Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kreative Seelenarbeit
Bunt, lebendig und dekorativ: Wie Ursula Coponys Mosaike den Alltag verschönern
GAMMERTINGEN - Die Gammertingerin Ursula Copony ist seit vielen Jahren begeistern vom Arbeiten mit Mosaik. Immer wieder hat sie ihre Technik verfeinert. Bei der Sommerkunstwoche des sozialen Dienstleistungsunternehmens Mariaberg im August belegte sie einen MosaikKurs und erfuhr, wie mit einfachen Mitteln nützliche wie dekorative Gegenstände hergestellt werden können. „Diese Kunst ist viel zu wenig beachtet und dabei bestens geeignet, um die Pandemiezeit mit Kontaktbeschränkungen zumindest gefühlt zu verkürzen“, sagt Copony. Mit Mosaik könnten sich selbst Anfänger wunderbar ausdrücken und Freude bereiten.
Coponys eigene Leidenschaft für das Legen von Mosaiken ist nicht mehr neu. Vor 20 Jahren besuchte sie das Hundertwasserhaus in Wien und war sofort infiziert von dieser Kunst, die Unregelmäßiges zu einem Gesamtkunstwerk werden lässt. „Hundertwasser überraschte mich mit Eckigem, wo man es nicht erwartet, runden Fenstern, unebenen Treppen und Mustern mit schier unendlichen Möglichkeiten“, sagt Copony.
Sie besorgte sich Fachliteratur, holte einen Hammer, organisierte Fliesen, die gerne kaputt sein durften, und lernte autodidaktisch die Kunst des Mosaiklegens. Ursula Copony fing schon bald damit an, das Eigenheim der Familie zu gestalten. Auf der Terrasse umrahmte sie ihre Fenster: „In diesem Moment bin ich meiner eigenen Stimmung gefolgt – ohne feste Vorgaben, ohne Strickmuster oder Kochrezept.“
Es entstanden zwei Umrahmungen, die sehr viel mit ihrem Leben zu tun haben: „Ohne Plan, alles ist eingeflossen und gewachsen.“Die ganze Familie fand das Ergebnis gut. Für sie ist es ein Tagebuch in Bildern. Copony kann heute noch jede Fliese zuordnen, ob Pilgerweg oder Urlaub in fremde Länder. Selbst Freunde brachten Teile mit, die sich dann mit ihrem Lebensbild verbanden.
Das Arbeiten mit diesen Bildern ist für Ursula Copony Erinnerungsund Seelenarbeit: Einige Jahre später brachte sie für ihren tödlich verunglückten Sohn eine Art Erinnerungsdenkmal in Mosaik neben der Tür an der Hauswand an: „Er war ein echter Wasserfreak, deshalb mit Delfin, Meerjungfrau und einem, der ins Wasser springt. Für mich symbolisiert es ein Kommen und Gehen.“Man komme zudem leichter mit anderen ins Gespräch, das habe ihr geholfen.
Für die Gammertingerin ist das Hobby meditativ und kommunikativ. Außerdem gibt sie diese Ausdrucksmöglichkeit gerne an andere weiter. Während ihrer Zeit als Lehrerin fertigte sie zusammen mit ihren Grundschulkindern eine Schildkröte und andere bunte Figuren, die die Schule und den Schulhof langlebig schmücken. „Jeder kann mit dem Mosaiklegen seine Kreativität ausleben“, sagt Copony. Ihre eigene Schaffensfreude beschränkt sich, besonders seit sie in Pension ist, aber bei Weitem nicht nur darauf.
In Mariaberg belegte Copony andere Sommerkurse, wie „Groß, wild, bunt“oder „Land-Art“. Bei letzterem geht es ebenfalls darum, Vorgefundenes frei zu gestalten. Beim MosaikKurs gefiel ihr besonders das Arbeiten in Gemeinschaft mit anderen. Jeder Teilnehmer konzentrierte sich auf sein Werk und gleichzeitig konnte man sich immer wieder durch die Bilder der anderen zu Neuem inspirieren lassen. In diesem Kurs wurden überwiegend fertige Plättchen verwendet und industriell Gefertigtes, wie Blumenbänke oder Schalen, in wahre Prachtstücke verwandelt. „Dass es auch einfach geht und fast ohne Werkzeuge, war das eigentlich Neue für mich“, so Copony. Man spare sich dadurch das Finden beim Fliesenleger und das Zurechtklopfen mit dem Hammer. Man könne einfach loslegen.
In ihrem großzügigen Hobbykeller würde Ursula Copony jetzt gerne mit anderen Menschen zusammen bunte Muster aus Fliesen legen und wartet doch auf die Zeit nach der Pandemie. Objekte, die sich zum Mosaizieren eignen, findet sie an vielen Orten: ob alte Blumentöpfe, schlichte Glasschalen oder ausrangierte Beistelltische. Lediglich Klebstoff und Fugenmasse kommen noch dazu und „schon ist ein ganz individuelles Geschenk fertig, das man sich gerne auch selbst machen darf“, sagt Copony. „Einfach mal ausprobieren – es gelingt sicher!“