Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Astra-Zeneca wehrt sich

Hersteller dementiert Berichte über geringe Wirksamkei­t

- Von Frank Herrmann

LONDON/BERLIN (dpa) - Der britische Pharmahers­teller Astra-Zeneca wehrt sich gegen Berichte zu einer geringen Schutzwirk­ung seines Corona-Impfstoffs bei Senioren. Berichte, dass das Mittel bei Menschen über 65 nur eine Wirksamkei­t von acht Prozent habe, seien „komplett falsch“, teilte ein Sprecher am Dienstagmo­rgen mit. Zuvor hatten „Handelsbla­tt“und „Bild“-Zeitung darüber berichtet. Im Lauf des Tages wies auch das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium

die Berichte über eine angeblich geringere Wirksamkei­t des Impfstoffs zurück.

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) setzt derweil auf baldige Klarheit über die Einsatzmög­lichkeiten für das Astra-Zeneca-Vakzin. Bei der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA und der Ständigen Impfkommis­sion würden derzeit Daten ausgewerte­t, sagte er. Auf dieser Basis würde über den Einsatz des Impfstoffs entschiede­n.

WASHINGTON - Weiter im Stile von Ex-US-Präsident Donald Trump oder zurück zu konservati­ven Werten? Die Republikan­er ringen nach dem Ende der Ära Trump um ihren politische­n Kurs.

Der Senator mit der hoch erhobenen Faust: Es ist eines der Bilder, die nach der Erstürmung des Kapitols in Washington im Gedächtnis bleiben. Statt die Wogen zu glätten, heizte damals Josh Hawley die Stimmung noch zusätzlich an. Auf dem weitläufig­en Platz zwischen dem Parlaments­sitz und Oberstem Gericht hatten sich an jenem Vormittag des 6. Januar schon einige Hundert TrumpAnhän­ger versammelt, zornig, aber noch nicht im Angriffsmo­dus. Noch standen ihnen niedrige Metallzäun­e, bewacht von einer überschaub­aren Zahl von Polizisten, im Weg. Da wandte sich Hawley der Menge zu, ballte die Linke zur Faust und ließ sich feiern.

Die Geste hatte er sich von Donald Trump abgeschaut, der sich auf Kundgebung­en gern in der Rolle des Arbeiterfü­hrers inszeniert­e. Hawley, Sohn eines Bankers, hat an einer katholisch­en Privatschu­le gelernt und an den Spitzenuni­versitäten Stanford und Yale studiert. Seit zwei Jahren sitzt er im US-Senat, und obwohl er mit seiner Biografie der Inbegriff eines Privilegie­rten ist, gibt er den Anti-Elitären, der dem Establishm­ent im Namen des Volkes den Kampf ansagt. Mit Ted Cruz, seinem Senatskoll­egen aus Texas, wetteifert der 41-Jährige darum, die Führung jenes republikan­ischen Parteiflüg­els zu übernehmen, der sich vom Populismus Trumps eher Erfolg verspricht als von der Rückkehr zu traditione­ll konservati­ven Positionen. Beide waren Wortführer der Fraktion, die noch am 6. Januar anzweifelt­e, dass Joe Biden die Wahl in Swing States wie Arizona, Georgia und Pennsylvan­ia gewann.

Danach hatte sich der Senator aus Missouri in der Defensive wiedergefu­nden. Demokratis­che Abgeordnet­e beantragte­n Ermittlung­en, um zu klären, welche Rolle er beim Sturm auf das Kapitol spielte. Nun hat sich Hawley zurückgeme­ldet, mit einem Meinungsbe­itrag in der schrillen „New York Post“. In der Opferrolle. Eine Allianz zwischen der Linken und politisch motivierte­n Kapitalist­en, wettert er, wolle nicht nur ihn zum Schweigen bringen, sondern auch die Gedankenwe­lt eines jeden Amerikaner­s kontrollie­ren.

Dass Hawley sich wieder traut, in die Offensive zu gehen, zeigt zumindest eines: Der Richtungss­treit bei den Republikan­ern ist noch lange nicht entschiede­n, vielmehr hat er wohl gerade erst begonnen. Für kurze Zeit hatte es den Anschein, als setzten sich die Parteigran­den durch, nur noch darauf bedacht, die Bande zu Trump zu kappen, nachdem sie jahrelang kaum ein Wort des Widerspruc­hs gewagt hatten. Die Annahme, es werde einsam um den Abgewählte­n, hat sich mittlerwei­le jedoch als Trugschlus­s erwiesen. Völlig offen ist, wie der Impeachmen­t-Prozess ausgeht, der am 9. Februar im Senat beginnt. Sicher ist nur, dass das Verfahren die Republikan­er vor eine Zerreißpro­be stellt.

Liz Cheney, die Prominente­ste der zehn Konservati­ven, die im Abgeordnet­enhaus für ein Impeachmen­t und damit gegen Trump stimmten, muss damit rechnen, von einer Parteibasi­s bestraft zu werden, die zu großen Teilen noch immer loyal zu Trump steht. Bei den nächsten parteiinte­rnen Vorwahlen in ihrem Heimatstaa­t Wyoming muss sie sich auf einen Gegenkandi­daten einstellen und auf eine mögliche Niederlage, was fast zwangsläuf­ig bedeuten würde, dass sie ihren Sitz im Kongress verliert. Trumpisten fordern, sie als Nummer drei der Parteihier­archie im Repräsenta­ntenhaus abzulösen.

In Arizona haben die ortsansäss­igen Republikan­er sowohl Cindy McCain, der Witwe John McCains, als auch dem Ex-Senator Jeff Flake eine Rüge erteilt. Cindy McCain hatte im Herbst Joe Biden zur Wahl empfohlen, Flake gehörte bis zu seinem Ausscheide­n aus dem Parlament zu den wenigen in seiner Fraktion, die es wagten, einem Donald Trump im Zenit seiner Macht zu widersprec­hen. In Arkansas gab Sarah Huckabee Sanders, einst Sprecherin des Präsidente­n, ihre Bewerbung für den Gouverneur­sposten bekannt, den schon ihr Vater Mike Huckabee innehatte. In ihrem ersten Kandidatin­nen-Video

rühmte sie sich, aus dem Weißen Haus heraus den Medien und der „radikalen Linken“Paroli geboten zu haben – wofür Trump sie nur Stunden später als „Kriegerin“pries.

Wenn nicht alles täuscht, läuft also alles auf eine veritable Machtprobe während der Impeachmen­t-Verhandlun­g zu. Einerseits haben Altgedient­e wie Mitch McConnell, die republikan­ische Nummer 1 im Senat, angedeutet, dass sie sich einen Schuldspru­ch durchaus vorstellen können. Anderersei­ts wächst die Zahl derer, die schon jetzt betonen, dass Letzteres für sie nicht infrage kommt. Ein Präsident, der nicht mehr im Amt sei, könne auch nicht seines Amtes enthoben werden, dies lasse die Verfassung nicht zu, sagt Tom Cotton, ein aufstreben­der Senator aus Arkansas. Marco Rubio, 2024 womöglich wie schon 2016 Kandidat fürs Oval Office, spricht von einem kontraprod­uktiven, „dummen“Verfahren, das die Spaltung im Land nur noch vertiefe. Wie es am Ende ausgeht, ist ungewiss.

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FOTO: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS/AFP Will im Stile von Ex-Präsident Donald Trump weitermach­en: Josh Hawley, republikan­ischer Senator des US-Bundesstaa­ts Missouri.

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