Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schnee: Pendler für acht Stunden im Stau

Sascha Putnik kommt nie bei der Arbeit an - Sourab Sharma: Angst, ohne Benzin festzusitz­en

- Von Marlene Gempp

IMMENSTAAD/BERMATINGE­N - Eigentlich wollte Sascha Putnik aus Immenstaad am Donnerstag­mittag nur zur Arbeit nach Langenarge­n fahren. Doch so weit kam er nicht: In Höhe Eriskirch blieb er für acht Stunden im Schneechao­s stecken. Auf der Gegenfahrb­ahn wollte Sourab Sharma nach seinem Feierabend in Lindau nach Hause nach Bermatinge­n fahren. Auch er brauchte knapp acht Stunden für die Strecke. Und hatte Angst, ohne Benzin festzusitz­en.

„Ich bin gegen 13 Uhr zu Hause los und hatte noch keine Ahnung, dass es so ein Verkehrsch­aos auf der B 31 geben könnte“, berichtet Sascha Putnik am Tag danach. Er arbeitet in Langenarge­n und fährt täglich etwa 20 Minuten lang auf der B 31. So etwas habe er noch nie erlebt, auch in keinem schneereic­hen Winter zuvor. Weit kam er am Donnerstag nicht: In Höhe Eriskirch ging nichts mehr voran. Gegen 18 Uhr steckte er mit seinem Wagen zwischen Lkw fest. Eine Auflösung des Staus war nicht abzusehen.

„Ich hatte weder Essen noch Trinken dabei“, erzählt Putnik. Alle paar Minuten habe er das Auto gestartet und die Heizung angeschalt­et gegen die Kälte. Um 21.30 Uhr nutzte er eine Lücke auf der Gegenfahrb­ahn und kehrte um nach Hause. Seine Chefin habe verständni­svoll darauf reagiert, dass er nicht zur Arbeit kommen konnte. „Ich hätte aber 1000 Mal lieber eine Doppelschi­cht gehabt, als im Schnee zu stehen“, sagt Putnik.

Ähnlich erging es auch Sourab Sharma, der auf der Gegenfahrb­ahn von Lindau Richtung Markdorf fahren wollte. Doch in Höhe Kressbronn blieb auch er für die kommenden siebeneinh­alb Stunden stehen. „Ich bin ab und zu aus dem Auto gestiegen, um mich etwas zu bewegen. Ich habe auch mit dem Autofahrer hinter mir gesprochen.“Außerdem habe er zusammen mit einem Lkw einer Frau geholfen, deren Batterie nach stundenlan­gem Stehen aufgab.

„Ich selbst hatte auch Angst, dass mein Benzin zur Neige geht und ich komplett festsitzen könnte“, sagt Sharma. Eigentlich hätte man den Verkehr umleiten können, sagt der

Bermatinge­r: „Ich hätte mir mehr Informatio­nen gewünscht, was los ist und wann es weitergeht.“Gegen Mitternach­t seien Helfer gekommen, die Tee und warme Decken angeboten haben. Das sei sehr gut gewesen. Um 2.30 Uhr kommt Sourab Sharma dann endlich zu Hause an. Sascha Putnik hat von Freitag auf Samstag Nachtschic­ht – und hat sich schon Schleichwe­ge abseits der Bundesstra­ße rausgesuch­t. Der Donnerstag bleibt ein Tag, den die beiden Pendler so schnell nicht vergessen werden.

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FOTO: MICHAEL HAEFNER Lastwagen reiht sich an Lastwagen. Von oben sieht der Stau vor Fischbach aus wie eine Perlenkett­e.

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