Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Für die SPD in den Wahlkampf
Der 70-jährige Landtagskandidat Wolfgang Schreiber im Porträt.
SIGMARINGEN - Die Corona-Pandemie lässt fast alles in den Hintergrund treten. Auch die Landtagswahl in Baden-Württemberg, die bereits am 14. März stattfinden wird. Es ist also an der Zeit, die Kandidaten der aussichtsreichen Parteien für den Landkreis Sigmaringen vorzustellen. Den Auftakt macht die SPD mit ihrem Landtagskandidaten Wolfgang Schreiber.
Wolfgang Schreiber ist ein Sozialdemokrat, wie er im Buche steht. Sätze wie „man muss das Kapital bändigen“, „wir sind die Partei für die Lohnabhängigen“und „ein starker Staat ist wichtig“kommen ihm ganz selbstverständlich über die Lippen. Politisch aktiv ist der 70-Jährige, der in Villingen-Schwenningen geboren ist und seit 1975 in Gammertingen lebt, bereits seit mehr als fünf Jahrzehnten. Zum Studium verschlug es ihn Ende der 1960er-Jahre nach Berlin, wo er „in die StudentenRevolution förmlich hineingeschlittert“ist. Als Kommunen gegründet wurden, war er dabei. Mit seiner Partnerin hat er zwei Kinder und drei Enkelkinder, geheiratet haben die beiden aber nie: „Eine Ehe galt damals als konservativ.“Den Bund der Ehe hält er noch heute für wenig erstrebenswert. „Wir leben wunderbar, so wie es ist“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Schreiber blickt auf ein bewegtes Berufsleben zurück. So war er unter anderem als Maschinenbau-Fertigungstechniker oder auch als Heilpädagoge in Mariaberg tätig. Heute ist er quasi im Ruhestand, berät aber auch noch Firmen im Bereich Projektmanagement. Seit 1975 ist Schreiber gewerkschaftlich organisiert, 1995 trat er der SPD bei, die er heute „Heimat“nennt. Er ist Vorsitzender der Gammertinger SPD.
Schreiber selbst würde sich dem „Mitte-Links“-Spektrum der SPD zuordnen und kämpft für eine Erneuerung der Partei. Sie müsse wieder selbstbewusster werden, und die Klientel stärker bedienen. „Wenn beispielsweise Zollern 49 Mitarbeiter entlässt, dann müssen wir deutlich machen, dass es so nicht geht und stattdessen einen Prozess einfordern, an dessen Ende keine Entlassungen stehen“, sagt er. Die Sozialdemokratie müsse auch den Schulterschluss mit den Gewerkschaften wieder stärker suchen als dies in der Vergangenheit der Fall war: „Da wurden sicherlich Fehler gemacht“, sagt Schreiber. Die
„Ich bin in die Studenten-Revolution förmlich hineingeschlittert“, sagt Wolfgang Schreiber, der Ende der 1960er-Jahre in Berlin studiert hat.
Corona-Krise habe zudem gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes staatliches System sei. „Wir müssen folglich gegen die Privatisierungstendenzen ankämpfen, etwa bei Krankenhäusern, aber auch in allen Bereichen der Mobilität“, fordert der Gammertinger.
Wolfgang Schreiber ist kein Träumer. Dass er lediglich verschwindend geringe Chancen hat, in den Stuttgarter Landtag einzuziehen, ist ihm bewusst: „Es geht uns aber darum, die SPD im Landkreis Sigmaringen wieder attraktiver zu machen, frischen
Wind reinzubringen.“Zum Wahlkampfteam des Kreisverbands, der knapp 140 Mitglieder zählt, gehören deshalb drei Jungsozialisten um den Bundestagskandidaten Robin Mesarosch – und eben Wolfgang Schreiber. „Das macht Spaß“, sagt der 70Jährige, der statt herkömmlichem Wahlkampf mit Flyern, Plakaten oder Marktständen nun voll auf „online“setzt. „Fast alles läuft über Facebook und Twitter. Einige Video-Veranstaltungen sind aber auch noch in Vorbereitung“, sagt er.
Die enttäuschenden sieben Prozent, die die SPD im Kreis Sigmaringen bei der Landtagswahl im Jahr 2016 erhalten hat, sollen möglichst klar übertroffen werden: „Zehn Prozent wären schön“, sagt der Rentner. Für das Land erhofft er sich 15 Prozent nach lediglich zwölf Prozent in 2016. „Es muss unser Interesse sein, wieder an der Regierung beteiligt zu sein, am liebsten in einer grün-roten Regierung“, hofft er auf ein positives Abstimmungsergebnis für die Sozialdemokraten am 14. März.