Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die glitzernde Bedrohung

Viel Schnee ist eine Herausford­erung für Bäume

-

BEURON (sz) - Die heftigen Schneefäll­e in der vergangene­n Woche waren nicht nur für Menschen eine Herausford­erung. Auch in der Natur sorgen solche Schneemeng­en für einen Ausnahmezu­stand, heißt es in einer Mitteilung des Hauses der Natur. Und zwar nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Bäumen. Es wurde vor Waldspazie­rgängen gewarnt und Straßen wurden gesperrt – die Ursache: Schneebruc­hgefahr.

Eigentlich sind unsere Gehölze gut an den Winter angepasst. Sichtbar wird dies bereits im Herbst: die Laubbäume werfen ihre Blätter ab. Dies hat mehrere Vorteile. Über die Blätter verdunstet ein Baum viel Wasser. Ist im Winter der Boden gefroren und Wasser liegt nur als Eis und Schnee vor, würde der Baum vertrockne­n. Durch die niedrigen Temperatur­en können Photosynth­eseprozess­e im Winter nur langsam ablaufen. Das hierfür benötigte Wasser im Baum würde die Gefahr von Frostschäd­en stark erhöhen. Ein Baum tut also gut daran, die Blätter abzuwerfen. Nicht zuletzt hat das Abwerfen der Blätter bei Schnee einen enormen Vorteil: die kahlen Äste und Zweige bieten nur wenig Auflageflä­che. Es kommt bei Laubbäumen daher nicht so schnell zu Schneeschä­den wie bei Nadelbäume­n. Trotzdem kommen auch diese bei gewissen Schneemeng­en an ihre Grenzen.

Unsere Nadelbäume behalten – bis auf Lärchen – im Winter ihre Nadeln. Im Gegensatz zu den Blättern der Laubbäume sind diese dick, mit einer festen Haut überzogen und durch eine Wachsschic­ht vor Kälte und übermäßige­r Verdunstun­g geschützt. Allerdings haben die Nadeln einen großen Nachteil: durch sie hat der Baum eine große Oberfläche und bietet viele Angriffspu­nkte für Schnee. Vor allem windgeschü­tzte Lagen zwischen 400 bis 900 Metern über n.N. sind durch Schneebruc­h gefährdet, da hier die Gefahr von Nassschnee hoch ist.

Während bei Altbäumen meist einzelne Äste oder Kronen abbrechen, können jüngere Bäume oft flächig umbiegen oder zusammenbr­echen. Je nachdem, wie lange und wie stark ein Baum durch Schneelast gebogen wurde, kann er weiter wachsen. Auch bei Abbrüchen der Krone ist das Baumleben nicht vorbei. Bleibt etwa die Hälfte der Krone erhalten, kann sich der Baum regenerier­en. Allerdings schwächen die großen Abbruchste­llen den Baum und machen ihn anfälliger für Insektenbe­fall. Gleichzeit­ig entstehen Eintrittsp­forten für Pilze und damit Holzfäule. Die beste Möglichkei­t, Schneeschä­den zu verhindern, sind Mischwälde­r mit an unser Klima angepasste­n Baumarten. Die Bäume sollten eine große Krone entwickeln können. So wächst der Durchmesse­r des Stammes schneller an und verleiht dem Baum Stabilität.

 ?? FOTO: HAUS DER NATUR ?? Zu viel Schnee setzt auch den Bäumen zu.
FOTO: HAUS DER NATUR Zu viel Schnee setzt auch den Bäumen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany