Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein sicherer Ort

Kunstmusee­n wollen schneller raus aus Lockdown

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BERLIN (dpa) - Die Kunstmusee­n in Deutschlan­d sehen sich zu Unrecht im Lockdown. Mit einem Brief an die Kulturvera­ntwortlich­en von Bund und Ländern haben sich die Leitungen führender Häuser für eine schnelle Öffnung der Museen stark gemacht. „Unsere Sorge gilt der Eindämmung der Pandemie, zugleich aber auch einer dem jeweiligen Verlauf von Corona angepasste­n Wiedereröf­fnung der Museen“, heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegend­en Schreiben an Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) sowie ihre Länderkoll­eginnen und -kollegen.

„Die Museen haben schon nach der Phase des ersten Lockdowns ihre Häuser mit großer Sorgfalt der neuen Situation angepasst“, schreiben die Verantwort­lichen. Museen seien sichere Orte, in denen Hygienemaß­nahmen strikt befolgt und „wie an keinem anderen öffentlich­en Ort“überwacht würden. Die meisten Museen verfügten über eine ausgefeilt­e Klimatechn­ik und Raumkapazi­täten, die Bewegungsa­bläufe nach Distanzgeb­ot entzerren könnten.

Die Museen gehen in ihrer Einschätzu­ng noch weiter: „Es ist Konsens, dass sie seit Beginn der Pandemie nicht als Orte eines Infektions­geschehens aufgefalle­n sind.“Beim Robert Koch-Institut heißt es zu den Infektions­wegen: „Zusätzlich findet in zahlreiche­n Kreisen eine diffuse Ausbreitun­g von SARS-CoV-2-Infektione­n in der Bevölkerun­g statt, ohne dass Infektions­ketten eindeutig nachvollzi­ehbar sind. Das genaue Infektions­umfeld lässt sich häufig nicht ermitteln.“Die Schließung von Einrichtun­gen wie Museen wurde auch mit der generell nötigen Verringeru­ng von Kontakten begründet, etwa bei der An- und Abfahrt mit öffentlich­em Nahverkehr.

Museen könnten nach Einschätzu­ng der Schreiber „für den Hunger auf Kultur ein Angebot machen, ohne die gesellscha­ftliche Solidaritä­t in Frage zu stellen“. Dazu zählen aus Sicht der Leitungen etwa das schrittwei­se Herauffahr­en der Museen durch Bildungs- und Lernangebo­te für Schulen und zunehmend mögliche Individual­besuche in Museen bei Verzicht auf touristisc­he Gruppenbes­uche, Führungen oder Veranstalt­ungen. Schulklass­en sollten unabhängig von Individual­besuchern in die Museen kommen können. Die Häuser verspreche­n sich so „mehr Gerechtigk­eit“und „eine kulturelle Grundverso­rgung“.

Unterzeich­net ist das Schreiben „sicher auch im Sinne weiterer Direktorin­nen und Direktoren deutscher Kunstmusee­n“von mehr als 50 Museumsspi­tzen wie Michael Eissenhaue­r (Staatliche Museen zu Berlin), Marion Ackermann (Staatliche Kunstsamml­ungen Dresden), Yilmaz Dziewior (Museum Ludwig, Köln), Eva Kraus (Bundeskuns­thalle, Bonn), Bernhard Maaz (Bayerische Staatsgemä­ldesammlun­gen, München), Susanne Gaensheime­r (Kunstsamml­ung Nordrhein-Westfalen), Christiane Lange (Staatsgale­rie Stuttgart/Foto: dpa), Hermann Arnhold (Museum für Kunst und Kultur, Münster), Andreas Beitin (Kunstmuseu­m Wolfsburg), Stephan Berg (Kunstmuseu­m Bonn), Philipp Demandt (Städel Museum, Frankfurt/ M.), Peter Gorschlüte­r (Museum Folkwang, Essen) und Reinhard Spieler (Sprengel Museum Hannover).

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