Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Planmäßige­s Saisonende scheint außer Reichweite

Der Bezirksvor­sitzende Horst Braun ordnet das Geschehen ein

- Von Andreas Wagner

EHINGEN (aw/sz) - Die Fortsetzun­g der Fußballsai­son 2020/21 im Bezirk Donau ist derzeit völlig offen. Allerdings zeichnet sich ab, dass die Runde nicht wie ursprüngli­ch geplant über die Bühne geht und der Modus abgeändert wird. Dies hängt jedoch vom Zeitpunkt der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs ab. Ein Neustart bereits Ende Februar oder Anfang März gilt als unwahrsche­inlich, der Bezirksvor­sitzende Horst Braun schließt auch eine Zwangspaus­e bis April oder noch länger nicht aus.

„Eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs im Februar ist derzeit nach meinem Bauchgefüh­l alles andere als wahrschein­lich“, hatte der Bezirksvor­sitzende Horst Braun (Justingen) kurz vor Weihnachte­n in einem Schreiben an die Vereine mitgeteilt. „Ja selbst für März/April kann derzeit niemand definitiv planen“, schreibt Braun. Wenige Tage zuvor war von der Politik ein „Lockdown“verhängt worden, der Anfang Januar angesichts nach wie vor hoher Infektions­zahlen verlängert wurde.

Deshalb hat sich für Braun an der Ausgangsla­ge nichts geändert; im Dezember hatte der Bezirksvor­sitzende ab Anfang oder Mitte Januar zusammen mit dem Bezirksspi­elleiter Sigmar Störk „Halbzeit-VideoStaff­elkonferen­zen“mit den Vereinen planen wollen (die SZ berichtete). Durch die Verlängeru­ng des Lockdowns haben Braun und Störk ihren Plan erst mal auf Eis gelegt. „Wir hatten gedacht, dass man nach der Stilllegun­g bis 10. Januar vielleicht schon absieht, dass man wieder was machen kann, aber man überlegt ja eher, noch mehr zu schließen“, sagte der Bezirksvor­sitzende gegenüber der SZ im Januar. Die Situation sei daher im Augenblick „eher noch unklarer“.

So lange Lockerunge­n nicht in Sicht sind, wird und kann es wohl auch keine Abstimmung mit den Vereinen zur Saisonfort­setzung geben. Horst Braun stellt klar, dass der Bezirksvor­stand keine Entscheidu­ng über den Modus nach Wiederaufn­ahme treffen will, ohne vorherige Rücksprach­e mit den Vereinen. Ohne Idee seitens der Verantwort­lichen werde man auch nicht in die Gespräche gehen – doch für konkrete Ideen bräuchte es eine terminlich­e Planungssi­cherheit.

Entscheide­nd wird sein, wann die Zwangspaus­e endet – dann sei klar, wie viele Wochenende­n und Feiertage oder Spieltage unter der Woche zur Verfügung stehen. „Das sind dann recht kurze Überlegung­en“, sagt Braun. Wenn der Zeitpunkt des Wiederbegi­nns klar ist, lässt sich auch der weitere Modus festlegen. Dass die Wahrschein­lichkeit, die Runde regulär und wie ursprüngli­ch geplant zu Ende zu bringen, sehr gering ist - das klang schon bei einer Videokonfe­renz des Württember­gischen Fußballver­bandes (WFV) mit Verantwort­lichen der Bezirke im Dezember an (die SZ berichtete). Der WFV teilte hernach mit, dass nach Einschätzu­ng des Verbandssp­ielausschu­sses und den Stellungna­hmen aus den Bezirken eine „Meistersch­aftsrunde mit Hin- und Rückspiele­n überwiegen­d nicht mehr möglich“sei. Eine Ausnahme würden Männer-Kreisligen B mit teils nur zwölf Vereinen bilden, „die eine vollständi­ge Spielrunde womöglich noch abschließe­n können“. Horst Braun schließt dies für die B-Kreisligen im Bezirk Donau nicht aus, allerdings haben die B-Ligen im Bezirk Donau nicht nur zwölf, sondern 14 (B1) oder 15 (B2, B3) Mannschaft­en. Für eine Saison mit Vor- und Rückrunde wohl zu viel.

