Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Sternenbäck-Gruppe ist gerettet
Nach 270 Kündigungen haben die Gläubiger für die Insolvenzpläne gestimmt
HECHINGEN - Viele zum Teil langjährige Mitarbeiter der Hechinger Sternenbäck-Gruppe haben in den vergangenen Wochen ihren Arbeitsplatz verloren. Insgesamt 230 Beschäftigte, die allermeisten davon aus Baden-Württemberg, erhielten im Zuge des Insolvenzverfahrens die Kündigung. 40 weitere Jobs sind durch die übliche Fluktuation weggefallen. Sie haben nichts mehr von der guten Nachricht, die am Freitag aus der Hechinger Brunnenstraße verkündet wurde: Die SternenbäckGruppe ist gerettet.
Die 254-jährige Tradition des Familienunternehmens kann fortgesetzt werden. Denn die Gläubiger haben „mit überwältigender Mehrheit“für die Insolvenzpläne gestimmt. Gesichert sind 1400 von ursprünglich 1670 Arbeitsplätzen. Nach der Schließung von 45 Sternenbäck-Filialen in Baden-Württemberg und in den ostdeutschen Bundesländern geht es mit 170 Sternenbäckereien weiter. Und ganz wichtig für Hechingen: Der Unternehmenssitz mit der (um zehn Mitarbeiter abgespeckten) Verwaltung bleibt in der Zollernstadt. Und auch die Produktionsstätte im Gewerbegebiet Lotzenäcker wird nicht angetastet.
Als vor einigen Wochen das Sanierungskonzept verkündet worden war, wurde der Hechinger Backbetrieb am bewährten Standort in Frage gestellt, weil er für die reduzierte Zahl an Beschäftigten viel zu groß geworden sei. Ein Umzug in kleinere Räume in der Region werde erwogen, hatte es geheißen. Diese Überlegungen seien nun „definitiv ad acta gelegt“, sagte Roland Brückmann, der Sprecher der Geschäftsleitung, auf Nachfrage. „Wir bleiben in den bestehenden Produktionsgebäuden.“Von Hechingen aus werden weiterhin die verbleibenden Sternenbäck-Filialen und -Cafés im Südwesten beliefert.
Fortbestehen werden auch die Produktionsstandorte in Gera (Thüringen) und Spremberg (Brandenburg), wo für die mittel- und ostdeutschen Filialen gebacken wird. Roland Brückmann betont, dass längst nicht alle ehemaligen Sternenbäck-Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, „auf der Straße stehen“. Viele der Mitarbeiterinnen aus den 45 Filialen, die Ende Oktober geschlossen werden mussten, seien von Nachfolgebetrieben übernommen worden. Für rund 25 der geschlossenen Filialen habe sich bereits eine Nachfolgelösung gefunden – oft inklusive Personal. „Die ersten Geschäfte sind schon unter neuer
Flagge wiedereröffnet weiß Brückmann.
Nach Unternehmens-Darstellung war es Corona, das die SternenbäckGruppe in Schieflage gebracht hat. Zuvor habe das Unternehmen mit seinen ursprünglich 215 Sternenbäckereien in sechs Bundesländern „eine konstant positive Geschäftsentwicklung“vorweisen können. Der Umsatz und das Ergebnis im Jahr 2019 als auch zu Beginn des Jahres 2020 hätten „deutlich über den Erwartungen“gelegen. Dann hätten die im Zuge des ersten Corona-Lockdowns ab März verordneten Ausgangsbeschränkungen und Schließungen von Einkaufszentren, Cafés und Gastronomiebereichen „dramatische Umsatzeinbrüche“verursacht – woraufhin am 25. Mai ein Schutzschirmverfahren eingeleitet und zum 1. September planmäßig in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung überführt worden war.
Im Zuge dieser Verfahren, die durch den Generalbevollmächtigen Jan Groß (Ebner Stolz) begleitet und durch den Sachwalter Martin Hörmann überwacht wurden, sei es gelungen, einen für die Zeit nach der Corona-Krise „schlüssigen und zukunftsorientierten Restrukturierungsplan“zu erarbeiten, heißt es in der Pressemitteilung. Dieser sehe „eine gravierende Senkung der Kostenstruktur sowie eine qualitative und vertriebliche Neuausrichtung der gesamten Sternenbäck-Gruppe“vor. Kürzlich haben die Gläubiger nun die Insolvenzpläne für jede der vier Gesellschaften angenommen. Damit sei der Weg frei, dass die Eigenverwaltungsverfahren der Sternenbäck-Gruppe durch das Amtsgericht Hechingen „alsbald wieder aufgehoben“werden.
Sternenbäck will künftig noch stärker auf Frische setzen und das Sortiment „um Themen wie bio, vegan und vegetarisch“ergänzen. Mittelfristig soll das Geschäftsportfolio wieder durch ergänzende Filialkonzepte erweitert werden. Auch an die Eröffnung neuer Geschäfte im näheren Produktionsumfeld wird gedacht.
„Sternenbäck“, so heißt es abschließend, „sieht sich durch die konsequente Umsetzung der notwendigen Maßnahmen – auch nach dem aktuellen Lockdown – gut und wettbewerbsfähig für die Zukunft aufgestellt, nicht zuletzt aufgrund der dankenswerter Weise auch in schwierigen Zeiten anhaltenden Unterstützung von Banken, Vermietern und Lieferanten sowie insbesondere der fortwährenden Treue unserer Kunden und unserer fleißigen loyalen Mitarbeiter.“ worden“,