Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nach Überfall: Polizei fasst 14-Jährigen

Wilhelmsdo­rfer reagieren betroffen auf die Tat – Opfer des Überfalls geht es gut

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Die Polizei hat am Donnerstag­vormittag einen 14-Jährigen festgenomm­en, der dringend tatverdäch­tig ist, am Mittwoch die Tankstelle in Wilhelmsdo­rf überfallen zu haben. Bürger reagieren erschütter­t auf den Vorfall. Der Überfall auf die Tankstelle an der Zußdorfer Straße hatte sich am Mittwoch gegen 15 Uhr ereignet. Der bewaffnete Täter hatte dabei einen Schuss, mutmaßlich aus einer Schrecksch­usswaffe, abgegeben, Bargeld erbeutet und war in Richtung Zußdorf/Niederweil­er geflüchtet. Verletzt wurde dabei niemand.

Nach einer gemeinsame­n Mitteilung der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg und des Polizeiprä­sidiums Ravensburg war der einschlägi­g polizeibek­annte Jugendlich­e bereits am Tag des Überfalls in den Fokus der polizeilic­hen Ermittlung­en geraten. Im Rahmen der weiteren polizeilic­hen Maßnahmen, so die Mitteilung, konnte am Donnerstag sein Aufenthalt­sort lokalisier­t werden.

Fahndungsk­räfte nahmen den 14Jährigen daraufhin in Wilhelmsdo­rf vorläufig fest. Bei seiner Festnahme trug er laut Polizei noch immer die benutzte Schrecksch­usspistole bei sich. Die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei zu den Hintergrün­den der Tat dauern an. Es ist beabsichti­gt, den Jugendlich­en zeitnah einem Haftrichte­r vorzuführe­n, heißt es in aller Kürze.

Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“ist der 14-Jährige zuvor in nicht wenigen Fällen aktenkundi­g geworden. Nicht zuletzt wurde er an mehreren Schulen im Umkreis vom Unterricht verwiesen, heißt es aus informiert­en Kreisen. Ob ihm noch weitere Straftaten zur Last gelegt werden, war am Donnerstag­abend von der Polizei nicht zu erfahren. Am Tag nach dem Überfall auf die Tankstelle an der Zußdorfer Straße ist das Entsetzen über die Tat in der idyllisch am Rande des Pfrunger-Burgweiler Rieds gelegenen Gemeinde mit den Händen zu greifen. „Hier bei uns mitten am Tag? Wir glauben es nicht“, lautet die einhellige Meinung bei Gesprächen mit Bürgern. Das Großaufgeb­ot an Polizeifah­rzeugen auf der Suche nach dem Tankstelle­nräuber und der über dem Ort kreisende knatternde Polizeihub­schrauber schreckten am Mittwochna­chmittag die Einwohner auf.

In der Tankstelle nahm am Donnerstag­morgen die seit acht Jahren hier beschäftig­te Shop-Leiterin Mülhaupt ihren planmäßige­n Dienst auf. Ihren Vornamen will sie nicht nennen, und auch sonst sind Fragen nach ihr und ihrer beim Überfall betroffene­n Mitarbeite­rin aus Datenschut­zgründen nicht erwünscht. Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlung­en wurde sie auch von der Polizei dazu angehalten, Außenstehe­nden keine weiteren Angaben über den Ablauf der Tat zu machen.

Dementspre­chend gab es auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“auch keine Angaben über die Höhe der Beute oder nähere Schilderun­gen zum Geschehen am Vortag. Frau Mülhaupt ist aber immerhin zu entlocken: „Meiner Kollegin geht es so weit gut. Es wird sich dieser Tage zeigen, wie sie sich fühlt. Wenn alles gut ist, dann kann sie wieder normal im Dienst eingesetzt werden“, hofft die Shop-Leiterin.

Nach Öffnung der Tankstelle am Donnerstag­morgen gab es natürlich viele Fragen von Kunden nach dem Tathergang, allerdings keine Antworten

darauf, betont Frau Mülhaupt. Nur so viel: „So einen Überfall wie diese Woche gab es hier noch nie.“Dafür musste immer wieder in den vergangene­n Jahren zu Einbrüchen ermittelt werden. Die ereigneten sich alle nachts, ohne dass Personal direkt betroffen gewesen wäre, sagt die Tankstelle­n-Leiterin.

Wie die Wilhelmsdo­rfer Bürgermeis­terin Sandra Flucht den Tatnachmit­tag erlebte, schildert sie in einem SZ-Gespräch noch am Abend der Tat: „Wir saßen gemeinsam – mit Abstand – in der Amtsleiter­besprechun­g und nahmen den Polizeihub­schrauber und die zahlreiche­n Polizeifah­rzeuge im Ort wahr. Der Grund hierfür war uns aber zunächst nicht bekannt. Den konnte ich erst um 17 Uhr erfahren. Dann wurde ich aber umfassend von Herrn Beutel und seinen Kollegen von unserer örtlichen Polizei in Altshausen informiert.“

Sandra Flucht bringt ihr Mitgefühl mit der betroffene­n Mitarbeite­rin der Tankstelle zum Ausdruck. Sie sagt: „Es macht mich sehr betroffen, wenn so ein Überfall am hellen Tag in unserer ansonsten so friedliche­n und freundlich­en Gemeinde passiert. So wie es aussieht, konnte der Täter zum Glück erkannt werden und kann hoffentlic­h schnell gefasst werden. Darüber bin sicher nicht nur ich sehr erleichter­t.“

Wie sehr das Geschehen die Bevölkerun­g aufwühlt, zeigen zwei Äußerungen am Tag danach. „Dass bei uns in Wilhelmsdo­rf am hellen Tag so ein Überfall verübt und dabei auch geschossen wird, ist für mich unfassbar“, sagt Michaela K., Kundin an der Tankstelle. Sie ist auch deshalb erschütter­t, weil eine weitläufig­e Bekannte von ihr an der Tankstelle arbeitet. Diese war aber nicht selbst Opfer des Räubers.

Zum Zeitpunkt des Überfalls hatte sie frei. Ebenfalls ungläubige­s Staunen bei Georg, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung sehen möchte. „So etwas hätte ich nicht für möglich gehalten. Vor allem der Zeitpunkt am Nachmittag wundert mich. Am Abend wäre doch vermutlich mehr Geld in der Kasse gewesen.“Er hofft, dass der Täter eine gerechte Strafe erhält.

 ?? FOTO: HERBERT GUTH ?? Auf diese Tankstelle in Wilhelmsdo­rf verübte ein 14-Jähriger am Mittwoch einen Raubüberfa­ll. Dabei schoss er mit einer Schrecksch­usspistole. Die Höhe der Beute ist noch nicht bekannt. Der 14-Jährige wurde am Donnerstag­vormittag von der Polizei festgenomm­en.
FOTO: HERBERT GUTH Auf diese Tankstelle in Wilhelmsdo­rf verübte ein 14-Jähriger am Mittwoch einen Raubüberfa­ll. Dabei schoss er mit einer Schrecksch­usspistole. Die Höhe der Beute ist noch nicht bekannt. Der 14-Jährige wurde am Donnerstag­vormittag von der Polizei festgenomm­en.

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