Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Aufwind für den Einzelhandel
Internetseite Sigmaringen-Rocks bündelt Unternehmen der Region und informiert über Dienstleistungen
SIGMARINGEN - Sechs Wochen schon haben die meisten Einzelhändler geschlossen, zum zweiten Mal. Zwar gibt es inzwischen die Option für Kunden, Ware zu bestellen und abzuholen oder sogar liefern zu lassen, aber wer was anbietet, ist vielen unklar. Richard Nawratil sieht deshalb Handlungsbedarf. Er hat kürzlich die Internetseite Sigmaringen-Rocks ins Leben gerufen, auf der sich sämtliche Unternehmen im Kreis registrieren und für ihre Dienstleistungen werben dürfen – kostenlos. Nawratil verdient daran nichts. Der Grund: „Ich merke, wie der Einzelhandel stirbt.“Die Plattform soll dabei helfen, ihn zu retten, und zwar langfristig.
Der Gedanke, die Internetseite ins Leben zu rufen, treibe den Webdesigner und Gründer des Designstudios Plurales bereits seit November herum. „Jetzt braucht es das, denn Corona wird nicht so schnell aufhören, auch nicht im Februar“, erklärt er seine Intention. Sechs Wochen habe er gebraucht, um sie zu programmieren, Mitte Januar geht sie online. Der Anstoß dazu war die Situation in seinem Wohnort Mengen: „Wenn man mit offenen Ohren durch die Gegend geht, merkt man, dass es für die lokale Wirtschaft gerade so schwierig ist, dass es sie bald nicht mehr gibt.“Weil es keine vergleichbare Seite gibt, habe er handeln wollen. Den Namen habe er aus einem simplen Grund gewählt: „Er hört sich cool an.“
Konkret sind seine Pläne folgende: Unternehmen im Kreis können sich auf der Seite kostenlos registrieren und dort Homepage, Kontaktdaten und Dienstleistungen angeben, um gefunden zu werden. Nawratil wiederum wolle die Daten in den nächsten Wochen und Monaten prüfen und ergänzen. So ließen sich die Unternehmen bündeln, seien für die Bevölkerung einfacher zu finden und blieben mit ihrem Angebot präsenter. Den Fokus legt der 54-Jährige vorerst auf die Kreisstadt, um noch hinterher zu kommen – Bad Saulgau, Mengen und Pfullendorf sollen folgen, wobei letztere Städte erst kürzlich gemeinsam das Projekt „Lokal Online Shoppen“ins Leben gerufen haben, das in eine ähnliche Richtung zielt.
Nawratils Ziel ist es, dem Einzelhandel der Region Aufwind zu geben, denn dieser sei nicht nur bedroht, sondern biete auch einen besseren Service als der Onlinehandel. „Man kann teilweise bestellen und bekommt die Ware am selben Tag. Das schafft nicht einmal Amazon“, sagt er. In diesem Zuge kritisiert Nawratil auch den Landkreis, von dem er eine Übersicht wie Sigmaringen-Rocks erwartet hatte. „Ich hätte mir eine klarere Informationspolitik gewünscht, die Einzelhändler werden im Stich gelassen“, so der Mengener.
Sollte die Coronapandemie enden, sei das aber kein Aus für Sigmaringen-Rocks. Vielmehr plant Nawratil, dass die Seite langfristig Bestand
hat und auch bei Ladenöffnung den Menschen der Region einen Überblick über ihr Angebot gibt.
Internetseite
Die Sigmaringen-Rocks ist zu finden unter
●»