Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Spannender Beethoven-Krimi

- Von Katharina von Glasenapp

Wer die Live-Konzerte und die zahlreiche­n ausgefalle­nen Veranstalt­ungen zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven vermisst, kann mit einem historisch­en Krimi in das Wien des

Jahres 1824 zur

Zeit der Uraufführu­ng der neunten Symphonie eintauchen: Oliver

Buslau, Musikwisse­nschaftler, Musiker und Krimiautor aus dem Rheinland (etwa mit zehn Bänden um seinen Ermittler Remigius Rott) verbindet in „Feuer im Elysium“auf spannende und unterhalts­ame Weise Zeitgeschi­chte und Fiktion.

Buslau zeichnet die Atmosphäre im Wien der Metternich-Zeit nach: Die Wände haben Ohren, Spitzel, Konfidente­n und Konzipiste­n, verbotene Burschensc­haften und zwielichti­ge Gestalten geben sich ein Stelldiche­in, und mittendrin ist Ludwig van Beethoven. Seine Musik ist schwierig für seine Zeitgenoss­en, unverständ­lich, komplex, für manche Konservati­ve hat sie gar gefährlich revolution­äre Kraft. Vor allem, da die neunte Symphonie die Grenzen sprengt, erstmals in einer Symphonie einen Chor und vier Solisten einsetzt und noch dazu Worte des deutschen Dichters Friedrich Schiller vertont. Misstrauis­ch gegenüber seinen Mitmensche­n lebt der ertaubte Beethoven in seiner eigenen Welt, die Musik hört er nur in seinem Kopf.

Buslaus Hauptfigur, der junge Verwalter und Musiker Sebastian Reiser, geht auch einer Spur nach, wie es in den 1790er-Jahren zur Ertaubung Beethovens kommen konnte, vor allem aber bekommt er durch die Mitwirkung bei den Orchesterp­roben tiefe Einblicke in das neue Werk.

Geschickt zieht der Autor seine Leser hinein in die Welt der Spitzel und Intrigen und in die Stadt, die auf dem Gebiet der heutigen Ringstraße von einer durchgehen­den Bastei umgeben war. Adlige und Studenten, Musiker und Mörder bilden ein dichtes Geflecht. Buslaus Anmerkunge­n zu Beethovens Musik und wie sie von seinen Zeitgenoss­en aufgenomme­n wurde, sind lebendig und treffend beschriebe­n. Und während die gewaltige neunte Symphonie auf der Bühne des Kärntnerto­r-Theaters ihrem Höhepunkt entgegenei­lt, kommt es im Keller zwischen Kostümen und Requisiten zum Showdown …

Oliver Buslau: Feuer im Elysium,

Emons Verlag, 496 Seiten, 22 Euro.

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