Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Für die SPD in den Wahlkampf

Der 70-jährige Landtagska­ndidat Wolfgang Schreiber im Porträt.

- Von Patrick Laabs

SIGMARINGE­N - Die Corona-Pandemie lässt fast alles in den Hintergrun­d treten. Auch die Landtagswa­hl in Baden-Württember­g, die bereits am 14. März stattfinde­n wird. Es ist also an der Zeit, die Kandidaten der aussichtsr­eichen Parteien für den Landkreis Sigmaringe­n vorzustell­en. Den Auftakt macht die SPD mit ihrem Landtagska­ndidaten Wolfgang Schreiber.

Wolfgang Schreiber ist ein Sozialdemo­krat, wie er im Buche steht. Sätze wie „man muss das Kapital bändigen“, „wir sind die Partei für die Lohnabhäng­igen“und „ein starker Staat ist wichtig“kommen ihm ganz selbstvers­tändlich über die Lippen. Politisch aktiv ist der 70-Jährige, der in Villingen-Schwenning­en geboren ist und seit 1975 in Gammerting­en lebt, bereits seit mehr als fünf Jahrzehnte­n. Zum Studium verschlug es ihn Ende der 1960er-Jahre nach Berlin, wo er „in die StudentenR­evolution förmlich hineingesc­hlittert“ist. Als Kommunen gegründet wurden, war er dabei. Mit seiner Partnerin hat er zwei Kinder und drei Enkelkinde­r, geheiratet haben die beiden aber nie: „Eine Ehe galt damals als konservati­v.“Den Bund der Ehe hält er noch heute für wenig erstrebens­wert. „Wir leben wunderbar, so wie es ist“, sagt er mit einem Augenzwink­ern. Schreiber blickt auf ein bewegtes Berufslebe­n zurück. So war er unter anderem als Maschinenb­au-Fertigungs­techniker oder auch als Heilpädago­ge in Mariaberg tätig. Heute ist er quasi im Ruhestand, berät aber auch noch Firmen im Bereich Projektman­agement. Seit 1975 ist Schreiber gewerkscha­ftlich organisier­t, 1995 trat er der SPD bei, die er heute „Heimat“nennt. Er ist Vorsitzend­er der Gammerting­er SPD.

Schreiber selbst würde sich dem „Mitte-Links“-Spektrum der SPD zuordnen und kämpft für eine Erneuerung der Partei. Sie müsse wieder selbstbewu­sster werden, und die Klientel stärker bedienen. „Wenn beispielsw­eise Zollern 49 Mitarbeite­r entlässt, dann müssen wir deutlich machen, dass es so nicht geht und stattdesse­n einen Prozess einfordern, an dessen Ende keine Entlassung­en stehen“, sagt er. Die Sozialdemo­kratie müsse auch den Schultersc­hluss mit den Gewerkscha­ften wieder stärker suchen als dies in der Vergangenh­eit der Fall war: „Da wurden sicherlich Fehler gemacht“, sagt Schreiber. Die

„Ich bin in die Studenten-Revolution förmlich hineingesc­hlittert“, sagt Wolfgang Schreiber, der Ende der 1960er-Jahre in Berlin studiert hat.

Corona-Krise habe zudem gezeigt, wie wichtig ein funktionie­rendes staatliche­s System sei. „Wir müssen folglich gegen die Privatisie­rungstende­nzen ankämpfen, etwa bei Krankenhäu­sern, aber auch in allen Bereichen der Mobilität“, fordert der Gammerting­er.

Wolfgang Schreiber ist kein Träumer. Dass er lediglich verschwind­end geringe Chancen hat, in den Stuttgarte­r Landtag einzuziehe­n, ist ihm bewusst: „Es geht uns aber darum, die SPD im Landkreis Sigmaringe­n wieder attraktive­r zu machen, frischen

Wind reinzubrin­gen.“Zum Wahlkampft­eam des Kreisverba­nds, der knapp 140 Mitglieder zählt, gehören deshalb drei Jungsozial­isten um den Bundestags­kandidaten Robin Mesarosch – und eben Wolfgang Schreiber. „Das macht Spaß“, sagt der 70Jährige, der statt herkömmlic­hem Wahlkampf mit Flyern, Plakaten oder Marktständ­en nun voll auf „online“setzt. „Fast alles läuft über Facebook und Twitter. Einige Video-Veranstalt­ungen sind aber auch noch in Vorbereitu­ng“, sagt er.

Die enttäusche­nden sieben Prozent, die die SPD im Kreis Sigmaringe­n bei der Landtagswa­hl im Jahr 2016 erhalten hat, sollen möglichst klar übertroffe­n werden: „Zehn Prozent wären schön“, sagt der Rentner. Für das Land erhofft er sich 15 Prozent nach lediglich zwölf Prozent in 2016. „Es muss unser Interesse sein, wieder an der Regierung beteiligt zu sein, am liebsten in einer grün-roten Regierung“, hofft er auf ein positives Abstimmung­sergebnis für die Sozialdemo­kraten am 14. März.

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FOTO: SPD „Das Kapital bändigen“: Wolfgang Schreiber tritt für die SPD im Landkreis Sigmaringe­n zur Landtagswa­hl an. Zehn Prozent der Stimmen würde er gerne auf sich vereinigen.

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