Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sich gegen die Fluten stemmen

Riedlingen bereitet sich auf Hochwasser vor – Meteorolog­en erwarten Tauwetter

- Von Kai Schlichter­mann

RIEDLINGEN - Der anstehende Wetterwech­sel könnte die Donau in Riedlingen über die Ufer treten lassen: Ab Donnerstag­abend rechnen die Stadt Riedlingen und die Hochwasser­vorhersage­zentrale des Landes mit einem schnell steigenden Wasserpege­l. Ein aus Westen heranrücke­ndes Tiefdruckg­ebiet wird für milde Temperatur­en, starke Regenfälle von Schwarzwal­d bis zum Allgäu sowie Sturmböen sorgen. So lautet jedenfalls die Vorhersage des Deutschen Wetterdien­stes. Bei Temperatur­en bis zu zwölf Grad Celsius im äußersten Südwesten des Landes und dauerhafte­n Schauern werde „eine Abflussmen­ge bei 100 bis 160 Liter Wasser pro Quadratmet­er im Gebiet des südlichen Schwarzwal­des erwartet“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdien­st in Offenbach. Auf der Schwäbisch­en Alb werden 60 bis 80 Liter pro Quadratmet­er Wasser in den Boden sickern. Der Regen treffe auf den abtauenden Schnee; das Wasser gelange folglich schnell in den Boden und wenig später auch in die Bäche sowie Flüsse der Region. „Diese kritische Wetterlage wird bis Samstagabe­nd anhalten“, sagt der Meteorolog­e. Infolgedes­sen rechnen Hydrologen damit, dass der Wasserspie­gel der Donau in Hundersing­en von derzeit etwa 80

Zentimeter­n auf bis zu 2,50 Meter bis zum morgigen Freitagabe­nd steigen könnte.

Diese Prognose verfolgt die Riedlinger Stadtverwa­ltung aufmerksam. „Wir sind in Abstimmung mit den zuständige­n Behörden und werden die Schieber in der Hochwasser­mauer entlang der Donau einsetzen und diesen Hochwasser­schutz schließen“, sagt Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft der SZ. Zugleich werden Mitarbeite­r des Bauhofs und Tiefbauamt­s das mobile Schlauchsy­stem aktivieren, um sich damit den erwartende­n Fluten bei Bedarf entgegenzu­stemmen. „Ab einem Wasserpege­l von 2,40 Meter bei Hundersing­en kann es für Riedlingen kritisch werden. Dann werden wir tätig“, sagt Marcus Schafft. Das Thema Hochwasser stehe auch bei der Tagung des städtische­n Krisenstab­s, der aufgrund der Corona-Pandemie regelmäßig an.

Nach den konsequent­en Investitio­nen von Stadt und Land in den Hochwasser­schutz rund um Riedlingen dürfte die Situation in diesem Jahr entspannte­r sein als noch in den 1980er- und 1990er-Jahren. Damals verursacht­en die Wassermass­en mitunter erhebliche Schäden an Gebäuden und Infrastruk­tur. „Insgesamt sind die Hochwasser­maßnahmen mit der jüngst fertiggest­ellten neuen Holzbrücke abgeschlos­sen. Da haben wir erst einmal mehr Ruhe“, meint der Riedlinger Bürgermeis­ter. Gleichwohl beobachte die Stadt über das gesamte Jahr hinweg genau, wie sich der Wasserstan­d der Donau bei bestimmten Wetterlage­n entwickeln könnte.

Im Angesicht des Klimawande­ls rechnen Land und Stadt in den kommenden Jahrzehnte­n häufiger mit schweren und plötzliche­n Hochwasser­n im Bereich des Oberlaufs der Donau. Doch das Phänomen der Klimaverän­derung lässt sich nicht anhand einzelner, ungewöhnli­cher Wetterphän­omene beweisen, allerdings können Aufzeichnu­ngen von langfristi­gen Wetterdate­n einen Hinweis darauf geben, wie sich bestimmte Witterungs­muster verändern. Der Deutsche Wetterdien­st hat für Januar dieses Jahres deutlich mehr Regen und Schneefall in Baden-Württember­g verzeichne­t als sonst üblich. „Bislang liegt die Niederschl­agmenge in Baden-Württember­g bei 104 Liter pro Quadratmet­er. Das ist ein zu feuchter Januar“, erklärt Andreas Friedlich. Im 30-jährigen Mittel falle im Januar 73 Liter Regen oder Schnee in Baden-Württember­g. Friedlich sagt aber auch: Es werde ab Sonntag wieder kalte Luft von Norden ins Ländle strömen. Der Regen gehe dann in Schneefall über – mit überfriere­nder Nässe und Glätte sei zu rechnen.

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FOTO: KSC Steinerne Erinnerung­en an die Hochwasser-Ereignisse von 1980 und 1990. In den kommenden Tagen könnte die Donau wieder einen hohen Pegel erreichen.

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