Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Findelkind sucht noch immer seine leiblichen Eltern

1987 wird Sarah Sperfeldt kurz nach ihrer Geburt in der Krankenhau­sgarage ausgesetzt

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Mit Sigmaringe­n verbindet Sarah Sperfeldt aus Aalen viel – es ist ihr mutmaßlich­er Geburtsort. Wo genau sie herkommt und wer ihre Eltern sind, bleibt aber ein großes Rätsel. Die 34-Jährige wurde zwei Tage nach ihrer Geburt in der Tiefgarage des damaligen Kreiskrank­enhauses in Sigmaringe­n ausgesetzt. Ein blauer Zettel gibt Auskunft über ihren Geburtstag: den 17. Juli 1987, auch die Uhrzeit steht dabei. Hinweise auf ihre Mutter gibt es keine. Ein anonymer Anrufer teilt dem Krankenhau­s telefonisc­h mit, dass in der Garage ein Baby liege und legt dann auf. Das Kind wird an Adoptivelt­ern nach Bad Saulgau vermittelt, die auf die Ostalb ziehen, als das Mädchen anderthalb ist. „Meine Eltern haben Verständni­s für meinen Wunsch, meine biologisch­en Eltern kennenzule­rnen“, sagt Sarah Sperfeldt.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete nach dem Fund des Säuglings groß. Auch später, als Sperfeldt volljährig wird, wendet sie sich an unsere Zeitung in der Hoffnung, ihre Eltern ausfindig zu machen. Auf den Artikel hin gemeldet haben sich zwar nicht ihre Erzeuger, dafür aber der Mann aus Meßkirch, der das Baby damals gefunden hatte. „Wir haben uns auch getroffen und er zeigte mir den Ort, wo er mich entdeckt hat“, sagt Sperfeldt. Von der Polizei erfährt sie außerdem von einem mysteriöse­n Telefonat um den Zeitpunkt ihrer Geburt herum: „Eine Frau aus Sigmaringe­n hatte Babykleidu­ng zum Verkauf angeboten, darauhin meldete sich eine junge Frau telefonisc­h, die der Verkäuferi­n ihr Baby anbot“, so Sperfeldt. Die Spur habe man jedoch nicht weiter zurückverf­olgen können. Für Sperfeldt aber liegt es nahe, dass es ihre Mutter gewesen sein könnte.

„Jetzt kurz vor Weihnachte­n packte mich wieder einmal der Rappel“, sagt die junge Frau, die daraufhin einen Suchaufruf über Facebook startet. Immerhin eine neue Erkenntnis habe dieser Aufruf gebracht. Sie erfuhr von einer Frau, die Mitte Juli 1987 im Sigmaringe­r

Krankenhau­s entbunden hatte, dass damals nach Muttermilc­hspenden für das Findelkind gefragt wurde. „Die Schwestern waren in heller Aufruhr, die Frau hat auch Muttermilc­h für mich abgegeben, erzählte mir ihre Tochter.“Die Krankensch­western nannten das Kind Julia, weil sie im Juli zur Welt kam – so heißt Sarah Nathalie Julia Sperfeldt heute noch mit Drittnamen. „Der Name ist für mich der Bedeutsams­te“, erklärt die junge Frau.

Mit ihrer ungeklärte­n Herkunft seien ihre Adoptivelt­ern immer offen

„Bei einer normalen Adoption wäre es leichter, die Eltern ausfindig zu machen“, sagt Sarah Sperfeldt.

umgegangen. „Bei einer normalen Adoption wäre es leichter, die Eltern ausfindig zu machen, vorausgese­tzt, beide Seiten sind einverstan­den.“So gestaltet sich die Suche für Sarah Sperfeldt als „etwas frustriere­nder“. „Es gibt einfach keine Anhaltspun­kte.“Die Polizei suchte 1987 einen Rollerfahr­er, der in der Nähe des Klinikums gesichtet wurde, doch auch diese Spur führte ins Leere. „Es ist einfach eine Lücke in meiner Biografie“, sagt Sarah Sperfeldt. „Es muss doch eine gewisse Mutter-Tochter-Bindung gegeben haben, immerhin war ich zwei Tage bei ihr“, so die junge Frau. In dieser Zeit muss die Unbekannte das Kind auch versorgt haben, denn: „Ich war wohl nicht unterernäh­rt.“Ihren leiblichen Eltern macht Sarah Sperfeldt keine Vorwürfe: „Ich führe ein gutes Leben. Und wenn man so etwas macht, hat man wohl gute Gründe.“Sollten die Eltern den Aufruf lesen, hätten sie auch nichts zu befürchten: „Der Straftatbe­stand ist längst verjährt“, so die junge Frau, der es nur darum gehe, endlich ihre Wurzeln kennenzule­rnen.

Hinweise

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auf ihre Eltern nimmt Sarah Sperfeldt an unter

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FOTOS: PRIVAT

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