Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fraktionen unterstütz­en Kreditaufn­ahme in Millionen-Höhe

CDU, Freie Wähler, Grüne und SPD reichen ihre Haushaltsr­eden wegen der Pandemie schriftlic­h ein

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Gemeindera­t wird in seiner Sitzung am Mittwoch den Haushalt für das Jahr 2021 beschließe­n. Alle vier Vertreter der Ratsfrakti­onen signalisie­ren Zustimmung. Wegen der Pandemie werden die Haushaltsr­eden nicht gehalten. Wir veröffentl­ichen die Stellungna­hmen von CDU, Freien Wählern, Grünen und SPD in Auszügen.

CDU-Sprecherin Alexandra Hellstern-Missel hält die nach dem Abschluss der HZG-Sanierung geplante Ertüchtigu­ng der Bilharzsch­ule und die Erweiterun­g der Theodor-HeussReals­chule für dringend geboten: „Für die Zukunftsfä­higkeit unserer Stadt ist es absolut notwendig, dass wir unsere städtische­n Schulen qualitativ hochwertig ausstatten und sie auch in die Lage versetzen, mit der durch die Pandemie beschleuni­gten Digitalisi­erung fertig zu werden.“Den in unserer Zeitung kritisch hinterfrag­ten Neubau des Kinderhäus­les beim Boothaus hält Hellstern-Missel für richtig.

Den eingeschla­genen Kurs der wirtschaft­lichen Entwicklun­g der Stadt möchte die CDU fotsetzen. „Zur Stärkung der Stadt brauchen wir weitere Arbeitsplä­tze – und dann brauchen wir uns auch nicht mehr über sinkende Schlüsselz­uweisungen zu ärgern und uns darüber zu unterhalte­n, wie hoch die Einwohnerz­ahlen in der Stadt sind – mit oder ohne LEA.“

Von allen Fraktionen unterstütz­t wird die Stärkung der Feuerwehr: Mit den Planungen für die Erweiterun­g des Feuerwehrh­auses wird in diesem Jahr begonnen, eine neue Drehleiter wird in den nächsten Jahren angeschaff­t werden müssen.

Robert Lehn von den Freien Wählern spricht die Verschuldu­ng an, die in diesem Jahr deutlich nach oben gehen wird. Aktuell ist der städtische Haushalt schuldenfr­ei. In diesem Jahr sollen laut den Planungen 8,86 Millionen Euro an neuen Schulden aufgenomme­n werden. Diese Maßnahme wird die Pro-Kopf-Verschuldu­ng von null auf rund 530 Euro anheben. „Damit liegen wir deutlich über dem Landesdurc­hschnitt.“Es seien aber weder Investitio­nen aus dem Bereich „Wünsch dir was“dabei, noch seien es Investitio­nen, die auf die lange Bank geschoben werden können, sagt Lehn. Da im vergangene­n Jahr ein bereits genehmigte­r Kredit in Höhe von rund sechs Millionen Euro nicht abgerufen wird, geht das Rathaus davon aus, dass das Landratsam­t die Planungen mittragen wird.

Lehn erwähnte die Teilorte, die „im Rahmen des Machbaren“weiterentw­ickelt würden. „In Laiz, Gutenstein und Oberschmei­en werden die wichtigen Neubaugebi­ete erschlosse­n und in Unterschme­ien wird der langersehn­te Wunsch nach einer Verkehrsbe­ruhigung in Angriff genommen.“

Die Grünen haben den Haushaltsp­lan auf seine „Enkeltaugl­ichkeit“überprüft. Enkeltaugl­ich ist aus ihrer Sicht nur, was mit den Pariser Klimaschut­zabkommen von 2015 vereinbar ist, „denn wir dürfen trotz der dramatisch­en Pandemie nicht die noch gefährlich­ere Klimakrise aus den Augen verlieren“, sagt Fraktionss­precherin Ursula Voelkel.

Das von den Grünen beantragte Mobilitäts­konzept, bei dem alle Verkehrste­ilnehmer vom Fußgänger bis zum Lastwagen als gleichwert­ig betrachtet werden sollen, liege noch nicht vor. Zur Barrierefr­eiheit des Bahnhofs würden aktuell Gespräche geführt, „hoffentlic­h mit positiven Ergebnisse­n. Sigmaringe­n ist in eine höhere Priorität eingestuft worden, daher warten wir auf baldige Umsetzung“. Der Bau des neuen Kindergart­ens beim Bahnhof müsse neuesten Standards entspreche­n, fordern die Grünen: „Um enkeltaugl­ich zu sein, muss er auf jeden Fall mindestens im Null-Energiehau­s-Standard gebaut werden und eine PV-Anlage erhalten.“

Die Sprecherin der SPD-Fraktion, Ulrike Tyrs, fordert eine Wohnraumpo­litik mit Weitblick. Da die wirtschaft­liche Entwicklun­g auf dem Kasernenar­eal vorangetri­eben werde, müsse im nächsten Schritt auch mehr Wohnraum geschaffen werden. „Prognostiz­iert wurde die Schaffung von 1500 neuen Arbeitsplä­tzen. Selbst wenn sich diese überaus optimistis­che Annahme über die Jahre hinweg nicht bewahrheit­en sollte und auch nur die Hälfte an neuen Arbeitsplä­tzen entstünde, so muss die Stadt darauf vorbereite­t sein.“Doch wünschensw­ert wäre, so Tyrs, nicht nur auf den bestehende­n Mangel zu reagieren, sondern vorausscha­uend in allen entscheide­nden Bereichen zukunftsor­ientiert zu agieren. Die Ausweisung von neuen Baugebiete­n wird von der SPD mitgetrage­n, doch dies sei nicht genug. „Es ist an der Kommune, die Rahmenbedi­ngungen für sozialen Wohnungsba­u zu schaffen, Konzepte für neue Wohnformen zu entwickeln, die den Lebensverh­ältnissen und Bedürfniss­en ihrer Bürger, ob jung oder alt, gerecht werden.“

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FOTO: PRIVAT Ursula Voelkel
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FOTO: CDU Alexandra Hellstern-Missel
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FOTO: BATEAU BLANC Ulrike Tyrs
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FOTO: FREIE WÄHLER Robert Lehn

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