Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Lokal Online Shoppen“geht an den Start
Mengen und Pfullendorf wollen den lokalen Online-Handel stärken
MENGEN/PFULLENDORF - Die Städte Mengen und Pfullendorf wollen den rasant wachsenden Online-Handel nicht länger nur den Riesen Amazon, Ebay und Co. überlassen. Die beiden Städte starten gemeinsam mit dem deutschlandweit agierenden Anbieter Locamo in Weingarten das interkommunale Projekt „Lokal Online Shoppen“(LOS). In einem Pressegespräch informierten die Bürgermeister Stefan Bubeck aus Mengen und Thomas Kugler aus Pfullendorf sowie deren Wirtschaftsförderer Manuel Kern und Bernd Mathieu gemeinsam mit Locamo-Geschäftsführer Markus Kapler am Dienstag über das Projekt.
Auslöser war ein Stadtmarketingpreis des Handelsverbands BadenWürttemberg, den die Stadt Pfullendorf im Jahr 2019 für ihre Initiative zur Stärkung der Innenstadt gewonnen hat. Damals entstand die Idee, den lokalen Online-Handel voranzutreiben. Seither, also schon vor Beginn der Corona Pandemie, die dem Online-Handel noch einmal zusätzlichen Auftrieb gab,beschäftigen sich Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu und sein Mengener Kollege Manuel Kern mit dem Projekt, das jetzt an den Start geht. Zum Mitmachen eingeladen sind alle Einzelhändler in den beiden Städten, aber auch Handwerksbetriebe und Dienstleister sowie das Gaststättengewerbe. Ihnen bietet Locamo eine Plattform, um mit wenig organisatorischem und finanziellem Aufwand mit dem Online-Handel als zusätzlichem Standbein zu beginnen.
In beiden Städten gibt es zum Einstieg zusätzlich zu überregionalen Förderungen auch noch eine Finanzhilfe der jeweiligen Kommune. „Es ist jetzt in der Zeit des Lockdowns Zeit zu handeln“, sagte Markus Kapler, denn „die Kunden kaufen vermehrt online und die Händler haben Zeit, in diesen Vertriebsweg einzusteigen“.
Angesprochen sind nicht nur kleinere Händler, die keinen eigenen Online-Shop betreiben können oder wollen, sondern auch Betriebe mit Online-Shop, denn über den bundesweit vernetzten, stark handelsorientierten Marktplatz „locamo.de“mit inzwischen vier Millionen Produktangeboten erreichen auch diese Betriebe ein deutlich größeres Publikum.
Auch für die Kunden, so Manuel Kern, hat der Marktplatz Vorteile. Sie können so bequem wie bei den großen Onlinehändlern von zuhause aus mit Lieferung an die Haustür bestellen und haben trotzdem die Möglichkeit, mit ihren Einkäufen den lokalen Handel zu unterstützen. Ein weiterer Vorteil: Die Kunden können mit einem einzigen Konto bei locamo.de bundesweit beim Einzelhandel einkaufen.
„Die Stärkung der Innenstädte hängt eng mit der Stärkung des Einzelhandels zusammen“, sagte Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck. In Mengen gebe es knapp 100 Einzelhändler,
wobei sich der stationäre Einzelhandel zunehmend schwerer tue. Auch weil es ein widersprüchliches Kundenverhalten gebe: Zum einen wollen die Menschen den Bestand der Geschäfte in den Städten, zum anderen kaufen sie beim Online-Handel ein. „Die Pandemie ist für das Kundenverhalten ein Brandbeschleuniger“, sagte Bubeck. Die Menschen würden jetzt vermehrt online einkaufen und lernten die Bequemlichkeit schätzen, sodass sich dieses Kaufverhalten auch nach der Pandemie kaum ändere. „Wir sind froh, dass wir eine Kooperation mit Pfullendorf machen können“, sagte Bubeck. „Es ist richtig, über die eigene Gemeinde hinauszublicken und interkommunal solche Partnerschaften zu schließen.“Sein Pfullendorfer Kollege Thomas Kugler ergänzte: „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, unsere Innenstädte lebenswert zu erhalten, dazu gehört, dass wir dem Einzelhandel unter die Arme greifen.“
Dass andere Gemeinden in der Region mit Interesse nach Mengen und Pfullendorf blicken und ähnliche Schritte erwägen, machte Bernd Mathieu deutlich. In beiden Städten hoffen nun die Bürgermeister und Wirtschaftsförderer, dass sich viele kleinere und größere Händler und Dienstleister für den Einstieg in den Online-Handel begeistern und die Initiative für das zweite Standbein ergreifen.
Das ganze Sortiment auf einmal online anzubieten, müsse ja gar nicht sein, sondern vielleicht nur jeden Tag ein weiteres Produkt, beruhigte Markus Kapler. „Die kleinen Händler müssen sich auf den Weg machen und online verkaufen“, appellierte er. Er ist sich sicher: „Zwei Drittel der Online-Käufer wünschen sich ein Online-Angebot ihrer lokalen Händler.“