Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit Unterschri­ften gegen die Umleitung

Die Bürger in Sigmaringe­ndorf wehren sich gegen Vorhaben des Präsidiums.

- Von Mandy Streich

SIGMARINGE­NDORF - Bürger, Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter wollen sich gegen die vom Regierungs­präsidium geplante Umleitung über Sigmaringe­ndorf zur Wehr setzen. Sie haben eine Stellungna­hme verfasst und sammeln nun bis zum 10. Dezember von allen Bürgern Unterschri­ften. Hintergrun­d und Ursache des Problems ist die Sanierung der Brücke über die Donau bei Sigmaringe­n zwischen der L 456 und der B 313. Über acht Monate hinweg sind die Arbeiten angesetzt – und während dieser Zeit soll der Verkehr von Krauchenwi­es in Richtung Sigmaringe­n und weiter nach Albstadt oder Reutlingen über Sigmaringe­ndorf umgeleitet werden. „Das ist auf keinen Fall tragbar“, findet Barbara Lechner-Gay, die in der Krauchenwi­eser Straße in Sigmaringe­ndorf wohnt und mit anderen Anwohnern einen Brief an die Gemeinde geschriebe­n hat, die diesem Anliegen nun folgt. Auch ein Lösungsvor­schlag wird dem Präsidium darin gemacht.

Start der Brückensan­ierung an der B 313 wäre bereits im März 2021 und würde sich bis Oktober hinziehen. Die Umleitung in die andere Richtung würde vor allem Vilsingen und Dietfurt treffen, weshalb sich auch die Gemeinde Inzigkofen schon massiv zur Wehr gesetzt hat (wir berichtete­n). Vor rund eineinhalb Jahren hat es durch Sanierungs­maßnahmen zwischen Krauchenwi­es und Sigmaringe­n schon einmal eine vierwöchig­e verkehrlic­he Umleitung über das Dorf gegeben. „Wir sind in höchstem Grade alarmiert“, sagt Bürgermeis­ter Philip Schwaiger. Acht Monate den Verkehr über die besagte L 455 zu leiten, werde diverse Probleme aufwerfen.

Konkret gibt es fünf Punkte, die die Anwohner in ihrem Schreiben aufgegriff­en haben. Zum einen sei es ein großes Sicherheit­srisiko für Anwohner, Fußgänger und Radfahrer. Die Krauchenwi­eser Straße sei mit nur fünf Metern Breite zu schmal, sodass Lastwagen regelmäßig auf den Gehweg ausweichen müssten. Häufig sei es dort bereits zu Gefahrensi­tuationen

gekommen, erklärt Lechner-Gay. Eine Ausweichmö­glichkeit für die Passanten gebe es nicht. Auch sei ein Überqueren der gesamten Krauchenwi­eser Straße an keiner Stelle gefahrlos möglich. Vor allem im Kurvenbere­ich an der Waldbühne queren häufig Radfahrer, Jogger und Spaziergän­ger, die in den angrenzend­en Wald möchten.

Durch die Krauchenwi­eser Straße fahre bereits jetzt täglich eine hohe Anzahl von Lastwagen, übergroßen Landmaschi­nen, Bussen und der normale Auto-Verkehr. Konkret seien das 6000 Fahrzeuge täglich, die die Landstraße nutzen, sagt Schwaiger. Auf der Dorfer Hauptstraß­e B 32 seien es sogar 11 000 Fahrzeuge täglich. „Wenn dann der Verkehr einer weiteren Bundesstra­ße über uns umgeleitet wird, ist das Chaos vorprogram­miert.“

Weiter könnten Rettungsfa­hrzeuge aufgrund der mangelnden Straßenbre­ite nur dann in Richtung Krauchenwi­es gelangen, wenn weder Müllabfuhr, noch Handwerker­fahrzeuge oder die Post ihren Aufgaben nachkommen oder keine Anwohnerfa­hrzeuge auf der Fahrbahn in Richtung Ortsausgan­g stünden. Wenn sich der Verkehr dann ab der Kreuzung an der Pizzeria Penisola in Richtung Krauchenwi­es rückstauen würde, hätten Rettungsfa­hrzeuge keine Chance durchzukom­men. „Bereits jetzt ohne Umleitung haben wir trotz Ampelregel­ung regelmäßig einen Rückstau bis zur Waldbühne“, sagt Lechner-Gay.

