Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der lange Weg des Spendengeldes
Pfullendorfer Verein bekommt durch juristische Hilfe veruntreutes Geld zurück
PFULLENDORF-DENKINGEN - Die jüngere Geschichte des Vereins Förderkreis Rancho Santa Fe aus Denkingen liest sich wie ein Krimi: Im Dezember 2016 beschließen die Mitglieder bei einer außerordentlichen Versammlung den Verein aufzulösen, da der letzte Vorstand Geld veruntreut hat. Eine Summe von rund 40 000 Euro steht im Raum. Es folgen eine Gerichtsverhandlung, Zwangsvollstreckungsmaßnahmen und am Ende gute Nachrichten für die Spendenempfänger – sie bekommen mit einiger Verspätung ihr Geld zurück.
„Jetzt kann ich durchatmen“, sagt Walter Rapp am Dienstag gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Es ist der Tag, an dem der Verein erloschen ist. Rapp war als Liquidator eingesetzt und hat sich um die Auflösung des Vereins gekümmert. Ein Verfahren, das in der Regel wesentlich weniger Zeit in Anspruch nimmt. Doch seit dem Beschluss zur Auflösung hat sich einiges getan, so Rapp: „Nachdem wir festgestellt haben, dass in den Kassenbüchern etwas nicht stimmt, haben wir uns an die Staatsanwaltschaft gewandt.“In der Folge musste sich der letzte Vorsitzende des Vereins vor Gericht verantworten. Dort räumte dieser ein, knapp 40 000 Euro vom Konto des Vereins abgezweigt und in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Staatsanwaltschaft legte ihm im Sommer 2019 60 Fälle von Untreue zur Last, die sich von 2014 bis 2016 ereigneten. Dabei ging es um 41 Bargeldabhebungen, 16 Überweisungen und drei dubiose Beteiligungen an Photovoltaik-Geschäften. Allein mit den Überweisungen transferierte der Vorsitzende rund 19 000 Euro auf das Konto eines inaktiven Vereins – um dann damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Zudem hatte er Geld für Beteiligungen an Photovoltaikanlagen an eine Firma überwiesen. Wie sich herausstellte: an seine eigene. Für seine Taten erhielt der ehemalige Vereinsvorsitzende eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten, zudem bekam er als Auflage, 150 Stunden gemeinnützige Arbeit abzuleisten.
In einem Schreiben an die – ab jetzt ehemaligen – Vereinsmitglieder teilt Rapp mit, dass der ehemalige Vorsitzende den Schaden damals nicht ersetzt habe und man sich dadurch gezwungen sah, Zwangsvollstreckungsmaßnahmen einzuleiten. In der Mitteilung heißt es: „Erfreulicherweise haben sowohl unsere mühevollen und hartnäckigen Arbeiten als auch die gerichtlichen Maßnahmen zum Erfolg geführt.“Dank juristischer Hilfe habe man rund 40 000 Euro aus dem Erlös einer Zwangsversteigerung erhalten.
„Das Geld stammt aus einer vom ehemaligen Vorsitzenden geerbten Immobilie. Da es kein Vereinsvermögen ist, sondern Spendengeld aus den Jahren 2015 und 2016, haben wir es nun an die berichtigten Empfänger weitergeleitet“, sagt Rapp. Demnach gehen jeweils 20 000 an zwei Kinderhilfswerke in Honduras.
Nach 30 Jahren war es das endgültig mit dem Verein. Laut Schreiben sind nun alle Liquidations-Arbeiten abgeschlossen, alle Forderungen und Verbindlichkeiten erledigt. Das Restguthaben in Höhe von 357,10 Euro wurde entsprechend der Vereinssatzung an das Kinderhilfswerk NPH Karlsruhe überwiesen. Inzwischen habe man auch das Büro und das Girokonto aufgelöst. E-Mail-Konto, Telefon und Fax wurden bereits 2017 gekündigt. „Wir haben alle Mitglieder abschließend informiert und ich muss noch zwei Briefe verschicken. Das war’s dann“, sagt Walter Rapp. Die Liquidation ist beendet, die Spenden haben ihr Ziel doch noch erreicht.