Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schwere Zeiten für professionelle Künstler
Hilfen des Staates sorgen fürs materielle Überleben von Michael Skuppin
BAD SAULGAU - Er ist Solo-Selbstständiger und erlebt eine verdammt harte Zeit: Michael Skuppin aus Wolfartsweiler kann sich dank der finanziellen Landeshilfe in der CoronaKrise über Wasser halten. Dabei wäre 2020 sein umsatzstärkstes Jahr gewesen. Und dennoch geht ihm die Arbeit zu Hause nicht aus.
Michael Skuppin ist ein begnadeter Künstler: Er ist Schauspieler, Stadtbarde, Liedermacher, Regisseur, Marktbruddler und verkörpert in der Räuberbahn zwischen Pfullendorf und Aulendorf den Räuber Max Elsässer. „Dieses Jahr musste ich nicht einmal den Räuber spielen“, sagt Michael Skuppin, dem wegen der Corona-Pandemie die Mitfahrt in der Räuberbahn als singender Fahrgast untersagt wurde. Und auch sonst musste Skuppin auf fast alle Einnahmen verzichten, mit denen er eigentlich 2020 gerechnet hatte. In Pfullendorf hätte er Regie für ein Theaterstück anlässlich 800 Jahre Stadt Pfullendorf führen sollen. Diesen Monat war er für eine größere Veranstaltung von Stuckateuren in Bad Schussenried gebucht, die aber nicht stattfindet. Und auch die Wintermonate bleibt Michael Skuppin vor allem ohne die Eventgastronomie ohne Umsätze. Seine Auftritte bei den Ritteressen im Ritterkeller in Aulendorf oder im Felsenkeller in Pfullendorf, bei denen er von Tisch zu geht und die Gesellschaft unterhält, fallen ebenfalls Corona zum Opfer.
Auf Einladungen für Firmenweihnachtsfeiern, bei denen er das Programm gestaltet, kann er lange warten. Seinen Humor hat er aber nicht verloren: „Unkraut ist nicht tot zu kriegen.“Immerhin erhielt er vom SWR ein kleines Honorar für das Abspielen seines Corona-Lieds. Er durfte während der Lockerungen im Sommer beim Kultursommer in Tafertsweiler die Bühne betreten, bei der Volkshochschule wie gewohnt Englisch-Kurse geben und zwischendurch ein paar Stadtführungen durch Bad Saulgau machen. Als Barde trat er aber nicht in Erscheinung, weil das Singen in einer solchen Gruppe verboten ist.
Umso mehr dürfte sich Michael Skuppin über die finanzielle Hilfe des Landes Baden-Württemberg gefreut haben. Im April, nachdem er wochenlang seiner Selbstständigkeit nicht nachgehen konnte, musste er im Internet sieben Seiten für seinen Antrag ausfüllen, der kurz danach bewilligt worden war. Für einen Zeitraum von sechs Monaten bekommt er in zwei Tranchen monatlich eine Unterstützung von 1180 Euro. „Und das nur, weil ich nachweisen konnte, dass ich in diesen Monaten Umsatzeinbußen von 70 Prozent habe. Bei mir sind es sogar mehr“, sagt Skuppin, der überrascht war, wie schnell ihm das Geld auf sein Konto überwiesen wurde. „Ohne die Landeshilfe wäre ich wohl pleite gegangen“, so Skuppin – was nicht bedeuten soll, „dass ich damit große Sprünge machen kann, denn die Fixkosten laufen ja alle weiter.“Zum Überleben würde es ihm aber reichen. Die Bundeshilfe hingegen erstattet nur einen Großteil der Betriebsausgaben zurück. Bei Skuppin sind dies Computer-Leasing, Versicherungen oder Fixkosten für das Auto. „Das waren für drei Monate insgesamt 740 Euro.“So oft wie dieses Jahr sei er noch nie bei seiner Steuerberaterin gewesen.
Aber Michael Skuppin hat erst gar nicht mit dem Jammern und Zetern angefangen. „Ich bin nicht arbeitslos“, sagt er und verweist stattdessen und voller Optimismus auf ein Paket von vielen Projekten, das er vorbereiten müsse. Projekte, die für 2020 geplant waren, die er aber erst 2021 realisieren kann.
„Vorher kann ich keine Rechnungen schreiben.“Trotzdem hängt er etwas in der Luft, weil er nicht weiß, ob zum Beispiel die Stadt Pfullendorf nach der Krise ihr Jubiläum mit Theateraufführungen nachholt. Die Solo-Selbstständigkeit wird Skuppin deshalb nicht aufgeben. „Dafür macht es mir viel zu sehr Spaß, weil es total abwechslungsreich ist.“In der Räuberbahn fuhr er übrigens dennoch einige Male mit – als Michael Skuppin und nicht als Max Elsässer.
„Die Fahrgäste sollen digital begleitet werden und die Erklärungen auf ihrem Handy verfolgen können.“Dafür muss Skuppin die Zeitabstände zwischen den jeweiligen Haltestationen auf die Minute genau kennen. „Ich sage ja, mir geht die Arbeit nicht aus“, sagt Skuppin.