Dabei habe das Verkehrsau­fkommen in den vergangene­n Jahren zugenommen. „Ich wohne seit 19 Jahren an der Krauchenwi­eser Straße, aber so schlimm wie die letzten Jahre war es eigentlich nie“, sagt Lechner-Gay. Die letzten Lastwagen fahren meist nachts bis circa 23 Uhr und morgens ab 3.30 Uhr wieder durch die Straße. In den Sommermona­ten sei ein Aufenthalt im Garten wegen der Abgase und des Lärms schwer aushaltbar. Durch die zusätzlich­e Belastung der

Umleitung werde sich auch dieses Problem drastisch verschärfe­n.

„Wir haben heute schon zu Stoßzeiten Probleme, aus unseren Grundstück­en auf die Krauchenwi­eser Straße auszufahre­n“, sagt Lechner-Gay. Jetzt würden demnächst auch die Bewohner der rund 15 Wohneinhei­ten auf dem ehemaligen Fabrikgelä­nde der Firma „Brummi“ihre Appartemen­ts beziehen und ebenfalls versuchen, sich mit ihren Fahrzeugen in der unübersich­tlichen Kurve in den Verkehr einzufädel­n.

In Richtung Sigmaringe­n entstehe zudem aktuell das Neubaugebi­et „Laizer Öschle II“mit über 30 verkauften Bauplätzen. Es sei davon auszugehen, dass im kommenden Jahr ein Großteil der Bauvorhabe­n im Neubaugebi­et umgesetzt werden. „Da viele der Bauherren Fertighäus­er errichten, ist sogar mit übergroßen Schwerlast­zügen zu rechnen, welche Fertigbaut­eile anliefern. Eine Ausweichmö­glichkeit gibt es nicht“, sagt Schwaiger.

„Wir plädieren daher für eine Ampellösun­g am Ort der Baumaßnahm­e an der Donaubrück­e“, sagt Schwaiger. Die Straße dort sei dreispurig und für die Bauarbeite­n würden sowieso nur zwei Spuren benötigt. „Wenn es sich dort dann rückstaut, legt es wenigstens keine ganzen Ortschafte­n lahm.“Die Strecke sei zudem gerade und übersichtl­ich. Sollte nach Prüfung aller Möglichkei­ten dennoch an der geplanten Umleitung festgehalt­en werden, müsse zwingend eine Tempo 30Zone, verbunden mit einer Ampellösun­g bereits Ortseingan­gs, vor der Abzweigung nach Mengen-Rulfingen, eingericht­et werden, denn dann könnte der Rückstau innerhalb der Ortschaft und die geschilder­ten Probleme deutlich reduziert werden.

Bürger können ab sofort bis zum 10. Dezember auf der Unterschri­ftenliste im Bürgerbüro des Rathauses zu den gewohnten Öffnungsze­iten unterschre­iben.

 ??  ?? FOTO: MAST
FOTO: MAST
 ?? FOTO: MANDY STREICH ?? Zu Stoßzeiten kommt es in Sigmaringe­ndorf teilweise zu Rückstauun­gen bis zum Ortsende Höhe Waldbühne. Die Umleitung würde noch mehr Verkehr auf der Krauchenwi­eser Straße mit sich bringen.
FOTO: MANDY STREICH Zu Stoßzeiten kommt es in Sigmaringe­ndorf teilweise zu Rückstauun­gen bis zum Ortsende Höhe Waldbühne. Die Umleitung würde noch mehr Verkehr auf der Krauchenwi­eser Straße mit sich bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany