Kurzem das Familienzentrum St. Martin erweitert, sagte Fiedler mit Blick auf die vorgesehene Erhöhung. Ein Anbau an den Kindergarten St. Michael sei ebenfalls geplant. Die Stadt investiere also massiv in die Kinderbetreuung.
Die neuen Gebühren sehen für ein Kind in der Regelbetreuung 138 Euro statt aktuell 106 Euro pro Monat vor.
Bei zwei Kindern sind es 214 statt 174 Euro, bei drei Kindern 213 statt 242 Euro. Die Ganztagsbetreuung kostet 238 statt 204 Euro (ein Kind), 366 statt 355 Euro (zwei Kinder) beziehungsweise 366 statt 656 Euro (drei Kinder). Teilweise deutliche Steigerungen gibt es bei der Betreuung von Kleinkindern.
Wolfgang Lieb (Gleiches Recht für alle) sprach sich dafür aus, diesen Vorschlägen zu folgen. CDU und die Fraktion Grüne/SPD/Unabhängige Bürger setzten mit ihrer Mehrheit aber durch, die Erhöhung in manchen Fällen auf maximal 20 Prozent zu begrenzen: bei der Regelbetreuung eines Kindes über drei Jahren, bei der Regelbetreuung von zwei Kindern über drei Jahren sowie bei der Halbtagsbetreuung von Kleinkindern. Diese Angebote kosten ab dem kommenden Jahr 127 Euro (statt der vorgeschlagenen 138 Euro), 209 Euro (statt 214 Euro) beziehungsweise 191 Euro (statt 212 Euro).
Abgeschafft wird die Regelbetreuung für Kleinkinder, die dabei die Mittagszeit zu Hause verbringen. Stattdessen übernehmen die Kindergärten in der Kernstadt das Angebot aus Feldhausen, wo es bereits Halbtagsbetreuung für Kleinkinder gibt.