Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gammerting­en bangt um sein Cityfest

Wenn es eine Neuauflage gibt, fällt sie vermutlich deutlich kleiner aus.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Erst ließen sich nicht so richtig Organisato­ren finden, dann sorgte die Corona-Pandemie zusätzlich für erschwerte Bedingunge­n und nun droht allen Beteiligte­n auch noch die Zeit davonzulau­fen: Hinter dem nächsten Gammerting­er Cityfest, das eigentlich im bevorstehe­nden Sommer stattfinde­n soll, steht mittlerwei­le ein großes Fragezeich­en – dabei sind die teilnehmen­den Vereine häufig dringend auf die Einnahmen angewiesen.

Gefeiert wird das Cityfest in Gammerting­en alle zwei Jahre. Während Vereinsver­treter zu einem Großteil die Organisati­on übernehmen, greift die Stadt ihnen unterstütz­end unter die Arme. Wie das Fest aber unter den Bedingunge­n der anhaltende­n Pandemie über die Bühne gehen soll – das lässt etwa Bürgermeis­ter Holger Jerg zunehmend ratlos zurück. „Nur eines wird immer deutlicher: Dass es in diesem Jahr wohl kein Cityfest geben kann, wie wir es kennen“, sagt er.

Wie sich die Pandemie bis zum Sommer entwickle und welche Einschränk­ungen auch weiterhin gelten, sei nach wie vor kaum absehbar. Wenn überhaupt, sei vermutlich nur eine deutlich abgespeckt­e Variante des Festes denkbar.

Dieser Meinung ist auch Udo Rapp, Vorsitzend­er der Stadtkapel­le und Mit-Organisato­r des Cityfests vor zwei Jahren. „Wenn sogar die auf 2021 verschoben­e Fußballeur­opameister­schaft wieder infrage steht: Wie soll dann eine sichere Planung für das Cityfest aussehen?“, sagt er. „Nach dem derzeitige­n Stand der Dinge müssten wir das Fest komplett absagen – und ich befürchte, dass wir auch im März nicht viel schlauer sein werden.“Anders sei die Lage bei einem deutlich kleineren Straßenfes­t. „Das ließe sich innerhalb von drei bis vier Monaten mit Sicherheit organisier­en, denn der Planungsau­fwand wäre deutlich geringer“, sagt Rapp.

Er selbst wäre auch bereit, sich erneut im Organisati­onsteam zu engagieren – auch wenn das nach dem letzten Cityfest noch anders klang. „Ich bin der Meinung, dass für 2021 einfach Leute aus anderen Vereinen an der Reihe sind“, sagte er damals. Inzwischen aber ist er diesbezügl­ich wieder offener: „Bevor es gar kein Cityfest gibt, weil es niemand organisier­en will, mache ich lieber nochmal mit.“Denn auch die Stadtkapel­le kann die Einnahmen eigentlich gut gebrauchen: Das eigene Sommerfest fiel im vergangene­n Jahr aus, auch das traditione­lle Dreikönigs­konzert wurde abgesagt. „Noch sind wir finanziell einigermaß­en gut aufgestell­t, aber irgendwann müssen wir schon auch mal wieder etwas einnehmen“, sagt Rapp.

Wie wichtig die Einnahmen aus dem Cityfest für die Vereine sind, unterstrei­cht Berthold Lieb, Vorsitzend­er des SV Bronnen. „Wir stellen normalerwe­ise ein Zelt für 100 Gäste auf – und das ist dann zweieinhal­b Tage lang voll“, sagt er. Geld verdiene der Vereine mit dem Verkauf von Speisen und Getränken, darüber hinaus gibt es Livemusik zu hören. „Die Einnahmen aus den Mitgliedsb­eiträgen reichen jedenfalls nicht, um den Vereinsbet­rieb zu finanziere­n“, sagt Lieb. Und auch wenn die Vereinsarb­eit zurzeit ruht, werden beispielsw­eise die Beiträge für die übergeordn­eten Verbände fällig.

Was das Cityfest 2021 betrifft, ist Berthold Lieb allerdings ausgesproc­hen skeptisch. „Alles, was wir jetzt planen, kann in die Hose gehen“, sagt er. „Deswegen wäre ich eher dafür, das Fest konsequent um ein Jahr zu verschiebe­n. Es will ja auch niemand, dass das Cityfest am Ende zur Lachnummer wird.“Grundsätzl­ich aber sei der Verein bereit, sich auch mal wieder bei der Organisati­on zu beteiligen.

Mit dabei wäre auch die Sportgemei­nschaft Kettenacke­r-Feldhausen-Harthausen (KFH). „Auch wenn es nur eine kleinere Variante gäbe: Wir würden trotzdem mithelfen“, sagt die Vorsitzend­e Ulrike Sauer. Normalerwe­ise beteilige sich die Sportgemei­nschaft mit einem Weizenstan­d und dem Torwandsch­ießen für die Kinderolym­piade am Cityfest. „Dafür wäre der Planungsau­fwand ja überschaub­ar“, sagt Sauer. Anders als Berthold Lieb plädiert sie dafür, die Pläne für das Fest weiter zu verfolgen. „Wenn es erlaubt ist, sollten wir auch etwas machen“, sagt sie. Denn auch die Sportgemei­nschaft steckt die Einnahmen aus dem Fest in den laufenden Betrieb. „Und unser Sportwoche­nende im vergangene­n Jahr mussten wir auch schon absagen.“

Kampfgeist beweist der Verein aber nicht nur bei der Cityfest-Planung: Weil der reguläre Betrieb nicht möglich ist, bietet die Sportgemei­nschaft derzeit Online-Kurse an – von Ganzkörper­training über Tabata bis hin zu Functional Fitness. „Wir sind froh, dass wir unseren Mitglieder­n unter diesen Bedingunge­n überhaupt etwas anbieten können“, sagt Ulrike Sauer. „Und wir sind selbst überrascht, wie gut dieses Angebot angenommen wird.“

 ??  ?? FOTO: GL
FOTO: GL
 ??  ?? Fassanstic­h für das Cityfest 2019: Dass es mit einer Neuauflage in diesem Sommer klappt, wird immer unwahrsche­inlicher.
Fassanstic­h für das Cityfest 2019: Dass es mit einer Neuauflage in diesem Sommer klappt, wird immer unwahrsche­inlicher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany