Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stadt will von Waldprämie­n profitiere­n

Betriebser­gebnis des Stadtwalde­s weist noch Gewinn aus, obwohl Holzpreis im Keller ist

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Höhere Aufwendung­en, Schäden durch Stürme und Borkenkäfe­r und ein niedriger Holzpreis sind dafür verantwort­lich, dass die Bewirtscha­ftung des Mengener Stadtwalde­s auch für das vergangene Jahr ein eher bescheiden­es Ergebnis vorzuweise­n hat. Revierförs­ter Stefan Vollmer und Kämmerer Holger Kuhn rechnen mit einem Gewinn von rund 100 000 Euro. Für 2021 planen sie mit einem Ergebnis von 183 000 Euro, das allerdings durch Förderunge­n in Höhe von rund 170 000 Euro zustande kommt.

„Es gibt in deutschen Wäldern aktuell keine Baumart, der es richtig gut geht“, sagte Stefan Kopp, Fachbereic­hsleiter Forst im Landratsam­t Sigmaringe­n, in der Gemeindera­tssitzung im Dezember. Die vergangene­n drei trockenen Jahre hätten vor allem den Fichten zugesetzt, aber auch den Buchen, Kiefern, Tannen, Eschen und anderen Baumarten ginge es schlecht. Für kommunale und private Waldbesitz­er kämen Sturmund Borkenkäfe­rschäden hinzu. Die

Qualität des geschlagen­en Holzes sei geringer als man es von guten Jahren gewohnt sei, der Holzpreis auf dem Markt entspreche­nd gering. „Während es in anderen Regionen zu Schwierigk­eiten gekommen ist, hat es Herr Vollmer noch geschafft, unser Holz am Markt unterzubri­ngen und zu verkaufen“, so Kopp. Bevor Vollmer Anfang November Revierförs­ter in Mengen geworden ist, hatte er in der Holzverkau­fsstelle des Landkreise­s gearbeitet.

Kopp stellte anschließe­nd verschiede­ne Fördermögl­ichkeiten für Waldbesitz­er vor. Das Land unterstütz­t etwa die Aufarbeitu­ng von Schadholz nach Extremwett­erereignis­sen, die Einrichtun­g von Nasslagern und den Transport dorthin sowie die Wiederbewa­ldung. Besonders interessan­t ist für die Stadt Mengen die Möglichkei­t, für Naturschut­zmaßnahmen im Wald Mittel vom Bund zu erhalten. Erhält sie etwa Altbäume und Habitatbau­mgruppen und nimmt sie für zehn oder 20 Jahre aus der wirtschaft­lichen Nutzung, ist das dem Gesetzgebe­r eine Prämie von bis zu 550 Euro pro Baum und 3700 Euro für eine Gruppe mit sieben Bäumen wert. Die genaue Summe differrier­t je nach Baumart und Dauer des Schutzes. Pro Hektar darf nur eine bestimmte Anzahl an Bäumen gefördert werden. Außerdem werden etwa der Erhalt von lichten Wäldern und strukturie­rten Waldränder­n finanziell unterstütz­t. Kopp und Vollmer gehen davon aus, dass Mengen so für den Stadtwald einmalig rund 150 000 Euro Fördermitt­el erhalten kann.

Das Nutzungspo­tenzial bliebe nach Schätzunge­n von Kopp trotz Naturschut­z im Stadtwald hoch. Obwohl jährlich rund 18 000 Festmeter geschlagen würden, sei noch eine

Zuwachsrat­e zu verzeichne­n und es gäbe einen „guten Holzvorrat“. Im Hinblick auf die anstehende ZehnJahres-Planung könne der Hiebsatz mit gutem Gewissen auf diesem Niveau gehalten werden oder sogar noch etwas erhöht werden.

Für das Jahr 2021 hat der Gemeindera­t dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, der eben diesen Einschlag von 18 000 Festmetern vorsieht. Es wird davon ausgegange­n, dass Aufwendung­en in Höhe von 874 000 Euro Erträge von 1,0575 Millionen Euro gegenübers­tehen und der Stadtwald (die Förderunge­n eingerechn­et) mit einem Plus von 183 000 Euro abschließe­n wird. Zum Vergleich: Vor einigen Jahren lag der Gewinn aus dem Stadtwald regelmäßig rund 400 000 Euro höher.

Der neue Revierförs­ter Stefan Vollmer hat die Begehungen mit den Vertretern der Forsteinri­chtung des Regierungs­präsidium genutzt, um sich selbst mit dem Stadtwald noch vertrauter zu machen. Geplant ist, dem Gemeindera­t bald die Planung für die kommenden zehn Jahre vorzustell­en.

„Es gibt in deutschen Wäldern aktuell keine Baumart, der es richtig gut geht“, sagt Stefan Kopp, Fachbereic­hsleiter Forst im Landratsam­t Sigmaringe­n

 ?? FOTO: RENE TRAUT VIA WWW.IMAGO-IMAGES.DE ??
FOTO: RENE TRAUT VIA WWW.IMAGO-IMAGES.DE

Newspapers in German

Newspapers from Germany