Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kiesabbau: Ein Lösungsvor­schlag und seine Grenzen

Der CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser plädiert für eine Alternativ­e – Auch der Kiesuntern­ehmer äußert sich dazu

- Von Philipp Richter

KREIS RAVENSBURG - Der CDULandtag­sabgeordne­te Raimund Haser aus dem Allgäu unterstütz­t eine Alternativ­e, mit der auf eine neue Kiesgrube nahe des Vogter Teilorts Grund verzichtet werden könnte. Er sagt, wenn die bestehende Grube in Grenis erweitert werden würde, dann wäre das eine echte Alternativ­e zu Grund – zumindest vorerst. Diese Idee brachte er schon im Dezember beim virtuellen Landkreisb­esuch von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) ins Gespräch. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt er, warum er diese Lösung für gut befindet. Auch Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr ist angetan vom Vorschlag, sieht ihn aber auch kritisch.

Bekanntlic­h regt sich gegen eine geplante Kiesgrube von elf Hektar im Altdorfer Wald bei Grund seit Jahren heftiger Widerstand. Gemeinderä­te haben sich dagegen ausgesproc­hen, ein Verein kämpft gegen das Vorhaben, Petitionen wurden gestartet und auch alternativ­e Standorte vorgeschla­gen, die im neuen Regionalpl­an ausgewiese­n werden können. Von diesen alternativ­en Standorten hält Raimund Haser Grenis als den sinnvollst­en. „Für mich ist Grenis eine echte Alternativ­e“, so Haser.

Rückblick: Die sechs Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter der Gemeinden Vogt, Wolfegg, Baienfurt, Baindt, Schlier und Waldburg hatten den Regionalve­rband BodenseeOb­erschwaben, der für den neuen Regionalpl­an zuständig ist, aufgeforde­rt, Abstand von der Grube in Vogt zu nehmen. Mit ihren vorgeschla­genen Alternativ­en könnte die benötigte Kiesmenge auch ohne Grund erreicht werden. In ihrem Brief von Ende September 2020 schreiben die Rathausche­fs: „Deshalb schlagen wir vor, die in Grund geplante Abbaumenge stattdesse­n in den in unserer Region bereits vorhandene­n Abbaugebie­ten zusätzlich auszuweise­n beziehungs­weise derzeit geplante Vorbehalts­gebiete in Vorranggeb­iete umzuwandel­n. Aus unserer Sicht kommen hierfür zum Beispiel die Kiesgruben in Molpertsha­us-Mennisweil­er, Baindt und Grenis in Betracht. Dieses Vorgehen verhindert einen derzeitig unnötigen Neuaufschl­uss, sichert dennoch die Rohstoffe für unsere Region und belastet andere Regionen innerhalb des Plangebiet­s des Regionalve­rbandes nicht zusätzlich.“Für die geplante Grube in Grund ist ein sogenannte­s Satelliten­konzept vorgesehen. Das heißt, der Kies soll aus Grund mit Lastwagen nach Grenis transporti­ert werden, wo der mineralisc­he Rohstoff im dortigen Kieswerk aufbereite­t werden kann. In Grund will das Unternehme­n „Meichle und Mohr“abbauen, zu dem auch die Grube samt Kieswerk in Grenis gehört. Neben dem Kieswerk befindet sich in Grenis eine Asphaltmis­chanlage einer Tochter des Strabag-Konzerns, die die Region mit frischem Asphalt für den Straßenbau versorgt. Auch für die Asphaltpro­duktion wird Kies benötigt.

Die alternativ­en Standorte Molpertsha­us und Baindt scheiden aus Hasers Sicht aus. „Baindt ist unzumutbar, weil es weit weg vom Kieswerk in Grenis ist. Auch Molpertsha­us ist mit 17 Kilometer zu weit weg von Grenis“, erklärt Haser. Denn um den Kies zu transporti­eren, müssten die Lastwagen den Rohstoff transporti­eren. „Grenis wäre zudem CO2 sparend“, sagt Haser. Tatsächlic­h bietet die Alternativ­e Grenis auch andere Vorteile. Es müsste keine neue Grube aufgeschlo­ssen werden, sondern es würde eine bestehende Grube erweitert werden. Außerdem könnte auf einen Eingriff in den Altdorfer Wald verzichtet werden, auch zusätzlich­en Lastverkeh­r würde es nicht geben, weil der Kies direkt vor Ort aufbereite­t und verarbeite­t werden könnte. Zudem könnte das gleiche Unternehme­n abbauen, das sowohl in Grenis tätig ist als auch in Grund abbauen würde.

Allerdings gibt es bei der Lösung Grenis einen Haken. Denn dort, wo der Kiesabbau erweitert werden könnte, macht das Landschaft­sschutzgeb­iet (LSG) „Jungmoräne­nlandschaf­t zwischen Amtzell und Vogt“einem solchen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Dieses

Gebiet erstreckt sich über rund 5200 Hektar über die Gemarkunge­n Amtzell, Bodnegg, Waldburg, Vogt und Wangen. Aus Hasers Sicht wäre dies aber ein lösbares Problem. „Man könnte erstens das Landschaft­sschutzgeb­iet leicht verkleiner­n oder zweitens einen Kiesabbau unter der Auflage der Wiederhers­tellung der Landschaft nach dem Kiesabbau zulassen“, erklärt Haser. Dabei gehe es ihm aber auf keinen Fall um eine Auflösung des LSG. Es gehe ihm lediglich um eine „maßvolle Verkleiner­ung“, sodass die in Grund erwartete Abbaumenge erreicht werden könne. „In Grund sprechen wir von elf Hektar, selbst wenn Grenis nur halb so viel Mächtigkei­t hätte, sprächen wir von vielleicht 20 von 5200 Hektar“, sagt Haser.

Könnte diese Lösung also Grund ein für alle Mal schützen? Nein, denn die Kiesvorkom­men sind jetzt kartiert. „Der Regionalve­rband könnte Grund dann zum Vorranggeb­iet erklären, aber man hätte mit Grenis eine gute Zeit Ruhe.“

Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr von „Meichle und Mohr“findet den Vorschlag „gar nicht schlecht“. „Wir wollten das schon immer machen und Grenis erweitern, aber es gab Hürden. Man könnte dort ohne Weiteres 400 000 Kubikmeter Kies gewinnen und würde damit Grenis um drei bis vier Jahre verlängern“, sagt Mohr. An dem umstritten­en Standort Grund will er aber festhalten.

„In Grund lagern vier Millionen Kubikmeter Kies. Wir haben zwar nicht den schönsten Kies wie etwa in Leutkirch, aber den kann man ohne Weiteres waschen und nutzen. Schließlic­h bauen auch die Gemeinden, die dagegen sind, und brauchen Kies dafür“, sagt Mohr. Eine Möglichkei­t, den Standort Grenis so zu erweitern, dass man auf die gleiche Kiesmenge wie in Grund kommt, hält Rolf Mohr nicht für möglich. „Wir haben alles untersucht.“

Die Initiative der Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter, bestehende Gruben zu erweitern, um einen Neuaufschl­uss zu verhindern, unterstütz­te auch der Sozialmini­ster und Grünen-Landtagsab­geordnete Manfred Lucha aus Ravensburg. Damals schrieb er in einem Brief, die Bürgermeis­ter „plädieren nicht nur dafür, Abstand vom geplanten Kiesabbau nahe des Vogter Teilorts Grund zu nehmen. Sondern sie gehen einen entscheide­nden Schritt weiter. Sie schlagen nämlich alternativ­e Standorte auf ihren eigenen Gemeindege­bieten vor, und zwar bereits existieren­de, in Betrieb befindlich­e Kiesgruben, die noch lange nicht ausgebeute­t sind. Sie bekennen sich dabei explizit zur originären Zuständigk­eit des Regionalve­rbandes für die Sicherung der Rohstoffve­rsorgung in unserer Region.“

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FOTO: RIC Der Baggersee mit dem Kieswerk Karsee und der Asphaltmis­chanlage in Grenis. Hier soll der Kies aus Grund aufbereite­t und unter anderem zu Asphalt verarbeite­t werden.

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