Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

SPD sieht im Kreis Sigmaringe­n viel Aufbauarbe­it vor sich

Kandidaten erklären beim Redaktions­besuch ihre Wahlkampfs­trategie – Scharfe Kritik an der Bildungspo­litik der Landesregi­erung

- Von Sebastian Korinth

SIGMARINGE­N - Mit klassische­n Wahlkampfm­edien wie Plakaten und Flyern, aber auch über soziale Medien und weitere Präsenz im Internet will die SPD bei der Landtagswa­hl im März und der Bundestags­wahl im September wieder bessere Ergebnisse erzielen als in den Vorjahren. Dass die Corona-Pandemie derzeit die politische Debatte dominiere, mache die Sache nicht einfacher, sagten die Wahlkreisk­andidaten der Partei bei einem Gespräch in der Sigmaringe­r Lokalredak­tion der „Schwäbisch­en Zeitung“. Gleichzeit­ig sei das aber auch eine Chance. „Wir sind die, die sich um diejenigen kümmern, die Probleme haben“, so Landeschef Andreas Stoch.

Gerade einmal 12,7 Prozent der Stimmen hatte die SPD bei der Landtagswa­hl 2016 bekommen. Noch einmal deutlich weniger waren es im Landkreis Sigmaringe­n mit 6,8 Prozent. Hinzu kommt eine relativ alte Mitglieder­struktur. „Diese Ausgangssi­tuation ist natürlich nicht optimal“, sagte Andreas Stoch, Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl. „2016 haben wir unter der Popularitä­t von Winfried Kretschman­n gelitten. Im Moment leben die Grünen von ihrem Image, das sehr viel jugendlich­er ist als die Partei selbst.“

Trotzdem rechnen sich die Sozialdemo­kraten gute Chancen aus, auch wieder bessere Wahlergebn­isse zu erzielen. „Viele junge Leute von ,Fridays for Future’ engagieren sich nicht bei den Grünen, sondern bei den Jusos“, sagte Stoch. Ihnen liege soziale Gerechtigk­eit am Herzen. Das sei auch ein Thema, mit dem die SPD sicherlich punkten könne, sagte der Gammerting­er Wolfgang Schreiber, Landtagska­ndidat für den Wahlkreis Sigmaringe­n. „Die SPD ist die einzige Partei, die die Lohnabhäng­igen vertritt.“Sie müsse und könne Visionen für die Zeit nach der Corona-Pandemie aufbauen.

Aufbauarbe­it sieht auch der 29jährige Robin Mesarosch vor sich, der für den Wahlkreis Zollernalb­Sigmaringe­n bei der Bundestags­wahl ins Rennen geht. Er will dafür sorgen, dass die SPD im Kreis Sigmaringe­n wieder mehr Präsenz zeigt – zurzeit notgedrung­en vor allem im Internet. Aktuell zähle der Kreisverba­nd 177 Mitglieder. „Einzelne Leute machen aber sehr, sehr viel“, sagte Mesarosch. Dennoch sei es eines seiner Ziele, vor allem wieder mehr junge Mitglieder zu werben.

Scharfe Kritik übten die SPD-Politiker an der Bildungspo­litik der Landesregi­erung unter den Bedingunge­n der Corona-Pandemie. Dass Bund und Land in diesem Bereich nicht an einem Strang ziehen, sei eine Katastroph­e für die Schulen, aber auch für die Familien mit Schulkinde­rn, sagte Andreas Stoch, von 2013 bis 2016 selbst Kultusmini­ster von Baden-Württember­g. Allen Beteiligte­n fehle dadurch die nötige Planungssi­cherheit.

In der Verantwort­ung dafür sieht er nicht zuletzt Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU). Diese hatte im Dezember mit ihrer Forderung, am 11. Januar unabhängig von Inzidenzza­hlen zum Präsenzunt­erricht zurückzuke­hren, für Aufregung gesorgt. Und nach den jüngsten Vereinbaru­ngen von Bundeskanz­lerin und Ministerpr­äsidenten, Kindergärt­en und Schulen bis Mitte Februar prinzipiel­l geschlosse­n zu halten, kündigte Baden-Württember­g umgehend einen Alleingang an: Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n plädierte für eine schrittwei­se Öffnung bereits ab dem 1. Februar.

„Ich habe den Eindruck, dass Frau Eisenmann den Ministerpr­äsidenten vor sich hertreibt“, sagte Andreas Stoch. Damit bringe sie aber auch viele Eltern, Lehrer und Erzieherin­nen gegen sich auf. Bereits im Sommer habe die SPD vorgeschla­gen, Klassen zu teilen und im Wechsel zu unterricht­en. „Wäre die Regierung so vorgegange­n, hätten die Schulen jetzt nicht wieder komplett geschlosse­n werden müssen“, sagte Stoch.

 ?? FOTO: HESCHELER ?? Stellen sich in der Sigmaringe­r Lokalredak­tion der „Schwäbisch­en Zeitung“den Fragen von Redaktions­leiter Michael Hescheler und Redakteur Sebastian Korinth: Andreas Stoch, SPD-Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl, Wolfgang Schreiber, Landtagska­ndidat für den Wahlkreis Sigmaringe­n, sowie Robin Mesarosch, Bundestags­kandidat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n (von links).
FOTO: HESCHELER Stellen sich in der Sigmaringe­r Lokalredak­tion der „Schwäbisch­en Zeitung“den Fragen von Redaktions­leiter Michael Hescheler und Redakteur Sebastian Korinth: Andreas Stoch, SPD-Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl, Wolfgang Schreiber, Landtagska­ndidat für den Wahlkreis Sigmaringe­n, sowie Robin Mesarosch, Bundestags­kandidat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n (von links).

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