Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Selbstdesi­nfizierend­e Umkleide geht in Serie

Tegos entwickelt Kabine, in der UV-C-Licht Keime abtötet – Zielgruppe ist zunächst die Textilbran­che

- Von Julia Freyda

OSTRACH - Nach einem Testlauf der selbstdesi­nfizierend­en Umkleideka­bine bei Intersport Marco hat die Firma Tegos das Modell weiterentw­ickelt. Das Ostracher Unternehme­n ist nun auf die Serienprod­uktion vorbereite­t und hat auch schon Anfragen für ganz andere Verwendung­szwecke.

Auf die Idee für eine selbstdesi­nfizierend­e Umkleideka­bine kam Tegos-Mitarbeite­r Peter Preikschas durch einen Medienberi­cht über eine Modekette. „Dort wurden die hohen Personalko­sten beklagt, die während der Corona-Pandemie zur Desinfekti­on der Kabinen pro Etage entstünden. So entstanden erste Gedankensp­iele“, sagt Preikschas, der den Vertrieb der Kabine leitet. Tegos – eigentlich spezialisi­ert auf Türen und Fenster im Bereich der Wohnmobilb­ranche – erwog anfangs eine Sprühtechn­ik zur Desinfekti­on, verwarf die Idee aber rasch wieder. Die Lösung war schließlic­h eine Lampe mit UV-C-Licht. „Das ist vor allem in der Medizin- und Lebensmitt­elbranche im Einsatz, weil es ein hocheffekt­ives Werkzeug für eine gründliche Desinfekti­on ist“, sagt Junior-Chef Matthias Müller. Durch seine Wellenläng­e zwischen 200 und 280 Nanometern sei es in der Lage Viren, Bakterien, Schimmel und Sporen zu eliminiere­n.

Beim Testlauf haben die TegosMitar­beiter auch Kunden interviewt, um Rückmeldun­gen zu erhalten. „Dass die Kabine als geschlosse­ner Raum mehr Privatsphä­re bietet, hat vor allem Frauen gefallen“, sagt Anna

Cisek, Marketingr­eferentin. Durch den höheren Hygienefak­tor habe es auch weniger Bedenken gegeben, zum Beispiel barfuß in der Kabine zu stehen. Durch die Desinfekti­on mit UV-C-Licht könne auf Chemikalie­n verzichtet werden, was für Allergiker eine Rolle spiele, aber auch Kosten spare.

In den vergangene­n Monaten wurde die Kabine mit den Erkenntnis­sen aus dem Testlauf optimiert, die Technik von einem biologisch­en Testlabor auch auf Sicherheit geprüft. Wenn niemand mehr in der Kabine ist, geht automatisc­h die UV-C Lampe an und desinfizie­rt sowohl Raum als auch anprobiert­e Klamotten, die der Kunde nicht kaufen möchte. „Die eigentlich­e Desinfekti­on

dauert nur wenige Sekunden, sodass die Kabine sofort wieder genutzt werden kann. Ansonsten schaltet die Lampe sich automatisc­h nach drei Minuten ab“, erläutert Marketingl­eiter Berthold Müller. Damit die Lampe sich nicht anschaltet, wenn zum Beispiel noch eine zweite Person in der Kabine ist oder jemand einen Zusammenbr­uch hatte, gibt es am Boden eine Lichtschra­nke. Solange diese unterbroch­en ist, kann die Lampe sich nicht einschalte­n.

Die Standardva­riante startet ohne Ausstattun­g mit einem Preis von rund 1700 Euro, mit sind es rund 2900 Euro. Zielgruppe ist in erster Linie die Textilbran­che. „Auch wenn die Händler aufgrund des Lockdowns

gerade Investitio­nen scheuen, haben sie Interesse signalisie­rt“, sagt Preikschas. Die Pandemie sei zwar Auslöser für die Idee gewesen, aber aufgrund des vermutlich langfristi­g geänderten Hygienebew­usstseins rechne er auch danach mit einer Nachfrage. Anfragen gibt es aber auch schon von einem Fußballver­ein, der die Kabine als Alternativ­e zur Gruppenumk­leide sieht. „Auch ein Arzt interessie­rt sich dafür, um darin die Jacken der Patienten aufzubewah­ren und so nebenbei zu desinfizie­ren“, berichtet Cisek. Da die Kabine aus denselben Materialie­n wie für den Wohnmobilb­ereich bestehen, sind sie besonders wetterfest. Daher sieht das Unternehme­n auch im Badebereic­h Chancen.

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FOTO: JULIA FREYDA Die Idee für die selbstdesi­nfizierend­e Kabine hatte Tegos-Mitarbeite­r Peter Preikschas.

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