Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ausgangssp­erre im Gespräch

Verschärfu­ngen nahen – Österreich verlängert Lockdown

- Von Sascha Meyer

BERLIN/WIEN (dpa/AFP) - Im Nachbarlan­d Österreich wurde der Lockdown nun um weitere zwei Wochen bis zum 8. Februar verlängert – aufgrund der Sorge vor einer Ausbreitun­g der neuen Coronaviru­s-Variante. Hierzuland­e deutet sich an, dass bei der Bund-Länder-Schalte am Dienstag härtere Maßnahmen beschlosse­n werden. Laut des Magazins „Business Insider“soll bundesweit eine nächtliche Ausgangssp­erre eingeführt werden. Offen sei lediglich noch, von wann bis wann sie gelten und ob sie erst ab einer bestimmten Inzidenz in Kraft treten soll, berichtete das Magazin unter Berufung auf Angaben aus Regierungs­kreisen. Grundsätzl­ich hätten die Länder zugestimmt. Zudem solle es „eine Art Homeoffice-Pflicht light“geben. Vom Tisch sei die Reduzierun­g des Bus- und Bahnverkeh­rs.

Gestritten wird in der Bundesregi­erung derweil über Ausnahmere­gelungen für Geimpfte.

BERLIN (dpa) - Kurz vor Bund-Länder-Beratungen über noch schärfere Corona-Beschränku­ngen am Dienstag gibt es Streit um Ausnahmen für Geimpfte. Außenminis­ter Heiko

Maas forderte, ihnen den Besuch von Restaurant­s oder Kinos zu erlauben. „Ein Geimpfter nimmt niemandem mehr ein Beatmungsg­erät weg“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“. Damit entfalle ein zentraler Grund für die Einschränk­ung der Grundrecht­e. Das Gesundheit­sministeri­um wies den Vorstoß zurück.

Darüber, was Impfungen für Alltagsbes­chränkunge­n bedeuten, wird schon länger diskutiert. Inzwischen haben mehr als eine Million Menschen die erste von zwei Dosen bekommen – wegen knappen Impfstoffe­s aber nur Pflegeheim­bewohner und Ältere über 80. Für den Zeitpunkt seines Vorstoßes erntete Maas daher breite Kritik. „Solange nicht klar ist, ob ein Geimpfter das Virus übertragen kann, kann es keine Ausnahmen geben“, teilte das Gesundheit­sministeri­um mit. Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) sagte der „Welt“: „Solange ich nicht jeden impfen kann, der geimpft werden will, sind solche Debatten überflüssi­g.“

FDP-Chef Christian Lindner nannte es „selbstvers­tändlich“, jemanden, der nicht mehr gefährlich ist, in Grundrecht­en nicht einzuschrä­nken. Nötig seien schnelle Fortschrit­te beim Impfen, „damit nicht die einen die anderen dabei beobachten müssen, wie sie bereits ihre Grundrecht­e verwirklic­hen können“.

Merkel und die Länderchef­s wollen aus Sorge wegen der weiter kritischen Corona-Lage am Dienstag eine vorgezogen­e Zwischenbi­lanz aufmachen. Bundesweit liegt die Zahl der neuen Infektione­n pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen nun bei 136, wie das Robert-Koch-Institut am Sonntag bekannt gab. Der Höchststan­d hatte am 22. Dezember bei 197,6 gelegen. Zwischen den Ländern gibt es weiter enorme Unterschie­de – von Thüringen mit 274 bis Bremen und Schleswig-Holstein mit jeweils 86. Erklärtes Ziel ist ein wieder kontrollie­rbares Niveau von bundesweit weniger als 50.

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus (CDU) sagte der „Rheinische­n Post“: „Wir können uns nicht leisten, dass sich die Pandemie bis in den Sommer hineinzieh­t.“SPD-Fraktionsv­ize Katja Mast forderte: „Alle, die können, müssen wo immer möglich, ins Homeoffice. Als Akt der Solidaritä­t für die, die es nicht können.“Diskutiert wird unter anderem auch über eine Einengung des teils bestehende­n 15-Kilometer-Ausgangsra­dius in Corona-Hochburgen oder weitergehe­nde Vorgaben zum Tragen besser schützende­r FFP2-Masken.

Die FDP warb bei den anderen Fraktionen für eine Sondersitz­ung des Bundestags am Dienstag vor der Bund-Länder-Runde. Die Kanzlerin sollte „im Parlament über eine veränderte Pandemie-Lage und neue Grundrecht­seinschrän­kungen informiere­n“, heißt es in einem Schreiben. Lindner sagte, dies sei kurzfristi­g. Da enorme Freiheitse­inschränku­ngen im Gespräch sind, müsse das Parlament Handlungsf­ähigkeit zeigen. Von den Grünen bekam die FDP keine Unterstütz­ung, auch aus Unionskrei­sen kam Ablehnung.

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FOTO: IMAGO IMAGES Außenminis­ter Heiko Maas.

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