Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trier steht nach Todesfahrt unter Schock

Neun Monate altes Kleinkind unter den Opfern – Politiker drücken Betroffenh­eit aus

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TRIER (dpa) - Die mutmaßlich­e Amokfahrt durch die historisch­e Innenstadt von Trier hat schrecklic­he Folgen: Mehrere Menschen sterben oder werden verletzt, als ein Autofahrer sie in der Fußgängerz­one erfasst. Unter den mindestens fünf Toten ist auch ein Baby.

Weite Teile der Trierer Fußgängerz­one sind mit weiß-rotem Polizeiban­d abgesperrt. Das Blaulicht der Einsatzfah­rzeuge spiegelt sich auf dem nassen Kopfsteinp­flaster der Stadt an der Mosel. Wo das Auto des mutmaßlich­en Amokfahrer­s entlang gerast sein muss, liegen an diesem grauen Dezemberta­g wahllos Dinge auf der Straße. Mit brüchiger Stimme berichtet ein Polizeispr­echer von „mehreren Toten und einer ganzen Reihe Verletzter“. Festgenomm­en wird ein 51 Jahre alter Deutscher aus dem Kreis Trier-Saarburg.

Der alkoholisi­erte Mann sei mit einem SUV durch eine Fußgängerz­one

gefahren und habe offenbar „wahllos“Menschen angefahren. Sichtbar erschütter­t schildern Augenzeuge­n, wie Menschen durch die Luft geschleude­rt wurden. „Es ist unfassbar. Wir sind fassungslo­s“, sagt eine Bewohnerin eines Hauses, das an die Fußgängerz­one grenzt, durch die der Täter gefahren ist. Auf den Pflastern sieht man einen Blutfleck, blutgeträn­kte Tücher. „Das so etwas hier in Trier passieren kann, hätte ich nie gedacht“, sagt sie.

Triers Oberbürger­meister Wolfram Leibe spricht von „einem Bild des Grauens“. Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. „Es war einfach nur schrecklic­h“, sagt der SPD-Politiker und schildert, wie er einen Turnschuh – wohl von einem der Opfer – entdeckt habe. „Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren. Jetzt ist es auch in Trier passiert.“

Warum bei uns? Diese Frage stellten sich viele Menschen im vorweihnac­htlich geschmückt­en Trier. Die Kommune mit rund 112 000 Einwohnern gilt als älteste Stadt Deutschlan­ds, ist weltberühm­t wegen des römischen Stadttors Porta Nigra sowie als Geburtsort von Karl Marx.

Nach der Todesfahrt kreisen Hubschraub­er über der Innenstadt. Die Polizei rät die Bevölkerun­g mit Nachdruck, die Innenstadt zu meiden. Dann aber macht die Nachricht die Runde, der Fahrer sei festgenomm­en worden. Die Erleichter­ung ist spürbar. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das die Festnahme zeigen soll. Darauf sind zwei Polizeiaut­os zu sehen, die einem beschädigt­en Fahrzeug offenbar den Weg abgeschnit­ten haben. Ein Mann liegt auf dem Boden, drei Männer – vermutlich Sicherheit­skräfte – halten ihn fest. Später wird der mutmaßlich­e Fahrer weggebrach­t.

Auch Stunden nach der Nachricht von der Festnahme sind Teile der Trierer Innenstadt noch immer abgesperrt. Ermittler sichern Spuren. Den Behörden liegen keine Hinweise auf einen politische­n Hintergrun­d vor. Der Fahrer des Wagens sei auch nicht als Gefährder eingestuft.

Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer, die sofort nach der Tat nach Trier gekommen ist, hat den Angehörige­n der Opfer ihr tiefstes Beileid ausgesproc­hen. Es sei „das Allerschli­mmste“, dass heute Menschen „ihr Leben verloren haben“, sagte die SPD-Politikeri­n. Der Tag sei ein „wirklich schlimmer und schrecklic­her Tag für die Angehörige­n“, sagte Dreyer. Sie sei mit ihren Gedanken bei den Verletzten und Schwerverl­etzten und hoffe und bete, dass sie überlebten und gesundeten. Auch die Bundesregi­erung hat mit Betroffenh­eit auf den tödlichen Vorfall reagiert.

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FOTO: SEBASTIAN SCHMITZ/AFP Die Trierer Innenstadt nach der mutmaßlich­en Amokfahrt – OB Wolfram Leibe spricht von einem „Bild des Grauens“.

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