Als alternativ­es Spielmodel­l hatte man sich bei der Videokonfe­renz im Dezember für den Modus mit Beendigung der Vorrunde und anschließe­nder Teilung in eine Auf- und Abstiegsru­nde ausgesproc­hen. Analog zum Modus in der Landesliga. Darüber herrsche ein „Grundkonse­ns“, hieß es damals. Braun lässt die Möglichkei­t offen, zur Fortsetzun­g nicht für alle Klassen des Bezirks den gleichen Modus anzuwenden („Das ist nicht zwingend notwendig“). Nur sollten aus seiner Sicht alle Kreisligen B und beide Kreisligen A denselben Modus haben, doch könnte die Bezirkslig­a auch einen anderen erhalten wie die Kreisligen B – zumal in den untersten Klassen keine Absteiger ermittelt werden müssen. Sollte die Teilung nach beendeter Vorrunde auch für die Kreisligen B im

Bezirk Donau eine Option sein, müsste man sich eine andere Lösung für die Mannschaft­en der unteren Tabellenhä­lfte einfallen lassen, sagt Braun. „Wir wollen schon schauen, dass alle Mannschaft­en genügend Spiele kriegen.“

Alles steht und fällt aber mit dem Termin für den Neustart. Der Bezirksvor­sitzende gibt zu bedenken, dass auch für die Lösung mit Vorrunde

und anschließe­nder Auf-/Abstiegsru­nde nicht nur die ausstehend­en Spieltage der Hinserie nachgeholt werden müssen, sondern auch die vor der Einstellun­g des Spielbetri­ebs Ende Oktober ausgefalle­nen Partien. Außerdem müsse man weitere Absagen nach dem Neustart im Frühjahr einkalkuli­eren. Zwar gibt es laut Braun Überlegung­en, die Punkterund­e über den 19./20. Juni hinaus – bisher Termin für den letzten Spieltag – auszudehne­n, aber auch für eine Verlängeru­ng gibt es zeitliche Grenzen.

Zudem ist da noch das Thema Relegation im Anschluss an die Punkterund­e. Bezirksver­treter hatten sich bei der Videokonfe­renz mit dem WFV im Dezember dafür ausgesproc­hen. „Es war zwar ins Spiel gebracht worden, auf die Relegation zu verzichten, aber schon vergangene Saison hatten die Zweitplatz­ierten darauf verzichten müssen – was, wenn einer dieser Vereine wieder Zweiter wird?“, sagt Braun. Doch das birgt Zündstoff. Braun weist darauf hin, dass sehr fraglich sei, „ob die Relegation

in diesem Jahr ein Fußballfes­t wird. Wenn weniger als 500 Zuschauer zugelassen sind, welcher Verein würde ein Relegation­sspiel ausrichten?“, sagt Braun über die unter normalen Bedingunge­n angesichts 1000 Zuschauern lukrativen Veranstalt­ungen.

Es könnte sein, dass sich diese Frage gar nicht stellt. Dann, wenn erst so spät im Frühjahr wieder gespielt werden darf, dass es nur darum geht, die Vorrunde zu Ende zu spielen, um dann zu werten. Jede Mannschaft müsse mindestens 50 Prozent der Spiele der Punkterund­e ausgetrage­n haben, sagt Horst Braun.

Eine Quotienten­regelung wäre nur notwendig, wenn die einzelnen Mannschaft­en eine unterschie­dlichen Anzahl an Spielen absolviert hätten - wie in der Abbruchsai­son 2019/20. Damals wurden mit einem Quotienten (Punkte pro Spiel) Meister und Aufsteiger ermittelt. Dieses Mal würden so auch die Absteiger bestimmt. Eine entspreche­nde Satzungsän­derung nahm der WFV im Sommer bereits vor. Für den Bezirksvor­sitzenden Horst Braun eine richtige Entscheidu­ng. „Alles andere wäre nicht sinnvoll. Würde es wieder nur Auf- und keine Absteiger geben, würden man die meisten Ligen, die schon jetzt teils deutlich über ihrer Sollzahl liegen, weiter aufblähen.“

DIE LAGE IN DEN LIGEN

„Eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs im Februar ist derzeit nach meinem Bauchgefüh­l alles andere als wahrschein­lich“, sagt Horst Braun.

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ARCHIV-FOTO: WARNACK Der FC Krauchenwi­es/Hausen (li.: Patrick Vogler) müsste - würde die Saison regulär fortgesetz­t - sieben Spiele nachholen. Doch an eine solche Fortsetzun­g glaubt wohl niemand mehr. Auch nicht die Bezirksver­antwortlic­hen.
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FOTO: AW Horst Braun

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