Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Agnes Gaiser stirbt mit 97 Jahren
Veringendorf trauert um seine ehemalige Gasthof-Engel-Wirtin
VERINGENDORF (sz) - Im stolzen Alter von 97 Jahren ist Agnes Gaiser am 15. Januar gestorben. Als jüngstes Kind von Heribertus Rettich und Anna Maria Rettich geb. Hotz wurde sie am 11. Januar 1924 geboren. Mit ihren zwei Brüdern Ernst und Paul wuchs Agnes Gaiser im Gasthof Engel auf.
Der Vater war Schmied und Landwirt, seine Frau trieb den Gasthof Engel um, so war es für Agnes Gaiser selbstverständlich, dass sie schon früh in der Wirtschaft und in der Landwirtschaft helfen musste. Leider kamen ihre beiden Brüder nicht mehr aus dem Russlandfeldzug zurück und so musste sie nach dem Tod ihrer Eltern die Wirtschaft und die Landwirtschaft allein weiterführen. So begann für sie eine sehr harte und arbeitsreiche Zeit.
Damals waren wir „ no arm dran“, meinte die Engelwirtin und erzählt öfters vom allmorgendlichen Habermus, den sie bis ins hohe Alter schätzte. Mit den Erzeugnissen aus der kleinen Landwirtschaft wurde auch ein Mittagstisch angeboten. Im Jahr 1970 hat Agnes Gaiser den Malermeister Walter Gaiser geheiratet. Die feierliche Trauung fand in der festlichen Kirche zu Birnau am Bodensee statt.
Die Wirtschaft zuhause wurde schließlich mit einer Kegelbahn erweitert, in der immer sehr viel Betrieb war - zur Freude der beiden Wirtsleute. Leider blieb die Ehe kinderlos und allzu früh verstarb 1990 ihr Ehemann Walter. Der Tod des Ehegatten und die beiden vermissten Brüder haben ihr sehr viel Leid zugefügt, wie sie immer sagte.
Es begann für sie die Zeit, in der sie alleine für alles da sein musste. Mit Tatkraft betrieb sie das Gasthaus und ihren eigenen Gemüsegarten täglich. Im September 2014 brach sie sich bei einem Treppensturz zwei Halswirbel. Nach wochenlangem Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt benötigte sie eine Rundum-Versorgung, um die sich ihr Großneffe Wolfgang und seine Frau Resle kümmerten. Danach wurde eine Haushaltshilfe organisiert und Agnes war wieder zu Hause gut versorgt. Das war immer ihr Wunsch und sie erholte sich wieder sehr gut.
Ein Glück war, dass die Pflegefrau Daniela fast sechs Jahre bei ihr bleiben konnte. So konnte sie im vergangenen Jahr ihren 96. Geburtstag noch im Kreise ihrer Verwandtschaft und dem Männergesangverein Veringendorf feiern. Viel wurde erzählt von früher, wie es war und was man alles erlebt hatte.
Leider musste aufgrund der Corona-Pandemie ihr viel geliebtes Gasthaus Engel im März 2020 geschlossen werden. Diese Tatsache, dass keine Gäste mehr kamen, konnte sie nur sehr schwer verkraften und verstehen. Der Weggang ihrer Pflegekraft Daniela kam auch noch hinzu.
Deshalb musste sie Mitte Juli zur Kurzzeitpflege ins Pflegeheim St. Elisabeth nach Gammertingen. Dort hat sich ihr Zustand immer mehr verschlechtert und das Gehen mit dem Rollator wurde ebenfalls immer schlechter. Aus diesem Grunde war es nicht mehr möglich, eine Pflege zu Hause zu organisieren. Sie war sehr zufrieden mit der Entscheidung, im Pflegeheim zu bleiben und dankte oft Gott, so alt geworden zu sein.
Ihr Großneffe Wolfgang mit seiner Frau Resle, haben sich viele Jahre sehr um sie gekümmert, damit sie einen zufriedenen Lebensabend haben konnte. Es war ihr immer wichtig, schöne Stunden erlebt zu haben. Die Beerdigung findet nach der CoronaVerordnung in aller Stille im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Veringendorf statt.