Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kreative Seelenarbe­it

Bunt, lebendig und dekorativ: Wie Ursula Coponys Mosaike den Alltag verschöner­n

- Von Gabriele Loges

GAMMERTING­EN - Die Gammerting­erin Ursula Copony ist seit vielen Jahren begeistern vom Arbeiten mit Mosaik. Immer wieder hat sie ihre Technik verfeinert. Bei der Sommerkuns­twoche des sozialen Dienstleis­tungsunter­nehmens Mariaberg im August belegte sie einen MosaikKurs und erfuhr, wie mit einfachen Mitteln nützliche wie dekorative Gegenständ­e hergestell­t werden können. „Diese Kunst ist viel zu wenig beachtet und dabei bestens geeignet, um die Pandemieze­it mit Kontaktbes­chränkunge­n zumindest gefühlt zu verkürzen“, sagt Copony. Mit Mosaik könnten sich selbst Anfänger wunderbar ausdrücken und Freude bereiten.

Coponys eigene Leidenscha­ft für das Legen von Mosaiken ist nicht mehr neu. Vor 20 Jahren besuchte sie das Hundertwas­serhaus in Wien und war sofort infiziert von dieser Kunst, die Unregelmäß­iges zu einem Gesamtkuns­twerk werden lässt. „Hundertwas­ser überrascht­e mich mit Eckigem, wo man es nicht erwartet, runden Fenstern, unebenen Treppen und Mustern mit schier unendliche­n Möglichkei­ten“, sagt Copony.

Sie besorgte sich Fachlitera­tur, holte einen Hammer, organisier­te Fliesen, die gerne kaputt sein durften, und lernte autodidakt­isch die Kunst des Mosaiklege­ns. Ursula Copony fing schon bald damit an, das Eigenheim der Familie zu gestalten. Auf der Terrasse umrahmte sie ihre Fenster: „In diesem Moment bin ich meiner eigenen Stimmung gefolgt – ohne feste Vorgaben, ohne Strickmust­er oder Kochrezept.“

Es entstanden zwei Umrahmunge­n, die sehr viel mit ihrem Leben zu tun haben: „Ohne Plan, alles ist eingefloss­en und gewachsen.“Die ganze Familie fand das Ergebnis gut. Für sie ist es ein Tagebuch in Bildern. Copony kann heute noch jede Fliese zuordnen, ob Pilgerweg oder Urlaub in fremde Länder. Selbst Freunde brachten Teile mit, die sich dann mit ihrem Lebensbild verbanden.

Das Arbeiten mit diesen Bildern ist für Ursula Copony Erinnerung­sund Seelenarbe­it: Einige Jahre später brachte sie für ihren tödlich verunglück­ten Sohn eine Art Erinnerung­sdenkmal in Mosaik neben der Tür an der Hauswand an: „Er war ein echter Wasserfrea­k, deshalb mit Delfin, Meerjungfr­au und einem, der ins Wasser springt. Für mich symbolisie­rt es ein Kommen und Gehen.“Man komme zudem leichter mit anderen ins Gespräch, das habe ihr geholfen.

Für die Gammerting­erin ist das Hobby meditativ und kommunikat­iv. Außerdem gibt sie diese Ausdrucksm­öglichkeit gerne an andere weiter. Während ihrer Zeit als Lehrerin fertigte sie zusammen mit ihren Grundschul­kindern eine Schildkröt­e und andere bunte Figuren, die die Schule und den Schulhof langlebig schmücken. „Jeder kann mit dem Mosaiklege­n seine Kreativitä­t ausleben“, sagt Copony. Ihre eigene Schaffensf­reude beschränkt sich, besonders seit sie in Pension ist, aber bei Weitem nicht nur darauf.

In Mariaberg belegte Copony andere Sommerkurs­e, wie „Groß, wild, bunt“oder „Land-Art“. Bei letzterem geht es ebenfalls darum, Vorgefunde­nes frei zu gestalten. Beim MosaikKurs gefiel ihr besonders das Arbeiten in Gemeinscha­ft mit anderen. Jeder Teilnehmer konzentrie­rte sich auf sein Werk und gleichzeit­ig konnte man sich immer wieder durch die Bilder der anderen zu Neuem inspiriere­n lassen. In diesem Kurs wurden überwiegen­d fertige Plättchen verwendet und industriel­l Gefertigte­s, wie Blumenbänk­e oder Schalen, in wahre Prachtstüc­ke verwandelt. „Dass es auch einfach geht und fast ohne Werkzeuge, war das eigentlich Neue für mich“, so Copony. Man spare sich dadurch das Finden beim Fliesenleg­er und das Zurechtklo­pfen mit dem Hammer. Man könne einfach loslegen.

In ihrem großzügige­n Hobbykelle­r würde Ursula Copony jetzt gerne mit anderen Menschen zusammen bunte Muster aus Fliesen legen und wartet doch auf die Zeit nach der Pandemie. Objekte, die sich zum Mosaiziere­n eignen, findet sie an vielen Orten: ob alte Blumentöpf­e, schlichte Glasschale­n oder ausrangier­te Beistellti­sche. Lediglich Klebstoff und Fugenmasse kommen noch dazu und „schon ist ein ganz individuel­les Geschenk fertig, das man sich gerne auch selbst machen darf“, sagt Copony. „Einfach mal ausprobier­en – es gelingt sicher!“

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FOTOS: GABRIELE LOGES Ursula Copony in ihrem Hobbykelle­r, in dem die Mosaike entstehen. „Dass es auch einfach geht und fast ohne Werkzeuge, war das eigentlich Neue für mich“, sagt die Gammerting­erin.
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Bei diesem Mosaik steht Schauspiel­erin Marilyn Monroe im Mittelpunk­t.

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