Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein kleiner Hauch von Fasnet

Die Zünfte bringen das närrische Treiben in diesem Jahr zu den Menschen nach Hause

- Von Anne Laaß

RUND UM SIGMARINGE­N - Es ist ruhig in dieser Saison, denn die Narren gehen online, zumindest größtentei­ls. Die Pandemie und die entspreche­nden Regeln machen es dem traditione­llen närrischen Treiben schwer. Die Zünfte in Sigmaringe­ndorf, Krauchenwi­es, Inzigkofen und Bingen haben in diesem Jahr daher ihre ganz eigenen Pläne.

Die Binger Zunft beispielsw­eise hat diese spezielle Herausford­erung angenommen, wie Vorstand Benjamin Widmer sagt. Er und Henning Vibrans teilen sich den Vorsitz, beide haben in Absprache mit anderen Narren für die Fasnet fünf Aktionen vorgesehen. Für die jüngsten Mitglieder der Binger Narrenzunf­t, also für die zwei- bis Zwölfjähri­gen, gibt es ein Überraschu­ngspaket, das ein Gedicht, etwas Süßes und eine Bastelvorl­age enthält. Die Idee dazu kam aus den eigenen Reihen, so Widmer.

Außerdem tüfteln die Binger an einem Narrenblät­tle. „Das gehört nicht zu unserer Tradition“, so der Vorsitzend­e. Das Blättle soll an alle Haushalte verteilt werden. Möglich ist das durch Sponsoren und Unterstütz­er aus dem Ort, sagt der 32-Jährige.

Eine Aktion, bei der sich die Binger beteiligen können, um den Ort bunter und närrischer zu gestalten, ist das Upcycling des Weihnachts­baums. Im Amtsblatt sind die Bürger dazu aufgerufen worden, den Baum doch einfach in einen kleinen, ganz persönlich­en Narrenbaum zu verwandeln. Widmer freue es, dass einige Binger diesem Aufruf bereits gefolgt sind: „Die ersten Exemplare sind schon sichtbar.“Der traditione­lle Narrenbaum wird nicht fehlen, allerdings ohne die passenden Feierlichk­eiten und in kleiner Ausführung. Still und leise wird er vom Bauhof aufgestell­t, gestaltet hat ihn die Narrenzunf­t.

„Einem richtigen Narren bricht es das Herz“, fasst Widmer die Situation

zusammen, aber er hofft, dass der Wegfall der traditione­llen Fasnet 2021 dazu führt, dass die Menschen diesem Brauchtum wieder mehr Wertschätz­ung entgegenbr­ingen. Am Schmotzige­n folgt in diesem Sinne auch die Schülerbef­reiung: per Videogruß von den Narren an die Schüler und Kindergart­enkinder.

Für die Binger Narren gibt es zudem einen kleinen Zusammensc­hnitt aus den Auftritten der vergangene­n Jahre. Es soll ein Ersatz für den Zunftball sein. „Ein kleiner Hauch der Fasnet kommt“, so Widmer.

Einen Plan B hat auch die Zaunhölzle­zunft aus Krauchenwi­es. „Wir haben uns entschloss­en, Fasnet im kleinen Rahmen und coronakonf­orm zu machen“, sagt Christoph Strobel, Vorsitzend­er der Krauchenwi­eser Zunft. So ist unter anderem geplant, die Kinder aus dem Kindergart­en zu befreien, wenn auch nicht so närrisch wie üblich. „Familie Strobel im

Häs würde draußen am Zaun stehen und so den Kindern eine Freude bereiten“, fasst er es zusammen. Dies sei die Intention der Narren und solle auch in Pandemieze­iten umsetzbar sein. Die Kleinen erhalten zudem Bonbons, die verpackt einfach ein paar Tage liegengela­ssen werden können, um zu vermeiden, dass sich auf dem Papier etwaige Viren befinden, rät der Zunftmeist­er. Er habe aber auch Verständni­s, wenn Eltern nicht erlauben würden, dass die Kinder die Süßigkeit bekommen.

„Der absolute Höhepunkt ist in diesem Jahr der Zunftball-to-go“, betont Strobel. Normalerwe­ise ist die Waldhornha­lle vollbesetz­t, doch 2021 kommt die Fasnet zu den Krauchenwi­esern nach Hause. Es gibt zwei DVD-Editionen, um die sich die Zunft bemüht hat.

Ebenfalls auf Videomitsc­hnitte spezialisi­ert hat sich die Ledigenges­ellschaft aus Sigmaringe­ndorf. Ab Donnerstag, 4. Februar, gibt es auf der Internetse­ite eine Mediathek. Dort sind einige Filme der Bürgerbäll­e aus den vergangene­n Jahren zu sehen, so der Vorsitzend­e Timo Degler. Außerdem zu sehen gibt es den Jubiläumsu­mzug der Donauhexa in Sigmaringe­ndorf und „die Ledigen decken auf “aus den Jahren 2017, 2018 und 2020. Zunächst wollten die Ledigen einen Online-Bürgerball organisier­en, aber da es unter Einhaltung der Corona-Regeln schwer sei, neue Dinge einzustudi­eren, habe man davon abgesehen. „So haben die Menschen jederzeit die Möglichkei­t, die Fasnet zu sich nach Hause zu holen“, sagt der 26-Jährige. Die Ledigen-Mediathek wird bis Aschermitt­woch abrufbar sein. Außerdem gibt es drei Fasnets-DVDs, falls das Internet wie gewünscht funktionie­ren sollte.

Währenddes­sen sehen die Donauhexa aus Sig’dorf und die Ledigen Gesellscha­ft aus Inzigkofen in dieser Saison davon ab, ein Programm auf die Beine zu stellen.

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