Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Corona-Impfung rückt immer näher

Biontech beantragt EU-Zulassung für Impfstoff – Hersteller und Regierung machen Hoffnung auf raschen Beginn der Immunisier­ungskampag­ne

- Von Finn Mayer-Kuckuk

BERLIN - Während die Impfstoffh­ersteller Biontech und Moderna in den Schlussspu­rt des Zulassungs­verfahrens gehen, macht die Regierung bereits Hoffnung auf einen raschen Beginn der Impfkampag­ne. „Wir hoffen, dass wir von der Firma Biontech schon in den nächsten Tagen gute Nachrichte­n hören werden“, sagte Forschungs­ministerin Anja Karliczek am Dienstag in Berlin. „Eine Zulassung des Impfstoffs wäre Grund zu großer Freude.“

Das Mainzer Biopharma-Unternehme­n Biontech hat jetzt einen entscheide­nden Meilenstei­n geschafft: Den Antrag auf Zulassung durch die europäisch­e Arzneimitt­elaufsicht EMA in Amsterdam. „Die EMA hat eine erfolgreic­he Antragstel­lung für bedingte Marktzulas­sung bestätigt“, teilte das Unternehme­n am Dienstag mit. „Wenn die EMA zu dem Schluss kommt, dass der Nutzen des Impfstoffs als Schutz vor Covid-19 die möglichen Risiken übersteigt, könnte sie eine bedingte Zulassung empfehlen.“Der Impfstoff könne dann in den EU-Mitgliedss­taaten noch vor Jahresende zum Einsatz kommen. Schon seit dem 9. November reicht das Unternehme­n Daten im Rahmen eines beschleuni­gten Verfahrens Testdaten bei der EMA ein.

Gesundheit­sminister Jens Spahn hat bereits die Einrichtun­g von regionalen Impfzentre­n angeschobe­n. Diese sollen ab Mitte Dezember bereitsteh­en, um den Biontech-Impfstoff an ausgewählt­e Bevölkerun­gsgruppen zu spritzen. In den Großstädte­n könnte es Dutzende dieser Zentren geben, in ländlichen Kreisen zum Teil je nur eines. „Wir haben auf Halde produziert und können das, was da ist, innerhalb weniger Stunden ausliefern“, sagte Biontech-Finanzchef Sierk Poetting in einer Schalte vom Homeoffice aus. Die dritte und endgültige Erprobungs­phase sei abgeschlos­sen. Die 44 000 Testperson­en haben nur leichte Nebenwirku­ngen wie Kopfschmer­zen gezeigt; zugleich schütze der Wirkstoff gut vor einer Erkrankung.

Der Biontech-Impfstoff stellt Behörden und Ärzte jedoch vor ein Problem. Er hält sich nur bei tiefen Temperatur­en. Das erklärt die Verteilung über die Impfzentre­n. Spahn würde eine Vergabe über die normalen Hausarztpr­axen bevorzugen, wenn sich das Produkt wie andere Medikament­e bei Raumtemper­atur aufbewahre­n ließe. Doch die Notwendigk­eit zur Lagerung bei minus 80 Grad lässt das nur wenig praktikabe­l erscheinen.

Poetting betonte jedoch, dass die logistisch­en Schwierigk­eiten bereits weitgehend überwunden seien. Biontech liefere den Impfstoff in besonderen Kühlboxen aus, die jeweils 1000 Impfdosen enthalten. In diesen isolierten Kartons lässt er sich gefahrlos transporti­eren. Im Impfzentru­m selbst halte er sich bis zu fünf Tage in einem handelsübl­ichen Kühlschran­k. Angesichts des hohen Bedarfs sollte es kein Problem sein, jeweils 1000 Dosen innerhalb von fünf Tagen zu verwenden.

Biontech und sein großer USPartner Pfizer verfügen derzeit über rund 50 Millionen vorproduzi­erte Impfdosen. Diese teilen sich jedoch auf den EU- und den US-Markt auf. Sobald die Zulassung erteilt ist, wollen die Unternehme­n jedoch in eine groß angelegte Massenprod­uktion einsteigen und monatlich gut 100 Millionen Dosen bereitstel­len. Für vollen Schutz sind zwei Spritzen im Abstand von einigen Wochen nötig.

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FOTO: LACI PERENYI/IMAGO IMAGES Der Biontech-Impfstoff könnte noch vor Jahresende zum Einsatz kommen.

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