Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Stadt will von Waldprämien profitieren
Betriebsergebnis des Stadtwaldes weist noch Gewinn aus, obwohl Holzpreis im Keller ist
MENGEN - Höhere Aufwendungen, Schäden durch Stürme und Borkenkäfer und ein niedriger Holzpreis sind dafür verantwortlich, dass die Bewirtschaftung des Mengener Stadtwaldes auch für das vergangene Jahr ein eher bescheidenes Ergebnis vorzuweisen hat. Revierförster Stefan Vollmer und Kämmerer Holger Kuhn rechnen mit einem Gewinn von rund 100 000 Euro. Für 2021 planen sie mit einem Ergebnis von 183 000 Euro, das allerdings durch Förderungen in Höhe von rund 170 000 Euro zustande kommt.
„Es gibt in deutschen Wäldern aktuell keine Baumart, der es richtig gut geht“, sagte Stefan Kopp, Fachbereichsleiter Forst im Landratsamt Sigmaringen, in der Gemeinderatssitzung im Dezember. Die vergangenen drei trockenen Jahre hätten vor allem den Fichten zugesetzt, aber auch den Buchen, Kiefern, Tannen, Eschen und anderen Baumarten ginge es schlecht. Für kommunale und private Waldbesitzer kämen Sturmund Borkenkäferschäden hinzu. Die
Qualität des geschlagenen Holzes sei geringer als man es von guten Jahren gewohnt sei, der Holzpreis auf dem Markt entsprechend gering. „Während es in anderen Regionen zu Schwierigkeiten gekommen ist, hat es Herr Vollmer noch geschafft, unser Holz am Markt unterzubringen und zu verkaufen“, so Kopp. Bevor Vollmer Anfang November Revierförster in Mengen geworden ist, hatte er in der Holzverkaufsstelle des Landkreises gearbeitet.
Kopp stellte anschließend verschiedene Fördermöglichkeiten für Waldbesitzer vor. Das Land unterstützt etwa die Aufarbeitung von Schadholz nach Extremwetterereignissen, die Einrichtung von Nasslagern und den Transport dorthin sowie die Wiederbewaldung. Besonders interessant ist für die Stadt Mengen die Möglichkeit, für Naturschutzmaßnahmen im Wald Mittel vom Bund zu erhalten. Erhält sie etwa Altbäume und Habitatbaumgruppen und nimmt sie für zehn oder 20 Jahre aus der wirtschaftlichen Nutzung, ist das dem Gesetzgeber eine Prämie von bis zu 550 Euro pro Baum und 3700 Euro für eine Gruppe mit sieben Bäumen wert. Die genaue Summe differriert je nach Baumart und Dauer des Schutzes. Pro Hektar darf nur eine bestimmte Anzahl an Bäumen gefördert werden. Außerdem werden etwa der Erhalt von lichten Wäldern und strukturierten Waldrändern finanziell unterstützt. Kopp und Vollmer gehen davon aus, dass Mengen so für den Stadtwald einmalig rund 150 000 Euro Fördermittel erhalten kann.
Das Nutzungspotenzial bliebe nach Schätzungen von Kopp trotz Naturschutz im Stadtwald hoch. Obwohl jährlich rund 18 000 Festmeter geschlagen würden, sei noch eine
Zuwachsrate zu verzeichnen und es gäbe einen „guten Holzvorrat“. Im Hinblick auf die anstehende ZehnJahres-Planung könne der Hiebsatz mit gutem Gewissen auf diesem Niveau gehalten werden oder sogar noch etwas erhöht werden.
Für das Jahr 2021 hat der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, der eben diesen Einschlag von 18 000 Festmetern vorsieht. Es wird davon ausgegangen, dass Aufwendungen in Höhe von 874 000 Euro Erträge von 1,0575 Millionen Euro gegenüberstehen und der Stadtwald (die Förderungen eingerechnet) mit einem Plus von 183 000 Euro abschließen wird. Zum Vergleich: Vor einigen Jahren lag der Gewinn aus dem Stadtwald regelmäßig rund 400 000 Euro höher.
Der neue Revierförster Stefan Vollmer hat die Begehungen mit den Vertretern der Forsteinrichtung des Regierungspräsidium genutzt, um sich selbst mit dem Stadtwald noch vertrauter zu machen. Geplant ist, dem Gemeinderat bald die Planung für die kommenden zehn Jahre vorzustellen.
„Es gibt in deutschen Wäldern aktuell keine Baumart, der es richtig gut geht“, sagt Stefan Kopp, Fachbereichsleiter Forst im Landratsamt Sigmaringen