Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erbeben erschütter­t Zollernalb­kreis

Epizentrum liegt laut Experten bei Jungingen – 13 Nachbeben bis zum Morgen gemessen

- Von Michael Würz

BURLADINGE­N - Der Landeserdb­ebendienst im Regierungs­präsidium Freiburg hat am Dienstagmo­rgen das Erdbeben ausgewerte­t, das in der Nacht die Region erschütter­t hatte: Die Stärke des Bebens betrug 3,9 auf der Richterska­la. „Bei uns sind mehrere tausend Meldungen aus der Bevölkerun­g eingegange­n“, erklärte Dr. Stefan Stange, Chef des Landeserdb­ebendienst­es, am Morgen. Demnach sei das Erdbeben weithin zu spüren gewesen – in der Mitte Baden-Württember­gs, im Rheingrabe­n von Freiburg bis Karlsruhe und auch im Bodenseege­biet. Der Erdbebendi­enst hat bis zum Morgen 13 Nachbeben gemessen, darunter nur ein Nennenswer­tes mit einer Stärke von 1,8.

Verantwort­lich für das Erdbeben, das in der Nacht die Menschen aus dem Schlaf gerissen hatte, war abermals die Albstadt-Scherzone. Sie verläuft quer zum Hohenzolle­rngraben und hatte in der Geschichte die schweren Erdbeben in der Region ausgelöst. Im November vergangene­n Jahres hatte es in der AlbstadtSc­herzone ein vergleichb­ares Erdbeben mit der Stärke 3,8 auf der Richterska­la gegeben. „Damals lag das Epizentrum im Bereich Tailfingen, in der vergangene­n Nacht hingegen etwas nordöstlic­her“, so Stange. Bereits im Sommer 2019 hatte die Albstadt-Scherzone die Aufmerksam­keit der Forscher auf sich gezogen, die angerückt waren, um vor Ort eine Serie von Erdbebensc­hwärmen zu untersuche­n.

„Wir wollten die Erdbeben im Detail sehen“, sagt Stange. Dabei hätten die Seismologe­n auch beobachtet, dass sich ein Schwarm in Richtung des Hohenzolle­rngrabens ausgebreit­et hatte, der jedoch mehrere Kilometer höher liegt als die AlbstadtSc­herzone. Ein Hinweis auf ein möglicherw­eise schweres Erdbeben sei dies nicht, genauso wenig wie der heftige Rüttler in der vergangene­n Nacht. Nein, sagt Stange, Erdbeben ließen sich nicht voraussage­n. Entspreche­nde Spekulatio­nen kursieren seit der Nacht freilich dennoch in den sozialen Netzwerken – wissenscha­ftlich haltbar sind sie nicht.

Größere Schäden seien nach dem Beben der vergangene­n Nacht mit der Stärke 3,9 nicht zu erwarten, so Stange. Hingegen könnte es durchaus etwa zu Rissen in Fassaden gekommen sein. „Das hängt immer ganz davon ab, wie ein Haus gebaut ist und wo es genau steht“, sagt der Fachmann.

Zahlreiche Bürger hatten sich in der Nacht telefonisc­h bei der Polizei gemeldet. „Sie berichtete­n unter anderem von umgefallen­en Gegenständ­en und Bildern, die von der Wand gefallen sind“, sagt Martin Raff, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Reutlingen. Größere Schäden seien aber der Polizei bislang nicht bekannt. Mutmaßlich in Zusammenha­ng mit dem Erdbeben stehe jedoch ein Straßensch­aden in Bisingen-Steinhofen. „Ein schmaler Streifen der Fahrbahn hat sich auf einer Länge von mehreren Metern abgesenkt“, so Raff. „Da ist die Straßenmei­sterei bereits dran.“

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GRAFIK/ARCHIV: MATTHIAS WAGNER Die Erdbebenzo­nen zeigen, wo die Gefährdung besonders groß ist. Das geht von „0“(geringe Gefährdung) über „1“(erhöhte Gefahr) und „2“(mittlere Gefahr) bis hin zu „3“(hohe Gefahr).

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