Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Erbeben erschüttert Zollernalbkreis
Epizentrum liegt laut Experten bei Jungingen – 13 Nachbeben bis zum Morgen gemessen
BURLADINGEN - Der Landeserdbebendienst im Regierungspräsidium Freiburg hat am Dienstagmorgen das Erdbeben ausgewertet, das in der Nacht die Region erschüttert hatte: Die Stärke des Bebens betrug 3,9 auf der Richterskala. „Bei uns sind mehrere tausend Meldungen aus der Bevölkerung eingegangen“, erklärte Dr. Stefan Stange, Chef des Landeserdbebendienstes, am Morgen. Demnach sei das Erdbeben weithin zu spüren gewesen – in der Mitte Baden-Württembergs, im Rheingraben von Freiburg bis Karlsruhe und auch im Bodenseegebiet. Der Erdbebendienst hat bis zum Morgen 13 Nachbeben gemessen, darunter nur ein Nennenswertes mit einer Stärke von 1,8.
Verantwortlich für das Erdbeben, das in der Nacht die Menschen aus dem Schlaf gerissen hatte, war abermals die Albstadt-Scherzone. Sie verläuft quer zum Hohenzollerngraben und hatte in der Geschichte die schweren Erdbeben in der Region ausgelöst. Im November vergangenen Jahres hatte es in der AlbstadtScherzone ein vergleichbares Erdbeben mit der Stärke 3,8 auf der Richterskala gegeben. „Damals lag das Epizentrum im Bereich Tailfingen, in der vergangenen Nacht hingegen etwas nordöstlicher“, so Stange. Bereits im Sommer 2019 hatte die Albstadt-Scherzone die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen, die angerückt waren, um vor Ort eine Serie von Erdbebenschwärmen zu untersuchen.
„Wir wollten die Erdbeben im Detail sehen“, sagt Stange. Dabei hätten die Seismologen auch beobachtet, dass sich ein Schwarm in Richtung des Hohenzollerngrabens ausgebreitet hatte, der jedoch mehrere Kilometer höher liegt als die AlbstadtScherzone. Ein Hinweis auf ein möglicherweise schweres Erdbeben sei dies nicht, genauso wenig wie der heftige Rüttler in der vergangenen Nacht. Nein, sagt Stange, Erdbeben ließen sich nicht voraussagen. Entsprechende Spekulationen kursieren seit der Nacht freilich dennoch in den sozialen Netzwerken – wissenschaftlich haltbar sind sie nicht.
Größere Schäden seien nach dem Beben der vergangenen Nacht mit der Stärke 3,9 nicht zu erwarten, so Stange. Hingegen könnte es durchaus etwa zu Rissen in Fassaden gekommen sein. „Das hängt immer ganz davon ab, wie ein Haus gebaut ist und wo es genau steht“, sagt der Fachmann.
Zahlreiche Bürger hatten sich in der Nacht telefonisch bei der Polizei gemeldet. „Sie berichteten unter anderem von umgefallenen Gegenständen und Bildern, die von der Wand gefallen sind“, sagt Martin Raff, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Größere Schäden seien aber der Polizei bislang nicht bekannt. Mutmaßlich in Zusammenhang mit dem Erdbeben stehe jedoch ein Straßenschaden in Bisingen-Steinhofen. „Ein schmaler Streifen der Fahrbahn hat sich auf einer Länge von mehreren Metern abgesenkt“, so Raff. „Da ist die Straßenmeisterei bereits dran.“