Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rückblick auf eine stressige Anfangszeit
Seit 50 Jahren steht die Laizer Familie Bermann im Dienst der Fahrzeuge
LAIZ - Exakt vor 50 Jahren: Der Laizer Erwin Bermann hat am 1. Februar 1971 mit seiner KFZ-Werkstatt den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ein Schritt, der ihm und seiner Frau Hildegard besonders in den Anfangsjahren viel abverlangte, den beide aber rückblickend zum 50-jährigen Firmenjubiläum ganz entspannt betrachten. Ihr ältester Sohn Rainer, im Jahr der Firmengründung geboren, hat mittlerweile die Werkstatt übernommen, die Senioren haben sich zurückgezogen, sind aber im Unternehmen immer noch eine wichtige Stütze.
Bereits mit jungen Jahren werkelte Erwin Bermann in der Werkstatt seines Vaters Anton Bermann. Dieser hatte 1945 im Laizer Unterdorf eine Werkstatt für Fahrräder, Rasenmäher und Mopeds errichtet, die er bis 1975 betrieb. Erwin Bermann half mit aus, spezialisierte sich jedoch auf Autos. „Mein Vater hat mir freie Wahl gelassen“, sagt der 74-Jährige. Bei der Firma Ernst Lorch in Albstadt absolvierte er eine Ausbildung zum KFZ-Elektriker, 1964 legte er die Gesellenprüfung ab. Bis 1970 arbeitete er in Albstadt, machte im gleichen Jahr seinen Meister und trat am Tag der Übergabe des Meisterbriefes auch noch in den Stand der Ehe. „Das war schon eine turbulente Zeit“, sagt er lachend. Als frischgebackener Ehemann, werdender Vater und KFZ-Elektrikermeister meldete er 1971 das Gewerbe an. „Das war keine leichte Zeit“, sagt der Senior rückblickend. Als Ein-Mann-Betrieb habe er eine Sechs-Tage-Woche, oft mit zwölf Stunden täglich gehabt. Immer zur Seite seine Frau, die neben den drei Kindern den Haushalt und die komplette Buchhaltung erledigte. Und nicht nur das.
„Wenn mein Mann bei den Lastwagen beispielsweise ein Telefon eingebaut hatte, kamen die Fahrer anschließend zu mir, damit ich die
Kurzwahlnummern einspeichere“, erinnert sich Hildegard Bermann augenzwinkernd.
Die Werkstatt wurde allmählich zu klein, Bermanns erwarben nach langem Kampf das angrenzende Waschhäuschen und das Waaghäusle. „Wir waren mit dem Umbau fast fertig, da kam die Ortskernsanierung und schmiss all unsere Pläne um“, sagt Erwin Bermann. Die Firma zog in den Paulter Weg, 1991 begann der
Neubau, im Oktober 1993 erfolgte der Umzug. Zu dieser Zeit hatte Bermanns ältester Sohn Rainer erfolgreich sein Abitur beendet. Während des anschließenden Grundwehrdienstes reifte sein Entschluss, in den elterlichen Betrieb mit einzusteigen. „Der Gedanke der Selbstständigkeit gefiel mir“, sagt Rainer Bermann zu seiner damaligen Entscheidung. „Außerdem wollte ich nicht weg aus Laiz, hier habe ich meine Familie, Freunde, die Musik“, so der 49-Jährige. Er absolvierte wie sein Vater die Ausbildung zum KFZElektriker bei der Firma Lorch, für besondere Leistungen erhielt er unter anderem den bayerischen Staatspreis. Eine Ausbildung zum BoschSystemtechniker sattelte er obenauf. 1996 dann der Einstieg ins elterliche Unternehmen, zwei Jahre später die Meisterprüfung. Auch sein Bruder Andreas Bermann absolvierte erfolgreich die KFZ-Mechaniker-Ausbildung und die Meisterprüfung. Fünf Jahre verstärkte auch er das Familienunternehmen.
„50 Jahre - eine Ewigkeit und doch so schnell vorbei“, sagt Erwin Bermann rückblickend. Während er damals Radios, Lautsprecher, Telefone, Sicherheitsgurte und Klimaanlagen eingebaut und Lichtmaschinen, Kabel, Anlasser oder Vergaser repariert hat, stehen heute der Kundendienst und die Technisierung im Vordergrund. „Früher waren es viel mechanische Wartungsarbeiten, heute wird vieles elektronisch gesteuert, was aber auch komplexer und teilweise aufwendiger ist“, sagt Rainer Bermann.
Zum 1. April 2012 hat er mit seiner Frau Monika die Werkstatt, die sich mittlerweile 1a autoservice Bermann nennt, übernommen. Ob seine Kinder später vielleicht das Unternehmen weiterführen, sieht er vollkommen gelassen. „Das sollen sie selbst entscheiden, so wie ich es damals auch allein für mich entschieden habe.“